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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Stromversorgung gab.
    Er stand auf und rüttelte an der Stahltür. Natürlich war sie verschlossen. Dann ging er auf die Kiste zu und hob ihren Deckel. Es befand sich eine größere Zahl wasserdicht verpackter Pakete darin. Ihrer Aufschrift war zu entnehmen, daß es Notrationen für den Fall eines atomaren Angriffs waren. Er schaute sich nochmals in dem Raum um und erfaßte, daß er sich in einem jener kleinen Privatbunker aufhielt, die geschäftstüchtige Baufirmen in der Zeit der großen Atombombenangst konstruiert und verkauft hatten.
    Daher das Aggregat! Jeder dieser kleinen, für vermögende Privatleute bestimmten Bunker war mit einer eigenen Stromerzeugungsanlage ausgerüstet. Es war also gut möglich, daß er sich doch innerhalb der Stadtgrenzen befand. Er setzte sich auf das Bett. Erst jetzt fiel ihm ein, nach seiner Dienstpistole zu greifen. Man hatte sie ihm abgenommen. Nur die Uhr war noch an seinem Handgelenk. Ein Blick auf ihr Zifferblatt belehrte ihn, daß er über eine Stunde ohne Bewußtsein gewesen war.
    Als an der Tür ein Geräusch entstand, spannten sich seine Muskeln. Er erhob sich. Die Tür öffnete sich. In ihrem Rahmen erschien Marcus Porezzi. Der Pianist war mit einem alten Trenchcoat bekleidet. Auf dem Kopf trug er einen karierten Sporthut. Und in der Rechten hielt er eine Pistole.
    „Porezzi!" entfuhr es dem überraschten Claremont.
    „Setzen Sie sich!“ befahl der Pianist.
    Claremont gehorchte und fragte gleichzeitig: „Was soll das bedeuten?"
    Porezzi schloß hinter sich die Tür, ohne dabei den Inspektor auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er wirkte um Jahre gealtert. Unter seinen Augen zeigten sich bläuliche Schatten.
    „Sie werden sterben müssen, Claremont", sagte der Pianist. Seine Stimme war müde und schleppend.
    „Haben Sie den Verstand verloren?"
    „Ich bin nahe daran, das zu tun", meinte Porezzi.
    „Warum wollen Sie mich töten?"
    „Weil Sie der einzige sind, der meine Mutter dem Henker ausliefern kann."
    „Sie vergessen Ferrick."
    „Mit dem komme ich schon klar. Albert ist mein Freund. Ich werde mit ihm sprechen..."
    „Sie wissen also...?"
    „Ja, ich weiß, daß meine Mutter Elliot und Deila getötet hat", bestätigte Porezzi.
    „Sie haben es von Anbeginn gewußt?"
    „Nein, erst seitdem Ferrick es ausgesprochen hat. Er täuscht sich selten. Mit seiner Nase wäre er in der Tat ein hervorragender Polizist geworden. Ich wollte seine Worte nicht wahrhaben, aber allmählich dämmerte mir, daß er nicht log..." Er seufzte. „Es ist ein Teufelskreis, Inspektor, aber was soll ich machen? Ich muß Sie töten, um meine Mutter zu retten. Das ist die schreckliche Alternative."
    „Haben Sie denn am Beispiel Ihrer Mutter noch nicht begriffen, daß es schlechthin unmöglich ist, mit einer solchen Tat ungestraft davon zu kommen?"
    „Mein Leben ist zerstört, Inspektor. Es ist zuviel geschehen, als daß ich in der Lage wäre, es zu verkraften. Ich habe nur noch die Aufgabe, meine arme, irregeleitete Mutter vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren."
    „Sie ist eine Mörderin, Porezzi, vergessen Sie das nicht. Sie hat nicht aus Liebe, sondern aus Eifersucht gehandelt, und sie hat die Frau getötet, die Sie liebten!"
    „Ich verurteile, was meine Mutter getan hat", sagte Porezzi müde. „Es sind Scheußlichkeiten, die ich nicht begreifen kann. Aber meine Mutter hat es aus Liebe getan... aus Liebe für mich. Das muß ich honorieren. Und allein aus diesem Grund werde ich sie retten..."
    „Sie können sie nicht mehr retten!"
    „Warum nicht, Claremont? Sie und Ferrick sind im Moment die einzigen, die die wahren Zusammenhänge kennen. Mit Ferrick werde ich mich einigen. Wenn Sie tot sind, gibt es niemand, der meine Mutter gefährden könnte..."
    „Sie sind erschreckend naiv, wenn Sie glauben, daß die Polizei nicht früher oder später die Tatmotive erkennt und die Mörderin verhaftet."
    „Das sagen Sie nur, um Ihren Kopf zu retten!"
    Claremont lächelte bitter. „Sie scheinen zu vergessen, daß es auch um Ihren Kopf geht!"
    „Nein, das übersehe ich keineswegs", erwiderte der Pianist langsam. „Das ist auch der Grund, warum ich Sie nicht sofort getötet, sondern zunächst nach hier gebracht habe. Ich möchte mit Ihnen sprechen. Ich möchte Ihnen eine letzte Chance geben... für den Fall, daß Sie sich bereit erklären, mit mir ein Gentleman's Agreement zu treffen."
    „Wie soll dieses Agreement aussehen?"
    „Ganz
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