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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer
Autoren: Mark Roberts
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Revolution?»
    «Kanathos …»
    «Capaneus? A für Alessio, das schiefe A für Alpha, die Ablageorte der Leichen, all dieses geheime Wissen, das verborgene, gefährliche Wissen? Das ist ein Haufen Scheiße, Paul. Tut mir leid, dass ich Ihnen diese schlechte Nachricht überbringen muss, aber die Capaneus-Masche ist ungefähr genauso wahrhaftig wie der Quatsch, den Pastor Jim Ihrer Mutter damals in der Kirche des Lebendigen Lichts verzapft hat. Flint hat Sie verarscht, genau wie Pastor Jim es mit Ihrer Mutter gemacht hat. Es gibt keinen Alessio Capaneus, der ist reine Fiktion, und Sie sind darauf hereingefallen! Wie die Mutter, so der Sohn. Was für zwei Einfaltspinsel.»
    Dwyer riss sich von Rosens Griff los, und Rosen hörte, wie eine Schachtel Streichhölzer sich auf den Betonboden entleerte. Er trat mit dem Fuß zu, lauschte auf ein Geräusch von Dwyer und versuchte, seinen Kopf zu treffen, schlug aber ins Leere.
    Er hörte, wie ein Streichholz auf dem rauen Boden angestrichen wurde. Jetzt traf Dwyers Atem sein Gesicht. Ein kleines Flämmchen knisterte in der verbrauchten Luft.
    «Sie werden ebenfalls brennen, Dwyer», sagte Rosen. «Dafür habe ich gesorgt, als ich Sie an mich gezogen habe. Nur zu, stecken Sie mich an. Wenn ich brenne, brennen Sie auch!»
    Ein Schuss. In dem engen Raum hallte ein einzelner Pistolenknall. Rosen spürte dicht bei seinem Kopf eine Bewegung in der Luft und merkte dann, dass Dwyer zusammengebrochen war. Beim Sturz war das Streichholz erloschen. Einen Augenblick lang war es, als gehörten die Geräusche der Welt in voneinander getrennte Abteilungen. Der Widerhall des Schusses, der in der schlechten Akustik des Kellers erstarb. Der Aufprall des stürzenden Dwyer.
    «David?» Bellwoods Stimme. Carol kam näher, langsam und stetig, aber so schnell sie konnte. «Ich nehme Sie jetzt bei der Hand, David.»
    Er spürte Bellwoods Finger, die seine Hand energisch von seinem Gesicht wegzogen.
    «Nicht die Augen reiben, David.»
    «Sie ist tot», sagte Rosen.
    «Ich untersuche Paul Dwyer im Schein der Taschenlampe. Ich leuchte in sein Gesicht und auf seinen Kopf. Ein Pistolenschuss aus großer Nähe, eine Verletzung der Stirnlappen seines Gehirns.»
    «Sie haben ihn erschossen, Carol.»
    «Nein, das waren Sie», gab sie zurück. «Ich konnte wegen des Rauchschleiers nichts sehen, als ich den Schuss gehört habe, aber Sie haben ihn erschossen, David.»
    «Nein, ich war es nicht», entgegnete Rosen. «Ich habe die Waffe fallen lassen, als der kleine Scheißkerl mir Spiritus in die Augen geschüttet hat.»
    «Schnell», sagte Bellwood. «Gold, schaffen Sie hier etwas Wasser runter! Fassen Sie Ihre Augen nicht an, David! Sarah? Sarah Rosen?»
    Er fragte sich, warum Bellwood seine tote Frau anredete.
    Bellwood ließ Rosens Hand los und ging in die Hocke. Rosen folgte ihrer Stimme.
    «Sarah?» Bellwoods Stimme klang wie ein Flehen um Gnade. «Einen Krankenwagen, Gold, wir brauchen einen Krankenwagen.»
    «Wie sind Sie reingekommen?», fragte Rosen.
    «Ich bin durch die Getreiderutsche eingestiegen. Er hat die Kellertreppe angezündet und so den Eingang versperrt, den Sie genommen haben.»
    Ein dreimaliges Klopfen auf dem Boden, leise Geräusche.
    Bellwood flüsterte: «Knien Sie sich da hin, wo Sie stehen, David.»
    «David», sagte Sarah. Beim Klang der Stimme seiner Frau wandte er den Kopf.
    «Sarah?» Seine Stimme flog ihr entgegen.
    Er kniete sich hin, tastete in der Dunkelheit herum und legte die Hand sanft auf den Arm seiner Frau. Die Pistole entglitt ihr. Als er ihre Hand berührte, stieß sie einen erschöpften Schmerzensschrei aus, da der Spiritus auf seinen Fingern in eine offene Wunde eindrang.
    «Es tut mir leid», sagte er.
    «David. Das Baby?» Das verhallende Echo eines verlorenen Flüsterns.
    Er konnte nicht antworten, brachte kein Wort heraus.
    «Ich habe ihn umgebracht …», sagte Sarah. «David, ich habe dich gehört. Ich habe die Pistole gesehen … auf dem Boden. Ich habe geschossen … auf … seinen Kopf.»

[zur Inhaltsübersicht]
    69
    Zwei Stunden später saß Rosen am Krankenhausbett seiner Frau und tupfte sich die brennenden Augen mit einem kalten feuchten Tuch ab. Seine verschwommene Sicht kehrte langsam zurück. Sie war sediert worden und schlief friedlich. Er faltete seine Hände über ihre, die zerkratzt und wundgescheuert auf der Bettdecke lagen.
    Er dachte an das, was sie im Keller durchlitten hatte, und wünschte, er hätte einen Gott, zu dem er für Sarah und das
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