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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Küche.
    »Es geht schon los!« Allen Brass grinste. »Bob, zum Wüstling bist du nicht geboren.«
    »Ich fliege nächsten Freitag nach New York und von dort nach Frankfurt. Die Tickets kommen morgen.« Bob Brook lehnte sich zurück. »Das Geld liegt auf der Straße, heißt es. Man braucht es bloß aufzuheben. Und genau das habe ich vor! Wenn ich nach Las Vegas zurückkomme, bin ich um mindestens 20.000 Dollar reicher. Rechnerisch und physisch sind drei Ehen pro Jahr möglich – das sind mindestens 60.000 Dollar im Jahr! Wo gibt es in Las Vegas einen Ice-Saloon, dessen Chef am Jahresende bare 60.000 übrig hat?!«
    »Diese Rechnung haut einen um«, sagte Pfarrer McDolland sanft. »Aber in meiner Eigenschaft als Seelsorger, für den die Ehe ein Sakrament ist, habe ich nichts gehört.«
    »Als Richter bin ich heute abwesend«, stellte de Trajano fest. »Ich scheide Ehen nur aus wirklich zwingenden Gründen.«
    »Und mich fragt niemand?« rief Allen Brass. »Ich habe da was von steuerfrei und Schweiz gehört …«
    »Das ist nicht dein Revier, Allen!« Bob winkte ab. »Wenn mir einer von euch beweisen kann, daß ich mich nach dem amerikanischen Gesetz strafbar mache, wenn ich heirate, dann blase ich sofort alles ab!«
    »Moralisch gesehen …«, setzte McDolland an.
    »Hier verkaufe ich Eis – in Deutschland meinen Namen. Beides ist ein Geschäft – und was hat ein Geschäft mit Moral zu tun? Keiner wird geschädigt – im Gegenteil, alle Beteiligten sind glücklich. – Hat noch jemand begründete Einwände?«
    Am Freitag flog Bob Brook von Las Vegas nach New York. Er hatte nicht viel Gepäck dabei, nur einen Handkoffer. Allen Brass, McDolland, de Trajano und natürlich Jenny begleiteten ihn zum Flugzeug. Es war ein Abschied, als ginge es in ein neues Vietnam.
    »Wann höre ich wieder von dir?« fragte Jenny. Ihre Stimme klang kläglich. Sie weinte sogar, sah sehr hilflos und sehr schön aus und trug noch dazu ein schickliches Kleid. »Bob, versprich mir noch einmal …«
    »Ich rufe aus Frankfurt an!« sagte Bob, küßte Jennys Tränen von den gepuderten Wangen und kam sich selbst nicht ganz geheuer vor. »Keine Sorgen, ihr Lieben! Ich fahre ja nicht in den Dschungel!«
    Auf dem Flug von New York nach Frankfurt – man überquerte den Nordpol – hatte Bob Brook viel Zeit zum Nachdenken.
    Der Film, der auf den drei Projektionswänden des Jumbo-Jets lief, interessierte ihn nicht. Er hatte den Kopfhörer herunterrutschen lassen und die Lehne seines Sitzes nach hinten gekippt, was seinen Hintermann, einen dicken, kurzatmigen Immobilienmakler aus New Jersey, körperlich arg bedrängte, zumal auf dessen ausgeklapptem Tablett ein Whiskyglas hin- und hertanzte. Bob schloß die Augen und dachte intensiv an Jenny Marlow.
    Er machte sich Sorgen um sie. Zwar hatten Pfarrer McDolland, Richter de Trajano und Sheriff Brass mit erhobener Schwurhand versprochen, auf Jenny aufzupassen wie auf ihre Brieftasche, aber kann man einen Fuchs zum Wächter des Hühnerstalls machen? Es war schon eine leise Beruhigung gewesen, als Jenny ihm vor drei Tagen im Bett seine Brusthaare kraulte, was sie immer ungemein aufregte, zumal Onkel Steve gerade dort sehr wenig Haare hatte vorweisen können – und ihm erfreut mitteilte:
    »Bob, mein Süßer, Harry kommt zu mir, wenn du weg bist.«
    »Wer, zum Teufel, ist Harry?« hatte Bob, unangenehm berührt, gefragt.
    »Mein Vetter aus Wyoming. Er arbeitet als Cowboy auf einer Farm bei Emblem, am Greybull River. Er ist stark und mutig und hat keine Lust mehr, versprengte Kühe einzufangen. Harry würde gern im Ice-Saloon arbeiten, wenn du nichts dagegen hast.«
    Bob hatte sich das kurz überlegt und dann gefragt:
    »Wirklich dein Vetter, Jenny, ehrlich?«
    »Ich schwöre es bei meiner Mutter. Genügt dir das?«
    Bob hatte den Schwur zur Kenntnis genommen, und zwei Stunden vor seinem Abflug nach New York war Harry Sandler in Las Vegas eingetroffen. Als er aus dem Flugzeug stieg, mit riesigem Stetson, engen Jeans und dem wiegenden Gang eines Seemannes, da ahnte Bob Brook, daß es Reibereien geben würde. Harry lachte breit und zeigte sein starkes Gebiß, nannte Bob sofort Partner und lud dann sieben große Koffer in Bobs Stationswagen.
    Sheriff Allen Brass, der bei Harrys Anblick wußte, daß Jenny nun zur uneinnehmbaren Festung geworden war, nahm darauf Bob zur Seite. Auch McDolland war dabei und beteuerte, man wolle ja nur das Beste.
    »Mußte das sein?« fragte Brass.
    »Ja!« antwortete Bob.
    »Eine
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