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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan
Autoren: Hermann Hesse
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Schwierigkeiten an. Ich stelle Ihrer Kusine Häuser für Obdachlose zur Verfügung, Sie etablieren darin eine Fabrik. Ich überreiche ihr einen Scheck, Sie präsentieren ihn. Ihre Kusine verschwindet, Sie wünschen 100000 Silberdollar mit der Bemerkung, meine Häuser seien zu klein. Herr, wo ist Ihre Kusine?
    SHUI TA Herr Shu Fu, beruhigen Sie sich. Ich kann Ihnen heute die Mitteilung machen, daß sie sehr bald zurückkehren wird.
    HERR SHU FU Bald? Wann? »Bald« höre ich von Ihnen seit Wochen.
    SHUI TA Ich habe von Ihnen nicht neue Unterschriften verlangt. Ich habe Sie lediglich gefragt, ob Sie meinem Projekt nähertreten würden, wenn meine Kusine zurückkäme.
    HERR SHU FU Ich habe Ihnen tausendmal gesagt, daß ich mit Ihnen nichts mehr, mit Ihrer Kusine dagegen alles zu besprechen bereit bin. Sie scheinen aber einer solchen Besprechung Hindernisse in den Weg legen zu wollen.
    SHUI TA Nicht mehr.
    HERR SHU FU Wann also wird sie stattfinden?
    SHUI TA unsicher: In drei Monaten.
    HERR SHU FU ärgerlich: Dann werde ich in drei Monaten meine Unterschrift geben.
    SHUI TA Aber es muß alles vorbereitet werden.
    HERR SHU FU Sie können alles vorbereiten, Shui Ta, wenn Sie überzeugt sind, daß Ihre Kusine dieses Mal tatsächlich kommt.
    SHUI TA Frau Mi Tzü, sind Sie Ihrerseits bereit, der Polizei zu bestätigen, daß ich Ihre Fabrikräume haben kann?
    DIE HAUSBESITZERIN Gewiß, wenn Sie mir Ihren Prokuristen überlassen. Sie wissen seit Wochen, daß das meine Bedingung ist. Zu Herrn Shu Fu: Der junge Mann ist geschäftlich so tüchtig, und ich brauche einen Verwalter.
    SHUI TA Sie müssen doch verstehen, daß ich gerade jetzt Herrn Yang Sun nicht entbehren kann, bei all den Schwierigkeiten und bei meiner in letzter Zeit so schwankenden Gesundheit! Ich war ja von Anfang an bereit, ihn Ihnen abzutreten, aber …
    DIE HAUSBESITZERIN Ja, aber!
    Pause.
    SHUI TA Schön, er wird morgen in Ihrem Kontor vorsprechen.
    HERR SHU FU Ich begrüße es, daß Sie sich diesen Entschluß abringen konnten, Shui Ta. Sollte Fräulein Shen Te wirklich zurückkehren, wäre die Anwesenheit des jungen Mannes hier höchst ungeziemend. Er hat, wie wir wissen, seinerzeit einen ganz unheilvollen Einfluß auf sie ausgeübt.
    SHUI TA sich verbeugend: Zweifellos. Entschuldigen Sie in den beiden Fragen, meine Kusine Shen Te und Herrn Yang Sun betreffend, mein langes Zögern, so unwürdig eines Geschäftsmannes. Diese Menschen standen einander einmal nahe.
    DIE HAUSBESITZERIN Sie sind entschuldigt.
    SHUI TA nach der Tür schauend: Meine Freunde, lassen Sie uns nunmehr zu einem Abschluß kommen. In diesem einstmals kleinen und schäbigen Laden, wo die armen Leute des Viertels den Tabak der guten Shen Te kauften, beschließen wir, ihre Freunde, nun die Etablierung von zwölf schönen Läden, in denen in Zukunft der gute Tabak der Shen Te verkauft werden soll. Wie man mir sagt, nennt das Volk mich heute den Tabakkönig von Sezuan. In Wirklichkeit habe ich dieses Unternehmen aber einzig und allein im Interesse meiner Kusine geführt. Ihr und ihren Kindern und Kindeskindern wird es gehören.
    Von draußen kommen die Geräusche einer Volksmenge. Herein Sun, Wang und der Polizist.
    DER POLIZIST Herr Shui Ta, zu meinem Bedauern zwingt mich die aufgeregte Stimmung des Viertels, einer Anzeige aus Ihrer eigenen Firma nachzugehen, nach der Sie Ihre Kusine, Fräulein Shen Te, ihrer Freiheit berauben sollen.
    SHUI TA Das ist nicht wahr.
    DER POLIZIST Herr Yang Sun hier bezeugt, daß er aus dem Gelaß hinter Ihrem Kontor ein Schluchzen gehört hat, das nur von einer Frauensperson herstammen konnte.
    DIE HAUSBESITZERIN Das ist lächerlich. Ich und Herr Shu Fu, zwei angesehene Bürger dieser Stadt, deren Aussagen die Polizei kaum in Zweifel ziehen kann, bezeugen, daß hier nicht geschluchzt wurde. Wir rauchen in Ruhe unsere Zigarren.
    DER POLIZIST Ich habe leider den Auftrag, das fragliche Gelaß zu inspizieren.
    Shui Ta öffnet die Tür. Der Polizist tritt mit einer Verbeugung auf die Schwelle. Er schaut hinein, dann wendet er sich um und lächelt.
    DER POLIZIST Hier ist tatsächlich kein Mensch.
    SUN der neben ihn getreten war: Aber es war ein Schluchzen! Sein Blick fällt auf den Tisch, unter den Shui Ta das Bündel gestopft hat. Er läuft darauf zu. Das war vorhin noch nicht da! Es öffnend, zeigt er Shen Tes Kleider usw.
    WANG Das sind Shen Tes Sachen! Er läuft zur Tür und ruft hinaus. Man hat ihre Kleider hier entdeckt.
    DER POLIZIST die Sachen an sich nehmend:
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