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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros
Autoren: George R.R. Martin
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würde das nicht gutheißen.«
    Seine Gnaden. Dunk fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Noch ein Schwarzer Drache, dachte er. Noch eine Schwarzfeuer-Rebellion. Und bald noch ein Rotgrasfeld. Das Gras war nicht rot, als die Sonne aufging. »Warum diese Hochzeit?«
    »Lord Butterquell suchte eine neue junge Frau, die ihm das Bett wärmt, und Lord Frey hatte eine Tochter mit einem kleinen Makel. Ihre Hochzeit bot einigen gleichgesinnten Lords einen glaubhaften Vorwand, um sich zu treffen. Die meisten geladenen Gäste haben einstmals für den Schwarzen Drachen gekämpft. Der Rest hat Grund, sich gegen Blutrabes Herrschaft aufzulehnen, hegt sonstigen Groll oder wird vom eigenen Ehrgeiz getrieben. Viele von uns mussten Söhne oder Töchter nach Königsmund schicken, als Unterpfand für unsere künftige Treue, doch die meisten Geiseln starben bei der Großen Frühlingsseuche. Die Hände sind uns nicht länger gebunden. Unsere Zeit ist gekommen. Aerys ist schwach. Ein Mann der Bücher und kein Krieger. Das gemeine Volk kennt ihn kaum, und was sie von ihm wissen, gefällt ihnen nicht. Seine Lords mögen ihn noch weniger. Sein Vater war ebenfalls schwach, wohl wahr, doch als sein Thron in Gefahr geriet, hatte er Söhne, die für ihn ins Feld zogen. Baelor und Maekar, den Hammer und den Amboss … Aber Baelor Speerbrecher ist nicht mehr, und Prinz Maekar schmollt in Sommerhall und hadert mit König und Hand.«
    Ja, dachte Dunk, und jetzt ist sein Lieblingssohn durch die Schuld eines törichten Heckenritters in die Hände seiner Feinde geraten. Wie könnte man besser gewährleisten, dass sich der Prinz von Sommerhall nicht rührt? »Was ist mit Blutrabe?«, fragte er. »Er ist nicht schwach.«
    »Nein«, räumte Lord Gipfel ein, »aber niemand liebt einen Zauberer, und der Sippenmörder wird von Göttern und Menschen gleichermaßen verflucht. Beim ersten Anzeichen von Schwäche oder Niederlage wird Blutrabes Heer dahinschmelzen wie Sommerschnee. Und wenn der Traum des Prinzen sich erfüllt und ein lebender Drache hier in Weißstein schlüpft …«
    Dunk beendete den Satz für ihn. »… wird der Thron Euch gehören.«
    »Ihm«, sagte Lord Gormon Gipfel. »Ich bin nur ein bescheidener Diener.« Er erhob sich. »Versucht nicht, die Burg zu verlassen, Ser. Das würde ich als Hochverrat betrachten und Euch mit dem Tode bestrafen. Wir haben uns zu weit vorgewagt, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.«
    Der bleierne Himmel spie kräftigen Regen aus, als Johan der Fiedler und Ser Galthrus der Grüne an entgegengesetzten Enden der Bahn neue Lanzen nahmen. Manche Gäste hatten sich die Kapuzen übergezogen und eilten zur großen Halle davon.
    Ser Galthrus ritt einen weißen Hengst. Ein hängender grüner Federbusch schmückte seinen Helm, eine gleiche Feder die Crinet des Pferdes. Sein Mantel war ein Flickwerk aus vielen Stoffvierecken, von denen jedes einen anderen Grünton aufwies. Goldtauschierungen ließen Beinschienen und Panzerhandschuhe glänzen, und der Schild zeigte neun Meeräschen aus Jade auf einem lauchgrünen Grund. Sogar den Bart hatte er nach Art der Tyroshi jenseits der Meerenge grün gefärbt.
    Neunmal stürmten er und der Fiedler mit den Lanzen aufeinander zu, der grüne Flickenritter und der junge Lord mit den goldenen Schwertern und Fiedeln, und neunmal zerbrachen die Lanzen. Beim achten Durchgang weichte der Boden allmählich auf, und die großen Streitrösser donnerten durch Regenpfützen. Beim neunten wäre der Fiedler beinahe aus dem Sattel gehoben worden, doch er gewann sein Gleichgewicht zurück, ehe er fallen konnte. »Guter Treffer«, rief er lachend. »Beinahe hättet Ihr mich gefällt, Ser.«
    »Das dauert nicht mehr lange«, rief der grüne Ritter durch den Regen zurück.
    »Nein, das glaube ich nicht.« Der Fiedler warf die zersplitterte Lanze weg, und ein Knappe reichte ihm eine frische.
    Der nächste Durchgang war der letzte. Ser Galthrus’ Lanze kratzte über den Schild des Fiedlers, ohne Schaden anzurichten, während Ser Johan den grünen Ritter mitten auf der Brust erwischte und aus dem Sattel stieß, so dass er klatschend im braunen Matsch landete. Im Osten sah Dunk das Flackern eines fernen Gewitters.
    Die Tribünen leerten sich rasch, gemeines Volk wie Lords eilten los, um dem Regen zu entgehen. »Seht nur, wie sie rennen«, murmelte Alyn Hagestolz, der neben Dunk getreten war. »Ein paar Regentropfen, und die kühnen Herren laufen kreischend davon
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