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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan
Autoren: Hermann Hesse
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Ihnen allen Arbeit zu geben. Wer von Ihnen mir jetzt in die Häuser des Herrn Shu Fu folgen will, wird nicht ins Nichts geführt werden.
    DIE SCHWÄGERIN Soll das heißen, daß wir jetzt alle für Shen Te arbeiten sollen?
    SHUI TA Ja. Sie werden Tabak verarbeiten. Im Gelaß drinnen liegen drei Ballen mit Ware. Holt sie!
    DIE SCHWÄGERIN Vergessen Sie nicht, daß wir selber Ladenbesitzer waren. Wir ziehen vor, für uns selbst zu arbeiten. Wir haben unseren eigenen Tabak.
    SHUI TA zum Arbeitslosen und zum Schreiner: Vielleicht wollt ihr für Shen Te arbeiten, da ihr keinen eigenen Tabak habt?
    Der Schreiner und der Arbeitslose gehen mißmutig hinein. Die Hausbesitzerin kommt.
    DIE HAUSBESITZERIN Nun, Herr Shui Ta, wie steht es mit dem Verkauf. Hier habe ich 300 Silberdollar.
    SHUI TA Frau Mi Tzü, ich hab mich entschlossen, nicht zu verkaufen, sondern den Mietskontrakt zu unterzeichnen.
    DIE HAUSBESITZERIN Was? Brauchen Sie plötzlich das Geld für den Flieger nicht mehr?
    SHUI TA Nein.
    DIE HAUSBESITZERIN Und haben Sie denn die Miete?
    SHUI TA nimmt vom Wagen mit dem Hausrat den Scheck des Barbiers und füllt ihn aus: Ich habe hier einen Scheck auf 10000 Silberdollar, ausgestellt von Herrn Shu Fu, der sich für meine Kusine interessiert. Überzeugen Sie sich, Frau Mi Tzü! Ihre 200 Silberdollar für die Miete des nächsten Halbjahres werden Sie noch vor sechs Uhr abends in Händen haben. Und nun, Frau Mi Tzü, erlauben Sie mir, daß ich mit meiner Arbeit fortfahre. Ich bin heute sehr beschäftigt und muß um Entschuldigung bitten.
    DIE HAUSBESITZERIN Ach, Herr Shu Fu tritt in die Fußtapfen des Fliegers! 10000 Silberdollar! Immerhin, ich bin erstaunt über die Wankelmütigkeit und Oberflächlichkeit der jungen Mädchen von heutzutage, Herr Shui Ta. Ab.
    Der Schreiner und der Arbeitslose bringen die Säcke.
    DER SCHREINER Ich weiß nicht, warum ich Ihnen Ihre Säcke schleppen muß.
    SHUI TA Es genügt, daß ich es weiß. Ihr Sohn hier zeigt einen gesunden Appetit. Er will essen, Herr Lin To.
    DIE SCHWÄGERIN sieht die Säcke: Ist mein Schwager hier gewesen?
    DIE SHIN Ja.
    DIE SCHWÄGERIN Eben. Ich kenne doch die Säcke. Das ist unser Tabak!
    SHUI TA Besser, Sie sagen das nicht so laut. Das ist mein Tabak, was Sie daraus ersehen können, daß er in meinem Gelaß stand. Wenn Sie einen Zweifel haben, können wir aber zur Polizei gehen und Ihren Zweifel beseitigen. Wollen Sie das?
    DIE SCHWÄGERIN böse: Nein.
    SHUI TA Es scheint, daß Sie doch keinen eigenen Tabak besitzen. Vielleicht ergreifen Sie unter diesen Umständen die rettende Hand, die Fräulein Shen Te Ihnen reicht? Haben Sie die Güte, mir jetzt den Weg zu den Häusern des Herrn Shu Fu zu zeigen.
    Das jüngste Kind des Schreiners an die Hand nehmend, geht Shui Ta ab, gefolgt von dem Schreiner, seinen anderen Kindern, der Schwägerin, dem Großvater, dem Arbeitslosen. Schwägerin, Schreiner und Arbeitsloser schleppen die Säcke.
    WANG Er ist ein böser Mensch, aber Shen Te ist gut.
    DIE SHIN Ich weiß nicht. Von der Wäscheleine fehlt eine Hose und der Vetter trägt sie. Das muß etwas bedeuten. Ich möchte wissen, was.
    Herein die beiden Alten.
    DIE ALTE Ist Fräulein Shen Te nicht hier?
    DIE SHIN abwesend: Verreist.
    DIE ALTE Das ist merkwürdig. Sie wollte uns etwas bringen.
    WANG schmerzlich seine Hand betrachtend: Sie wollte auch mir helfen. Meine Hand wird steif. Sicher kommt sie bald zurück. Der Vetter ist ja immer nur ganz kurz da.
    DIE SHIN Ja, nicht wahr?
    Z WISCHENSPIEL
W ANGS N ACHTLAGER
    Musik. Im Traum teilt der Wasserverkäufer den Göttern seine Befürchtungen mit. Die Götter sind immer noch auf ihrer langen Wanderung begriffen. Sie scheinen müde. Für eine kleine Weile innehaltend, wenden sie die Köpfe über die Schultern nach dem Wasserverkäufer zurück.
    WANG Bevor mich euer Erscheinen erweckte, Erleuchtete, träumte ich und sah meine liebe Schwester Shen Te in großer Bedrängnis im Schilf des Flusses, an der Stelle, wo die Selbstmörder gefunden werden. Sie schwankte merkwürdig daher und hielt den Nacken gebeugt, als schleppe sie an etwas Weichem, aber Schwerem, das sie hinunterdrückte in den Schlamm. Auf meinen Anruf rief sie mir zu, sie müsse den Ballen der Vorschriften ans andere Ufer bringen, daß er nicht naß würde, da sonst die Schriftzeichen verwischten. Ausdrücklich: ich sah nichts auf ihren Schultern. Aber ich erinnerte mich erschrocken, daß ihr Götter ihr über die großen Tugenden gesprochen habt, zum Dank dafür,
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