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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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eingefasst wurde.
    Ein einsamer Ort, dachte Dunk. Hier fühlte er sich nicht wohl. Instinktiv griff er nach dem Schwertknauf, bis ihm einfiel, dass die Schnecke sein Schwert gewonnen hatte. Während er an der Hüfte herumfummelte, wo eigentlich die Scheide hätte hängen sollen, spürte er eine Messerspitze in seinem Rücken. »Wenn Ihr Euch rührt, schneide ich Euch die Niere heraus und lasse sie von Butterquells Köchen für das Fest braten.« Das Messer drückte sich beharrlich durch das Rückenteil von Dunks Wams. »Rüber zum Brunnen. Und keine plötzlichen Bewegungen, Ser.«
    Wenn er Ei in den Brunnen geworfen hat, braucht er mehr als dieses Spielzeug, um sich zu retten. Dunk ging langsam vorwärts. Innerlich brodelte er vor Wut.
    Die Klinge verschwand. »Ihr dürft Euch jetzt umdrehen und mich ansehen, Heckenritter.«
    Dunk drehte sich um. »M’lord. Geht es um das Drachenei?«
    »Nein. Es geht um den Drachen. Habt Ihr geglaubt, ich würde daneben stehen und ihn mir von Euch stehlen lassen?« Ser Alyn verzog das Gesicht. »Ich hätte mich nicht darauf verlassen sollen, dass diese verfluchte Schnecke Euch tötet. Ich werde mir das Gold zurückholen, jede einzelne Münze.«
    Er?, dachte Dunk. Dieser parfümierte, dicke mondgesichtige kleine Lord ist mein geheimer Feind? Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Ser Uthor hat sich das Gold verdient. Ich habe einen harten Schädel, das ist alles.«
    »So scheint es. Geht zurück.«
    Dunk trat einen Schritt rückwärts.
    »Weiter. Weiter. Noch einen.«
    Mit dem nächsten Schritt stieß er an die Brunnenmauer. Die Steine drückten sich in seine Oberschenkel.
    »Setzt Euch auf den Rand. Ihr habt doch keine Angst vor einem kleinen Bad, oder? Viel nasser könnt Ihr ja nicht mehr werden.«
    »Ich kann nicht schwimmen.« Dunk legte eine Hand auf den Brunnen. Der Stein war nass. Einer bewegte sich unter dem Druck seiner Handfläche.
    »Wie schade. Springt Ihr, oder muss ich Euch mit der Klinge hineintreiben?«
    Dunk schaute nach unten. Er sah, wie die Regentropfen gute sechs Meter unter ihm ins Wasser fielen. Die Wände waren mit Algenschleim überzogen. »Ich habe Euch nichts getan.«
    »Und Ihr werdet mir auch nichts tun. Daemon gehört mir. Ich werde seine Königsgarde befehligen. Ihr seid des weißen Mantels nicht würdig.«
    »Das habe ich auch nie behauptet.« Daemon. Der Name hallte in Dunks Kopf wider. Nicht Johan. Daemon, nach seinem Vater. Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer. »Daemon Schwarzfeuer hat sieben Söhne gezeugt. Zwei starben auf dem Rotgrasfeld, Zwillinge …«
    »Aegon und Aemon. Dumme Schläger ohne Verstand, genau wie Ihr. Als wir klein waren, haben sie sich einen Spaß daraus gemacht, mich und Daemon zu quälen. Ich habe geweint, als Bitterstahl ihn mit ins Exil geschleppt hat, und dann wieder, als mir Lord Gipfel gesagt hat, er würde nach Hause kommen. Aber dann hat er Euch auf der Straße gesehen und vergessen, dass es mich überhaupt gibt.« Hagestolz fuchtelte bedrohlich mit dem Dolch herum. »Ihr könnt unversehrt oder blutend ins Wasser gehen. Was ist Euch lieber?«
    Dunk schloss die Hand um den lockeren Stein. Er war nicht so lose, wie er gehofft hatte. Ehe er ihn losbrechen konnte, stürzte sich Ser Alyn auf ihn. Dunk drehte sich zur Seite, und die Spitze der Klinge schlitzte seinen Schildarm auf. Dann löste sich der Stein. Dunk rammte ihn Seiner Lordschaft ins Gesicht und spürte, wie Zähne zersplitterten. »Ihr wollt in den Brunnen?« Er schlug dem Lord erneut in den Mund, dann ließ er den Stein fallen, packte Hagestolz am Handgelenk und drehte so lange, bis ein Knochen brach und der Dolch auf die Steine fiel. »Nach Euch, M’lord.« Er trat zur Seite, riss am Arm des Lords und trat ihm in den Rücken. Lord Alyn fiel kopfüber in den Brunnen. Man hörte ein lautes Klatschen.
    »Gut gemacht, Ser.«
    Dunk fuhr herum. Durch den Regen konnte er eine Gestalt mit Kapuze ausmachen, die nur ein einziges helles, weißes Auge hatte. Erst als der Mann näher kam, verwandelten sich die Züge im Schatten der Kapuze in das vertraute Gesicht von Ser Maynard Pflum, und das helle Auge entpuppte sich als die Mondsteinbrosche, die seinen Mantel am Hals zusammenhielt.
    Unten im Brunnen strampelte platschend Lord Alyn und rief um Hilfe. »Mord! So hilf mir doch jemand.«
    »Er wollte mich umbringen«, sagte Dunk.
    »Das würde all das Blut erklären.«
    »Blut?« Er sah an sich hinunter. Sein linker Arm war von der Schulter bis zum
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