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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition)
Autoren: Nicola Cornick
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abbauen zu können, dass er davon reich wurde. Das raue Klima Spitzbergens würde ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Aber das, so dachte Alex verdrossen, sollte dieser habgierige, skrupellose Bastard ruhig selbst herausfinden.
    Die Diskussion über Geschäftliches tröstete Alex, weil sie so sachlich und nüchtern war, aber in seinem Innern brodelte es. Er empfand Abscheu über das, was Joanna ihm angetan hatte, und zugleich Fassungslosigkeit über ihren Betrug. Dennoch waren seine Gefühle für seine Frau alles andere als eindeutig. Er musste anerkennen, dass Joanna auf dieser Reise weit mehr Mut und Ausdauer gezeigt hatte, als er ihr jemals zugetraut hätte. Sie hatte sich als wahrhaft großherzig erwiesen, als sie sich dafür entschieden hatte, Nina bei ihrer Familie bleiben zu lassen. Sie war freundlich, liebevoll und freigiebig, und er sehnte sich nach der Joanna, die er kennen- und lieben gelernt hatte. Er wollte diese Frau wiederfinden – er wünschte es sich leidenschaftlicher, als er es je für möglich gehalten hatte.
    Als die Diskussion beendet war, ließ Starostin Essen und gewürzten Wein für sie auftischen, und sie redeten über Alex’ Reisen, über Spitzbergen, Russland und die Zukunft, während das leuchtende Blau des Himmels allmählich überging in das blassere, das den Beginn der Nacht ankündigte. Irgendwann trat Starostin an einen kleinen Schrank in der Ecke des Studierzimmers und nahm zwei Gläser und eine dickwandige grüne Flasche heraus.
    „Leisten Sie mir bei einem Glas Wodka Gesellschaft, Lord Grant?“, fragte er. „Ich sollte Sie allerdings vorwarnen. Er ist stark.“
    Alex lachte. „Ich habe auf meinen Reisen schon einige harte Sachen getrunken.“
    „Natürlich.“ Der Abt schenkte die Gläser voll, kam an das hohe Fenster, vor dem Alex stand, und reichte ihm ein Glas. „Sie wissen, dass es Unglück bringt, wenn Sie das Glas nicht in einem Zug leeren?“
    Sie stießen an, und Alex trank den Wodka, wie es die Tradition verlangte – und verschluckte sich beinahe. Mit dem Abt zu trinken, dachte er, könnte sich als die bislang größte Prüfung auf dieser Reise erweisen.
    Eine Stunde und acht Gläser Wodka später fühlte Alex sich wesentlich milder gestimmt. Er schwankte zurück ins Gästehaus des Klosters, fiel auf die Seehundfelle auf seinem Bett und schlief auf der Stelle ein. Beim Aufwachen stellte er fest, dass er noch in der gleichen Stellung dalag, in der er eingeschlafen war, und seine Stiefel hatte er auch noch an. Frazer hatte offensichtlich vor ihm kapituliert, und Alex konnte es dem Mann kaum verübeln. Er wusste, dass er übel nach Alkohol roch, und er hatte rasende Kopfschmerzen.
    Im Gebäude war es ruhig. Alex war es gewohnt, am Morgen die Stimmen seiner Gefährten zu hören, allen voran das Nörgeln von Lottie Cummings. Daher blieb er eine Weile liegen und genoss die friedliche Stille. Doch dann merkte er, dass es vermutlich zu still war. Geradezu verdächtig still. Er hob mühsam den Kopf, warf einen Blick auf die Uhr und erschrak, als er sah, wie spät es schon war. Er stand auf und rief nach Frazer.
    Der Steward erschien augenblicklich mit einem Rasiermesser in der Hand, einem Handtuch über dem Arm und einer Schüssel mit dampfend heißem Wasser, die er auf die Ankleidekommode stellte.
    „Das wurde aber auch Zeit, Mylord“, sagte er mit nach unten gezogenen Mundwinkeln.
    Alex rieb sich den Nacken. „Wo sind die anderen alle?“ Er ging an Frazer vorbei in den angrenzenden Raum. Die Gästezimmer gingen alle von einem zentralen Raum mit Steinfußboden ab; sämtliche Türen standen weit offen. Er sah Devs und Owen Purchases spartanische Zimmer, in denen jeweils ein kleiner Reisekoffer stand. Der nächste Raum war leer, dabei hätte er eigentlich überquellen müssen vor Joannas Gepäck. Jähe Angst bemächtigte sich seiner. Er warf Frazer einen Blick zu, den dieser mit unverhohlener Missbilligung erwiderte. „Frazer, wo ist Lady Grant?“
    „Abgereist, Mylord“, teilte Frazer ihm wortkarg mit.
    Alex wartete. Als nichts mehr kam, fragte er: „Könnten Sie mir das vielleicht ein wenig genauer erklären, Frazer?“
    „Captain Hallows hat gestern Proviant geladen, Mylord. Während Sie geschlafen haben, ist er nach England aufgebrochen.“ Es war klar, dass er freiwillig keine weiteren Auskünfte mehr erteilen würde.
    „Lady Grant ist bei Hallows auf der Raison mitgereist?“ Wieder sah Alex auf die Uhr. „Wie lange ist das
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