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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einfach. Sie erklären sich bereit, jede Einzelheit zu vergessen, die meine Mutter Ihnen gestanden hat."
    „Haben Sie das Geständnis mitgehört?"
    „Nur den Schluß. Vom Flur aus habe ich einiges mitbekommen."
    „Und trotzdem erwarten Sie, daß ich, ein Beamter der Kriminalpolizei, Ihren Vorschlag akzeptiere und den Mund halte?" fragte Claremont.
    „Ja, das erwarte ich."
    „Sie müssen den Verstand verloren haben!"
    Porezzi hob die Mündung der Pistole um einige Millimeter.
    „Sie verkennen Ihre Lage, Inspektor!"
    Claremont schüttelte den Kopf. „Der Ordnung halber möchte ich Sie auf etwas aufmerksam machen... obwohl es mir unter Umständen schaden mag. Ein Versprechen, das Sie mit vorgehaltener Pistole von mir oder einem anderen erzwingen, ist weder moralisch noch rechtlich von Bedeutung. Ich kann mich jederzeit darüber hinwegsetzen."
    „Als Polizist vielleicht... aber nicht als Mensch", meinte Porezzi ruhig. „Ich bilde mir ein, Sie zu kennen, Claremont. Sie sind kein übler Kerl. Ich stehe nicht an, zu erklären, daß ich Sie gern habe. Ich weiß, daß Sie ein einmal gegebenes Versprechen halten... gleichgültig, wie es zustande gekommen sein mag!"
    „Vielleicht haben Sie recht", sagte Claremont langsam. „Gerade deshalb kann ich auf Ihren Vorschlag nicht eingehen. Ich will nichts versprechen, was gegen meine innerste Überzeugung verstößt. Ihre Mutter ist eine Mörderin, ich kann es nicht oft genug wiederholen..."
    „Sie hat es aus Liebe getan!" unterbrach Porezzi.
    „Es ist Sache des Gerichtes, der Geschworenen und natürlich auch des Verteidigers, die näheren und durchaus tragischen Umstände ins rechte Licht zu rücken."
    „Meine Mutter wird niemals vor Gericht kommen!" versprach Porezzi. „Dafür sorge ich!"
    „Weiß Ferrick, daß Sie hier sind und mich festgesetzt haben?"
    „Nein."
    „Kennen Sie ein Mädchen namens Ellen Brewer?"
    „Brewer, Brewer? Warten Sie mal... mir ist so, als hätte ich den Namen schon einmal gehört. Was ist mit ihr?“
    „Sie war Elliots Verlobte. Sie wäre es noch immer, wenn er noch lebte."
    „Richtig, jetzt erinnere ich mich."
    „Ellen Brewer ist von Elliot in alle Einzelheiten eingeweiht worden. Sie weiß, daß Ihre Mutter eine Mörderin ist."
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Mrs. Porezzi trat hastig ein. Sie atmete heftig und sprudelte hervor: „Dem Himmel sei Dank... ich fürchtete schon, ich würde zu spät kommen!"
    „Zu spät... wofür?" fragte Porezzi.
    „Ich hatte Angst, du könntest ihn getötet haben!"
    „Davon wird mich nichts abhalten können“, meinte er finster. „Du zwingst mich dazu!“
    Mrs. Porezzi wollte nach der Pistole greifen, aber ihr Sohn schob sie mit sanftem, aber bestimmtem Druck zurück. „Nein, Mutter. .. jetzt nehme ich die Dinge in die Hand!"
    „Es ist schon zuviel geschehen!" jammerte die Frau. „Du darfst meinethalben nicht zum Mörder werden! Ich flehe dich an, Marcus... tu es nicht!"
    „Hast du Mitleid mit ihm?" fragte er.
    „Mitleid mit Claremont? Nein. Er bedeutet mir nichts. Aber es wäre mir unerträglich, zu wissen, daß mein Sohn, der große Künstler, zum Mörder geworden ist!"
    „Du hattest keine Skrupel, als es für dich um die gleiche Frage ging!"
    „Das war etwas anderes. Ich bin nur eine Mutter. Ich bin nur dir verpflichtet... aber
    du hast der Menschheit gegenüber eine schöpferische Aufgabe zu erfüllen!"
    Porezzi verzog das Gesicht. „Du verkennst mich! Ich bin nur ein mäßig begabter Pianist, der gelegentlich mit einer Komposition hervortritt, die kaum eine Chance hat, sich gegen die Großen durchzusetzen."
    „Das ist nicht wahr! Du bist ein Genie! Du darfst dein Licht nicht unter den Scheffel stellen!"
    „Ich bin kein Genie", meinte Porezzi bitter. „Ich war es nicht, und ich werde es niemals sein. Du hast dich für den falschen geopfert. Du hast etwas in mich hineingelegt, was niemals drin war. Es wird Zeit, daß du das endlich begreifst!"
    Mrs. Porezzi faßte sich an den Hals.
    „So darfst du nicht sprechen! Du darfst mir nicht das letzte rauben, woran ich glaube... die feste Überzeugung an deine Größe."
    „Was ist an einem Mörder schon groß?" fragte er. „Nur die Niedertracht, die Gemeinheit, das Unmenschliche! Du hast mich gezwungen, diesen Weg zu beschreiten... nun habe auch den Mut, ihn gemeinsam mit mir durchzustehen!"
    „Ich will nicht, daß du zum Verbrecher wirst!" wiederholte die Frau. „Ich fürchte mich nicht vor dem Tod..."
    „Ich muß Claremont
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