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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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haben einen sehr guten Start gehabt. Wieviel nehmen Sie eigentlich gegenwärtig ein?“
    „Dazu müßte ich Einsicht in die Bücher nehmen.“ Er stand auf. „Darf ich Luddy dazuholen? Ich möchte gerne, daß er Myrons Notiz sieht.“
    „Aber sicher“, sagte Mrs. Frost.
    Fred Luddy stakste ins Büro, ganz steifbeinig vor Besorgnis. „Danke“, brummelte er, als Allen ihm das Paket gab. Er las den Zettel, aber kein Funke von Verständnis zeigte sich in seinen Augen. Er schien auf unsichtbare Schwingungen eingepegelt zu sein; die Bedeutung offenbarte sich ihm eher durch die in der Luft liegende Anspannung als durch die geschriebenen Worte.
    „Tja“, sagte er schließlich wie betäubt. „Man kann halt nicht jedesmal gewinnen.“
    „Wir werden dieses Paket selbstverständlich zurücknehmen.“ Allen setzte schon an, den angehefteten Zettel loszumachen, aber Mrs. Frost sagte: „Ist das Ihre einzige Reaktion darauf? Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir es haben wollen; ich dachte, ich hätte mich da ganz klar ausgedrückt. Aber wir können es nicht in der jetzigen Form nehmen. Ich glaube, Sie sollten wissen, daß es meine Entscheidung war, Ihrer Agentur grünes Licht zu geben. Es gab einige interne Auseinandersetzungen, und ich war von Anfang an mit dabei.“ Sie entnahm dem Einlegeordner ein zweites, wiederum wohlvertrautes Paket. „Sie erinnern sich doch sicher noch an das hier? Mai 2112. Wir haben stundenlang darüber diskutiert. Myron gefiel es, und mir auch. Sonst niemandem. Jetzt hat Myron kalte Füße gekriegt.“ Sie warf das Paket, das erste, das die Agentur jemals angefertigt hatte, auf den Schreibtisch.
    Nach einer Weile sagte Allen: „Myron wird langsam müde.“
    „Allerdings.“ Sie nickte zustimmend.
    Fred Luddy, der seltsam verkrümmt dastand, sagte: „Vielleicht sind wir das Ganze zu schnell angegangen.“ Er räusperte sich und starrte blicklos an die Decke. Tropfen warmen Schweißes funkelten in seinem Haar und entlang seiner glattrasierten Wammen. „Wir haben uns irgendwie – mitreißen lassen.“
    Zu Mrs. Frost gewandt, sagte Allen: „Meine Haltung in dieser Angelegenheit ist ganz klar. In dem fraglichen Paket haben wir die MoRes zum Ausdruck gebracht, daß die Erde der Mittelpunkt ist. Das ist der Grundwert, den es zu verteidigen gilt und an den ich glaube. Wenn ich nicht daran glauben würde, hätte ich das Paket nicht entwickeln können. Ich werde das Paket zurückziehen, aber ich werde es nicht ändern. Ich bin nicht bereit, moralisch einwandfreies Verhalten zu predigen, ohne es auch selber zu praktizieren.“
    In einem krampfhaften Versuch, einen Rückzieher zu machen, murrte der jetzt am ganzen Leibe zitternde Luddy: „Das ist doch keine moralische Frage, Al. Es ist eine Frage der Klarheit. Die MoRes dieses Pakets kommt eben nicht ‘rüber.“ Seine Stimme war rauh und schuldbewußt. Luddy wußte ganz genau, was er da tat, und er schämte sich dessen. „Ich… kann Mrs. Frosts Kritikpunkt durchaus verstehen. Sehr gut sogar. Es scheint, als seien wir auf dem besten Wege, das Landwirtschaftsprogramm zu torpedieren, und das kann doch selbstverständlich nicht in unserer Absicht liegen. Nicht wahr, Al?“
    „Du bist entlassen“, sagte Allen.
    Sie starrten ihn beide groß an. Keiner von ihnen begriff, daß es ihm Ernst damit war; daß er es wirklich getan hatte.
    „Geh und sag Doris, daß sie dir deinen Scheck ausschreibt.“ Allen nahm das Paket vom Schreibtisch und klammerte sich daran fest. „Tut mir leid, Mrs. Frost, aber ich bin die einzige Person, die berechtigt ist, für die Agentur zu sprechen. Wir werden Ihnen für dieses Paket eine Gutschrift geben und ein anderes liefern. Einverstanden?“
    Sie drückte ihre Zigarette aus und erhob sich in einer fließenden Bewegung. „Das ist allein Ihre Entscheidung.“
    „Danke“, sagte er und fühlte, wie seine Anspannung nachließ. Mrs. Frost verstand und billigte seinen Standpunkt. Und das war ausschlaggebend.
    „Es tut mir leid“, brummte Luddy, jetzt aschfahl. „Da war ich wohl doch im Irrtum. Das Paket ist okay. Ganz tadellos, so, wie es da ist.“ Er nestelte an Allens Ärmel und zog ihn mit sich in eine Ecke des Büros. „Ich gebe ja zu, daß ich einen Fehler gemacht habe.“ Seine Stimme sank zu einem nervösen Wispern herab. „Laß uns in Ruhe noch einmal darüber reden. Ich habe nur versucht, einen unter vielen möglichen Aspekten darzustellen. Du willst doch sonst immer, daß ich meine eigene Meinung offen
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