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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan
Autoren: Hermann Hesse
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Bäumeabschlachten
    Herr Dschin war nervös, auf die sieben war er bös
    Und gab ein Schaff Reis dem achten.
    Was soll das?
    Herr Dschin hat einen Wald
    Der muß vor Nacht gerodet sein
    Und Nacht ist jetzt schon bald!
    4
    Sieben Elefanten hatten keinen Zahn
    Seinen Zahn hatte nur noch der achte.
    Und Nummer acht war vorhanden, schlug die sieben zuschanden
    Und Herr Dschin stand dahinten und lachte.
    Grabt weiter!
    Herr Dschin hat einen Wald
    Der muß vor Nacht gerodet sein
    Und Nacht ist jetzt schon bald!

    Shui Ta ist gemächlich schlendernd und eine Zigarre rauchend nach vorn gekommen. Yang Sun hat den Refrain der dritten Strophe lachend mitgesungen und in der letzten Strophe durch Händeklatschen das Tempo beschleunigt.
    FRAU YANG Wir können Herrn Shui Ta wirklich nicht genug danken. Beinahe ohne jedes Zutun, aber mit Strenge und Weisheit hat er alles Gute herausgeholt, was in Sun steckte! Er hat nicht allerhand phantastische Versprechungen gemacht wie seine so sehr gepriesene Kusine, sondern ihn zu ehrlicher Arbeit gezwungen. Heute ist Sun ein ganz anderer Mensch als vor drei Monaten. Das werden Sie wohl zugeben! »Der Edle ist wie eine Glocke, schlägt man sie, so tönt sie, schlägt man sie nicht, so tönt sie nicht«, wie die Alten sagten.

9
Shen Tes Tabakladen
    Der Laden ist zu einem Kontor mit Klubsesseln und schönen Teppichen geworden. Es regnet. Shui Ta, nunmehr dick, verabschiedet das Teppichhändlerpaar. Die Shin schaut amüsiert zu. Sie ist auffallend neu gekleidet.
    SHUI TA Es tut mir leid, daß ich nicht sagen kann, wann sie zurückkehrt.
    DIE ALTE Wir haben heute einen Brief mit den 200 Silberdollar bekommen, die wir ihr einmal geliehen haben. Es war kein Absender genannt. Aber der Brief muß doch wohl von Shen Te kommen. Wir möchten ihr gern schreiben, wie ist ihre Adresse?
    SHUI TA Auch das weiß ich leider nicht.
    DER ALTE Gehen wir.
    DIE ALTE Irgendwann muß sie ja wohl zurückkehren.
    Shui Ta verbeugt sich. Die beiden Alten gehen unsicher und unruhig ab.
    DIE SHIN Sie haben ihr Geld zu spät zurückgekriegt. Jetzt haben sie ihren Laden verloren, weil sie ihre Steuern nicht bezahlen konnten.
    SHUI TA Warum sind sie nicht zu mir gekommen?
    DIE SHIN Zu Ihnen kommt man nicht gern. Zuerst warteten sie wohl, daß Shen Te zurückkäme, da sie nichts Schriftliches hatten. In den kritischen Tagen fiel der Alte in ein Fieber, und die Frau saß Tag und Nacht bei ihm.
    SHUI TA muß sich setzen, da es ihm schlecht wird: Mir schwindelt wieder!
    DIE SHIN bemüht sich um ihn: Sie sind im siebenten Monat! Die Aufregungen sind nichts für Sie. Seien Sie froh, daß Sie mich haben. Ohne jede menschliche Hilfe kann niemand auskommen. Nun, ich werde in Ihrer schweren Stunde an Ihrer Seite stehen. Sie lacht.
    SHUI TA schwach: Kann ich darauf zählen, Frau Shin?
    DIE SHIN Und ob! Es kostet freilich eine Kleinigkeit. Machen Sie den Kragen auf, da wird Ihnen leichter.
    SHUI TA jämmerlich: Es ist alles nur für das Kind, Frau Shin.
    DIE SHIN Alles für das Kind.
    SHUI TA Ich werde nur zu schnell dick. Das muß auffallen.
    DIE SHIN Man schiebt es auf den Wohlstand.
    SHUI TA Und was soll mit dem Kleinen werden?
    DIE SHIN Das fragen Sie jeden Tag dreimal. Es wird in Pflege kommen. In die beste, die für Geld zu haben ist.
    SHUI TA Ja. Angstvoll. Und es darf niemals Shui Ta sehen.
    DIE SHIN Niemals. Immer nur Shen Te.
    SHUI TA Aber die Gerüchte im Viertel! Der Wasserverkäufer mit seinen Redereien! Man belauert den Laden!
    DIE SHIN Solang der Barbier nichts weiß, ist nichts verloren. Trinken Sie einen Schluck Wasser.
    Herein Sun in dem flotten Anzug und mit der Mappe eines Geschäftsmannes. Er sieht erstaunt Shui Ta in den Armen der Shin.
    SUN Ich störe wohl?
    SHUI TA steht mühsam auf und geht schwankend zur Tür: Auf morgen, Frau Shin!
    Die Shin, ihre Handschuhe anziehend, lächelnd ab.
    SUN Handschuhe! Woher, wieso, wofür? Schröpft die Sie etwa? Da Shui Ta nicht antwortet. Sollten auch Sie zarteren Gefühlen zugänglich sein? Komisch. Er nimmt ein Blatt aus seiner Mappe. Jedenfalls sind Sie nicht auf der Höhe in der letzten Zeit, nicht auf Ihrer alten Höhe. Launen. Unentschlossenheit. Sind Sie krank? Das Geschäft leidet darunter. Da ist wieder ein Schrieb von der Polizei. Sie wollen die Fabrik schließen. Sie sagen, sie können allerhöchstens doppelt so viele Menschen pro Raum zulassen, als gesetzlich erlaubt ist. Sie müssen da endlich etwas tun, Herr Shui Ta!
    Shui Ta sieht ihn einen Augenblick
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