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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick
Autoren: Carl Zuckmayer
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Orden »Pour le mérite« gewählt.

1972
Zuckmayer erhält den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf.

1975
Uraufführung von Der Rattenfänger in Zürich.

1976
Die gesammelten Essays Aufruf zum Leben erscheinen.

1977
18. Januar: Tod Zuckmayers im Spital Visp in der Schweiz, Beisetzung auf dem Friedhof in Saas-Fee am 22. Januar.

Aus Kindlers Literatur Lexikon:
    Carl Zuckmayer, ›Der Hauptmann von Köpenick‹
    Das 1930 erschienene Stück wurde am 5.3.1931 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. Hintergrund ist eine Berliner Zeitungsmeldung vom 17.10.1906: »Ein als Hauptmann verkleideter Mensch führte gestern eine von Tegel kommende Abteilung Soldaten nach dem Köpenicker Rathaus, ließ den Bürgermeister verhaften, beraubte die Gemeindekasse und fuhr in einer Droschke davon.« Fritz Kortner griff die Episode auf, arbeitete ein umfangreiches Szenarium aus und wandte sich damit 1930 zuerst an H.J. Rehfisch, dann an Zuckmayer, der daraus ein Stück für Kortners Debüt als Theaterregisseur verfassen sollte. Die Uraufführung aber inszenierte H. Hilpert, und auch hinsichtlich der Urheberschaft am Stoff sowie der daraus resultierenden Tantiemenrechte kam es 1956 noch einmal zu einem ernsten Konflikt zwischen Kortner und Zuckmayer. Kortners Ansprüche wurden aber als verjährt betrachtet. In seinen Memoiren Als wär‘s ein Stück von mir (1966) spricht Zuckmayer von der »Anregung zu einem Stoff«, die ihm durch Kortner 1930 zuteil geworden sei.
    Zuckmayer lässt die 1896 und 1906 in Berlin und Umgebung spielenden Ereignisse in Form einer szenischen Reportage ablaufen, wobei es ihm weniger um historische Treue geht, als um die Ausdeutung der Umstände und Motive, die den Schuster zu seinem Husarenstück veranlassten. Voigt hat bereits mehr als 16 Jahre im Gefängnis gesessen – einmal wegen »Posturkundenfälschung«, dann wegen »Melde- und Passvergehen, Irreführung der Behörden und versuchter Urkundenfälschung« –, als er mit 46 Jahren, gerade entlassen, auf der Arbeitssuche erneut in die Mühlen der preußischen Bürokratie gerät. Ohne Aufenthaltsgenehmigung bekommt er keine Arbeit und ohne Arbeitsnachweis keine Aufenthaltsgenehmigung; einen Pass verweigert ihm der Beamte wegen »Nichtzuständigkeit«. Kurz entschlossen bricht Voigt ins Potsdamer Polizeirevier ein, um sich einen Pass zu verschaffen, wird ertappt und für weitere zehn Jahre im Zuchthaus Plötzensee inhaftiert. Doch nach seiner Entlassung zeigt sich, dass er dazugelernt hat: Da die Behörden ihm auch jetzt weder eine Aufenthaltsgenehmigung noch einen Pass bewilligen, ihn vielmehr sogar ausweisen, beschließt der Schuster, sich die Magie der Uniform (»Es geht ein gewisser Zauber von ihr aus«, sagt der spätere Bürgermeister von Köpenick beim Uniformschneider) und das in Plötzensee erworbene militärische Wissen zunutze zu machen. Er kauft beim Trödler eine Hauptmannsuniform, zieht sie auf der Toilette des Schlesischen Bahnhofs an und genießt bereits auf dem Bahnsteig den Respekt der Beamten. Er unterstellt sich ein Wachkommando, besetzt das Rathaus von Köpenick, verhaftet den Bürgermeister und beschlagnahmt die Gemeindekasse. Leider verfehlt er auch diesmal sein eigentliches Ziel, denn in Köpenick gibt es keine Passabteilung. Enttäuscht entlässt er die Soldaten. In Windeseile verbreitet sich die Nachricht von dem erstaunlichen Handstreich, dessen Urheber die Lacher auf seiner Seite hat. Sogar der Kaiser äußert schmunzelnd: »Da kann man sehen, was Disziplin heißt! Kein Volk der Erde macht uns das nach!« Die Polizei fahndet einige Tage lang vergeblich unter ehemaligen Soldaten nach dem Täter, als Voigt – wieder in Zivil – in der Passabteilung des Berliner Polizeipräsidiums auftaucht und sich als der Gesuchte zu erkennen gibt, nachdem ihm der zuständige Beamte zur Belohnung einen Pass versprochen hat. Als Voigt auf Bitten der Polizisten die Montur noch einmal anlegt und sich im Spiegel erblickt, überkommt ihn ein Lachanfall.
    Zuckmayer, der bereits 1925 mit dem Lustspiel Der fröhliche Weinberg die Wende vom expressionistischen Dramatiker zum Volksstückautor vollzogen hatte, schrieb mit Der Hauptmann von Köpenick sein erfolgreichstes Stück. In den 21 Szenen der nach der Bilderbogen-Dramaturgie gebauten Moritat lässt der Autor typische Vertreter aller Stände jener Zeit zu Wort kommen, jeweils in ihrem charakteristischen Sprechton (dem Kasinojargon der Offiziere, dem Jiddisch der Händler und dem
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