Der Hauch von Skandal (German Edition)

alten Gewohnheiten brechen?“
    „Weil ich sie liebe“, erwiderte Alex und sah seinem Freund in die Augen. „Du kennst das. Du liebst sie ebenfalls.“
    Purchase stritt es nicht ab. „Ich weiß, sie ist viel zu gut für dich“, sagte er verbittert. „Aber du bist nun einmal derjenige, den sie liebt.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie liebt dich, doch du hast sie genauso schlecht behandelt wie Ware. Du hast ihr wehgetan.“ Er kehrte Alex den Rücken zu, seine Schultern waren angespannt. „Ich könnte dich umbringen, Grant. Du hast ihr vielleicht nicht körperlich wehgetan wie Ware, aber auf deine Art bist du genauso grausam wie er …“
    „Wie bitte?“
    Purchase drehte sich wieder zu ihm um. „Ich sagte, du bist genauso grausam wie …“
    „Ja, die Stelle habe ich verstanden. Ich meine das andere, dass Ware Joanna körperlich verletzt hat.“ Er wartete. Purchase schwieg, und Alex spürte eiskalte Angst in sich aufsteigen. „Um Himmels willen, Purchase, sag es mir einfach!“, brach es aus ihm hervor.
    Purchase strich sich durch das blonde Haar. „Ich habe bereits versucht, es dir zu sagen, aber du wolltest ja kein schlechtes Wort über ihn hören, nicht wahr, Grant?“ Der Ausdruck seiner Augen war jetzt geradezu mörderisch. „Ware hat es mir selbst erzählt, eines Abends, als er betrunken war. Er prahlte damit, der Bastard, wie sie gestritten hätten, weil sie ihm noch keinen Sohn geschenkt hatte, und wie er sie dann geschlagen hätte. Sagte, er hätte sie in jener Nacht einfach auf dem Boden liegen lassen …“ Purchase ballte die Fäuste. „In dem Moment hätte ich ihn beinahe eigenhändig umgebracht.“
    „Du hättest es mir sagen müssen.“ Alex war übel, er fror innerlich. Er dachte an Churchward und seine Ergebenheit Joanna gegenüber, an die Liebe und Loyalität, die man ihr überall entgegenbrachte, an Daniel Brooke und die Boxer, die sich geschworen hatten, sie zu beschützen, und an Purchase, der ihr Geheimnis für sich behalten hatte. Und dann dachte er an David Ware, den großen Helden … ungläubige Ernüchterung breitete sich in ihm aus.
    „Ach, Grant, wenn überhaupt jemand, dann hätte Joanna es dir selbst sagen müssen. Ich war eben einfach zu wütend, um den Mund halten zu können.“ Er seufzte. „Im Interesse unserer Freundschaft sollte ich dir auch gestehen, dass ich Joanna gebeten habe, mit mir zusammen wegzugehen.“
    Alex wich erschrocken zurück. „Wie bitte? Wann?“
    „Gestern Nacht. Du kannst mich ja zum Duell fordern, wenn du willst.“ Er lächelte bitter. „Im Moment wäre mir das wirklich ziemlich gleichgültig.“
    „Sie hat dich zurückgewiesen.“ Alex spürte, wie neue Hoffnung in ihm aufkeimte. „Sie wollte nicht mit dir gehen.“
    Purchase verzog das Gesicht. „Du brauchst nicht auch noch Salz in die Wunde zu streuen.“ Er hielt Alex’ Blick unbeirrt stand. „Sie ist eine wunderbare Frau. Vermassele es nicht wieder.“
    „Bestimmt nicht“, versprach Alex. „Das schwöre ich.“
    „Also, worauf wartest du dann noch?“ Purchase zeigte auf das Schiff. „Ans Steuer mit dir!“
    „Nein, nicht mit mir, mit dir“, erwiderte Alex. „Es schmerzt mich zwar, es zuzugeben, aber du bist der bessere Seemann. Ich könnte die Raison niemals einholen – du schon.“ Er zögerte. „Oder verlange ich unserer Freundschaft damit zu viel ab?“
    Purchase grinste. „Du stellst sie hart auf die Probe, das steht fest. Aber“, er lachte, „du hast recht. Ich bin der bessere Seemann. Dann komm. Du kannst bei mir anheuern.“
    „Jemand soll Frazer Bescheid sagen und unser Gepäck holen. Wo steckt Devlin?“
    Die Frage erübrigte sich, denn in diesem Moment kam Dev im Laufschritt angerannt. „Lady Grant ist fort!“, rief er.
    „Ich weiß.“ Alex setzte seinen Weg zum Schiff fort.
    „Du verdammter Idiot!“, stieß Devlin bissig hervor.
    „Alles, was du sagst, ist wahr, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen mit der Flut auslaufen.“
    Dev packte ihn am Arm. „Du willst versuchen, die Raison einzuholen?“
    „So ist es.“
    Dev machte ein zweifelndes Gesicht. „Wer wird Captain auf der Sea Witch sein?“
    „Purchase.“
    Devs Miene hellte sich auf. „Ach, das ist gut. Ich meine …“
    „Du meinst, dass wir mit ihm eine echte Chance haben“, vollendete Alex seinen Satz. „Weiß denn hier niemand meine Fähigkeiten als Captain zu schätzen?“
    „Das ist es nicht!“ Dev wurde rot. „Du bist der Beste, Alex. Aber Purchase ist