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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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den Hörer auf die Gabel zurück. Dann bückte er sich und hielt das abgerissene Kabelende in die Höhe. „Haben Sie das getan?"
    „Wie käme ich dazu?" fragte Porezzi erstaunt.
    Mrs. Porezzi hob die Lider. „Vielleicht ist irgend jemand darüber gestolpert. Zu Hause ist mir schon einmal etwas ganz Ähnliches passiert."
    „Das Kabel geht von dem Apparat weg hinter dem Tisch in die Buchse", sagte Claremont. „Niemand kann darüber gestolpert sein."
    „Das stimmt", sagte in diesem Moment eine Stimme hinter dem Inspektor. „Heben Sie die Hände . .. und zwar sofort!"
    Claremont ließ das Kabel fallen und kam der Aufforderung nach. Er hatte nur Porezzi im Blickfeld, und er erkannte an der Verblüffung, die sich im Gesicht des Pianisten ausdrückte, daß der Hausbesitzer von dieser plötzlichen Wende zutiefst überrascht war.
    „Treten Sie mit dem Gesicht an die Wand!" befahl die unbekannte Stimme.
    Claremont zögerte. Aber dann gehorchte er. Er merkte, daß jemand von hinten an ihn herantrat und seinen Anzug abklopfte. Eine Hand fuhr in die Tasche und holte Porezzis Pistole heraus.
    „Wo ist Ihre Dienstwaffe?" erkundigte sich die Stimme.
    Die Frage brachte den Inspektor darauf, daß er versäumt hatte, sich bei Porezzi nach dem Verbleib seiner Dienstpistole zu erkundigen.
    „Sie ist in meinem Zimmer", sagte Porezzi in diesem Moment.
    „Sie haben Sie ihm abgenommen?"
    „Ja. Haben Sie etwas dagegen? Wer sind Sie überhaupt, und wie kommen Sie hier herein?"
    „Mein Name ist Gilbert", sagte die Stimme. „Gilbert Ferringdew."
    „Ich verstehe", meinte Porezzi. „Sie sind Miß Brewers Ex-Verlobter."
    „Nicht nur das", sagte Gilbert. „Ich bin auch Ihr Lebensretter."
    „Wie soll ich das auffassen?" fragte Porezzi.
    „Wie es gesagt ist. Ich übernehme Claremont, und Sie zahlen mir dafür zusätzliche hunderttausend Dollar zu der Summe, die Ellen und mir von Mrs. Porezzi zugesagt wurde."
    „Darf ich mich umwenden?" fragte Claremont.
    „Meinetwegen", brummte Ferringdew. „Aber bleiben Sie mit dem Rücken zur Wand stehen und lassen Sie sich nicht einfallen, die Arme herab zu nehmen!"
    Claremont drehte sich um und starrte in das grinsende Gesicht von Gilbert Ferringdew. „Das ist eine böse Überraschung für Sie, was?" erkundigte sich der junge Mann.
    „Ich bin an Überraschungen gewöhnt", meinte der Inspektor gelassen.
    „Von dieser hier werden Sie sich nicht erholen", prophezeihte Gilbert, der einen grauen Flanellanzug und einen weichen, dazu passenden Filzhut trug.
    „Ich verstehe das alles nicht", stotterte Porezzi. „Wie kommen Sie nach hier?"
    „Na, wie denn wohl? Ich schöpfte Verdacht, als Ihre Mutter sich nicht bei Ellen blicken ließ", erklärte Ferringdew, ohne den Inspektor dabei aus den Augen zu lassen. „Das gefiel mir nicht. Ich witterte Unrat und ahnte, daß sie im Zuge der Ereignisse plötzlich weich geworden war. Deshalb machte ich mich auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen. Das meiste von dem, was sich heute Nacht ereignet hat, konnte ich aus sicherer Entfernung mitverfolgen. Obwohl ich nicht hören konnte, was gesprochen wurde, war es doch nicht schwer, sich aus dem Ablauf der Geschehnisse ein Bild zu machen. Hier, auf Ihrem Grundstück, wurde ich dann zum erstenmal Zeuge verschiedener Gespräche, die meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten. Naja... und deshalb bin ich froh, gekommen zu sein!"
    „Wir haben Sie nicht darum gebeten!" sagte Porezzi.
    „Wie bitte?" staunte Ferringdew. „Ich höre wohl nicht richtig? Mann, was ist denn in Sie gefahren? Sie sollten mir dankbar sein, daß ich bereit bin, Sie von diesem Alpdruck zu befreien!"
    „Sie können mich von keinem Alpdruck befreien", antwortete der Pianist bitter. „Niemand kann das. Und damit von Anbeginn keine Zweifel aufkommen... ich habe nicht vor, mit einem Erpresser zu verhandeln!"
    „Na, das wirft mich um! Von Erpressung kann doch keine Rede mehr sein! Ich offeriere Ihnen ein gutes Geschäft! Sie zahlen mir dreihunderttausend muntere Smackeroos, und ich beseitige dafür den einzigen Mann, der Ihre Mutter auf den Stuhl, und Sie ins Zuchthaus bringen könnte!"
    „Ihr Angebot interessiert mich nicht", sagte Porezzi knapp.
    Ferringdew warf einen raschen, erstaunten Blick auf Mrs. Porezzi. „Ist der Kerl von Sinnen?" fragte er. „Er scheint nicht zu wissen, was ohne meine Hilfe auf ihn zukommt! Sie müssen ihn zur Vernunft bringen..."
    „Warum sollte ich?" fragte Mrs. Porezzi müde. „Er hat ja recht. Es ist
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