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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer
Autoren: Mark Roberts
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hatte. Es gab keine Zeit, die Toten zu beklagen. Es war höchste Zeit, die Lebenden zu retten. Sie drehte sich um.
    Sie musste an ihm vorbei in den weiter entfernten Raum und verfluchte ihr Pech, den Altar zur falschen Seite hin verlassen zu haben. In dem Raum, in dem sie gefangen gehalten worden war, musste es die Treppe geben.
    Der Qualm stieg auf Hüfthöhe und verteilte sich in dem unbelüfteten Keller.
    In ihre Oberschenkel war inzwischen Gefühl zurückgekehrt, aber nicht in ihre Knie, Waden und Füße. Sie schleppte sich mühsam weiter.
    Sie kam zum Eingang des Nachbarraums und zog sich auf die Knie hoch, krabbelte auf allen vieren durch den Rauch und versuchte, durch den beißenden Qualm hindurch etwas zu erkennen, während sie den Atem anhielt.
    Der Rauch schlängelte sich über den Betonboden, und hinter dem Eingang konnte sie die Treppe erkennen. Der Weg nach draußen. Davor aufsteigender Rauch.
    Ihre Knie und Handflächen waren von dem rauen Boden aufgeschürft. Sie krabbelte schneller, ihr Ziel war die unterste Stufe, und jede Bewegung von Knien und Händen brachte sie dem Entkommen ein wenig näher.
    Die unterste Stufe. Sie berührte sie, das gesegnete Holz der Treppe, sie berührte das Holz und befleckte es mit dem Blut ihrer Hände. Die Treppe zur Rettung.
    Die Treppe führte zu einer Luke, die sie oben erkannte. Mit einem tiefen Atemzug bereitete sie sich auf den Aufstieg vor, fest entschlossen, auf den Knien hochzuklettern und sich dabei mit den Händen am Geländer hochzuziehen.
    Sie schlug sich das Knie an der Kante der untersten Stufe auf, schaffte es aber, sich auf die erste Stufe hochzuzerren. Sie hielt sich mit den Händen am Treppengeländer fest und folgte mit den Augen dem aufsteigenden Qualm zur Luke, von der der Haken herabhing. Die Luke war unverriegelt. Während sie sich zur zweiten Stufe hochkämpfte, begann sie, sich Hoffnung auf ein Entkommen zu machen.
    Sarah stellte ihren Fuß hin, aber er war noch immer so taub, dass sie nichts fühlte. Sie konnte die Stufen nicht aufgerichtet hinaufsteigen.
    Auf der dritten Stufe zählte sie, dass sie noch weitere acht vor sich hatte. Acht Stufen und eine offene Luke, der Weg zum Leben.
    Dann spürte sie einen scharfen Schmerz im rechten Knöchel und drehte sich um.
    Augen und Zähne. Sein Gesicht war vollständig von der Speiche durchspießt, von einer Wange zur anderen, die Zunge schaute anklagend zwischen den Zähnen hervor, ebenfalls fixiert. Die Spitze der Speiche war abgebrochen. In ihrem Knöchel steckte eine Injektionsnadel.
    Blut rann von seinen Mundwinkeln und den Enden der Speiche herunter.
    Ein Auge war verletzt, rot und geschwollen.
    Schwindlig vor Angst ergab sie sich in ihr Schicksal.
    Er sagte etwas Gemeines, das nicht zu verstehen war, allein die Boshaftigkeit seines Tonfalls war unverkennbar.
    Sie stürzte unter dem Blick seiner Augen und in Reichweite seiner Zähne nach unten.
    Augen, Zähne, Metallspeiche. Sie fiel rückwärts mit dem Kopf voran. Ihr zuletzt erlöschender Sinn, das Gehör, vernahm seinen Wutschrei, als sie ins Dunkel stürzte.

[zur Inhaltsübersicht]
    67
    «Können Sie nicht schneller fahren?», drängte Rosen. «Was ist denn los mit Ihnen, Carol?»
    «Wir müssen vom Gas gehen, David …»
    «Denken Sie etwa, ich weiß verdammt noch mal nicht, warum Sie Tempo wegnehmen mussten?»
    «Es fühlt sich so an, als fahren wir langsamer als achtzig, aber seit London sind wir mit mehr als hundertsechzig unterwegs.»
    Das Hinweisschild am Straßenrand verriet Rosen, dass sie in der Nähe von Uckfield waren, wo sie die wartenden Beamten der Sussex Police treffen sollten.
    Er blickte auf den Tacho, und Bellwood hatte recht. In einem Gewirr von kurvigen Straßen fuhren sie achtzig.
    «Es kommt mir so vor, als würde ich sie verraten», sagte er, stellte die Sirene aus und sah zu, wie der Zeiger auf vierzig, dreißig, zwanzig und darunter fiel, bis sie schließlich standen.
    Rosen war aus dem Auto gestiegen, bevor Bellwood noch die Handbremse angezogen hatte. Ein Mann kam auf ihn zu.
    «DCI Rosen?»
    «Ja. DCI Murphy?» Zur Antwort erhielt er ein knappes Kopfnicken.
    Die Nacht senkte sich rasch auf die Straßen von East Sussex herab; Vögel waren zu hören, hinter einer dünnen Wolkenbank kam der Mond zum Vorschein.
    «Caxton Farm?», drängte Rosen.
    «Okay, es gibt zwei Eingänge ins Farmhaus. Hinten und vorne. Die Zufahrt von vorn ist ein besserer Wirtschaftsweg. Hinter dem Haus liegen Felder, die Hügel der South
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