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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer
Autoren: Mark Roberts
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menschlich noch tierisch, erfüllte den Keller. Sie bohrte die Speiche tiefer und fühlte, wie seine Zunge sich wand. Sie war dick und hart. Mit der anderen Hand packte sie seinen Haarschopf, damit er still hielt, und stieß die Waffe noch tiefer in seine Zunge.
    Seine Hand schoss zu ihrem Gesicht hoch und erwischte ihr Auge. Sie ließ sein Haar los, packte sein rechtes Handgelenk, zog seine Finger zu ihrem Mund und biss so fest wie möglich zu. Sie fühlte, wie Knochen brachen, auch wenn sie es nicht hörte.
    Dann rammte sie ihm den Ellbogen gegen den Schädel, packte ihn erneut bei den Haaren und drückte seinen Kopf in Richtung Speiche, die sich tiefer und tiefer durch seine Zunge bohrte.
    Sie spürte, wie die Speiche leichter weiterrutschte, als sie auf der anderen Seite der Zunge herauskam. Sie drückte noch fester, und die Speiche traf auf die innere Wand der anderen Wange. Sie presste seinen Kopf auf den Altar. Sein linkes Auge begegnete ihrem, und sie spuckte seine Finger aus.
    «Ich bin nicht deine Mutter.» Ihre Worte schmeckten nach seinem Blut.
    Sie drückte weiter, und die Speiche fuhr in seine Wange. Die Spitze drang durch seine Haut und bohrte sich in den Samt und das Holz der Altarplatte darunter.
    Sie suchte die Injektionsspritze und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie vom Altar auf den Boden gerollt und jetzt im Rauch nicht mehr zu sehen war.
    Er führte die blutenden Finger an ihre Kehle, aber als sie ihn wieder beim Handgelenk packen wollte, riss er es weg.
    Die Spitze der Speiche versank im Holz. Sie drehte sie immer tiefer.
    Eine Woge der Schwäche überkam sie, der Energieschub, mit dem sie sich gewehrt hatte, versiegte, und sie fühlte sich schwindelig. Sie widerstand diesem Gefühl mit ihrer ganzen Kraft.
    Sie drückte seinen Kopf weiter auf den Tisch, während der Rauch ihr in die Nase stieg und ihre Kehle reizte.
    Die Speiche steckte fest in der flachen Altarplatte, sein Gesicht war seitlich auf dem Samttuch festgenagelt.
    «Das hier sind meine Finger, und das hier sind meine Fingernägel», sagte Sarah und hielt ihre spitzen Krallen dicht vor seine heftig zwinkernden Augen. «Das hier sind die Fingernägel der fünf Frauen, die du ermordet hast. Von uns allen habe ich eine Botschaft für dich.»
    Er presste die Augen zusammen. Sie krallte zwei Finger in das Lid, grub sie in den Augapfel darunter und spürte die Rundung zwischen Augapfel und Schädel. Sie versuchte, ihm das Auge auszudrücken, aber er drehte den Hals gegen den Altar, und ihre Finger glitten ab. Sie ballte die Faust und hämmerte sie ihm auf die Nasenspitze. Sie schlug wieder und wieder zu, aber mit jedem Schlag spürte sie, wie ihre Kraft nachließ und die Wucht der Hiebe schwächer wurde.
    Blut sickerte aus seinem Mundwinkel auf den Samt, und er rührte sich nicht mehr.
    Sie beugte sich über ihn, um ihm die Nase mit den Schneidezähnen zu brechen, kam aber nicht nah genug an sie heran.
    Sie schlug ihm die Faust gegen die Schläfe. Er gab keinen Laut von sich.
    Sein Körper hing schlaff herab, sein Gewicht wurde nur noch von der in der Tischplatte steckenden Speiche gehalten. Sein Gesicht war von Rauch umhüllt.
    Sie versuchte, vom Altar herunterzusteigen, stürzte aber im dichter werdenden Rauch zu Boden, ihre Beine versagten den Dienst.
    Die Beine waren von der Hüfte bis zu den Zehen praktisch taub und kribbelten wie von Nadelstichen, nur ihre Arme fühlte sie noch. Sie rappelte sich auf alle viere auf und kroch davon, ihre Augen brannten vom Rauch, und ihre Sicht war verschwommen.
    Wo war die Tür? Der Weg nach draußen. Es war ein Keller, sie brauchte eine Treppe nach oben. Vielleicht im Nachbarraum hinter dem nächsten Eingang. Licht sickerte von dort durch den heranquellenden Rauch herein, und sie schleppte sich darauf zu.
    Sie blickte auf seine reglose, auf dem Altar aufgespießte Gestalt zurück.
    Er fiel herunter und lag nun wie ein Bündel auf dem Boden.
    Im Eingang zum Nachbarraum suchte sie nach einer Treppe, aber sie sah nur ein Wandbord. Darauf standen fünf Gläser mit fünf Babys darin. Am Ende der Reihe stand ein sechstes, leeres Glas, das für ihr eigenes Kind bestimmt war.
    «David!», rief sie. Aber sie wusste, dass er sie nicht hören konnte und nicht kommen würde. Wenn sie es nicht schnell nach draußen schaffte, würde sie hier drinnen sterben, und ihr Baby würde – zusammen mit den anderen fünf – Nahrung für die Flammen sein, die der Herodes-Killer in seiner Zwanghaftigkeit entzündet
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