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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod
Autoren: Alan Dean Foster
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Labyrinth abzuschütteln.
    Voll getankt und startbereit wartete das Shuttle der Teacher im östlichen Shuttlehafen der Stadt auf seine Rückkehr. Doch auch wenn seine vorrangige Sorge dem Ziel galt, dem unberechenbaren Coerlis zu entgehen, so war er andererseits keineswegs gewillt, sich von diesem selbstgefälligen Verrückten von einem Planeten vertreiben zu lassen, der ihm gerade zu gefallen begann. Abgesehen davon benötigten der junge Geschäftsmann und sein Bodyguard schnellstmöglich ärztliche Behandlung. Coerlis mochte irrational sein, aber er war nicht blöd.
    Während er weiterrannte, konnte er hinter sich die emotionalen Schwingungen seiner Häscher in unverminderter Stärke spüren. Sie gaben die Verfolgung nicht auf. Das entsprach durchaus Coerlis’ Verhaltensmuster, doch Flinx war nach wie vor zuversichtlich, dass er sie abhängen konnte. Pip glitt an seinem Arm empor, um ihren Lieblingsplatz auf seiner Schulter einzunehmen.
    An wen konnte er sich wenden? Die örtliche Polizei kam wohl nicht in Frage. Bestimmt hatte Coerlis bei ihr einigen Einfluss. Tuleon war zwar urbanisiert, doch mitnichten urban, und Flinx hatte bereits früh lernen müssen, dass Berge von Kredits nicht selten auch Justitia den Blick auf die Wahrheit verstellten. Zwar konnte man mit Geld nicht dafür sorgen, dass Gesetze abgeschafft wurden, aber ein subtiles Umgehen derselben, das konnte man sich durchaus erkaufen.
    Es schien, als würden sie aufholen. Flinx war sich darüber im Klaren, dass Coerlis’ erbitterte Hartnäckigkeit seinen Tod zur Folge haben konnte, etwas, das er, Flinx, lieber vermeiden wollte. Er kannte diese Sorte von Mensch. Coerlis würde nicht eher Ruhe geben, bis er für die erlittene Demütigung Genugtuung erfahren hätte. Das Ganze ging längst schon über die Frage hinaus, ob er in den Besitz der fliegenden Schlange gelangte oder nicht.
    Besessenheit, das wusste Flinx, war oft der erste Schritt auf der Straße zum Wahnsinn. Das wusste er deshalb, weil in Gefühlen stets mehr Wahrheit lag als in Worten.
    In immer noch mühelosem Lauf bog er in eine sanft abfallende Seitengasse ein. Vielleicht rannten seine Verfolger ja daran vorbei in dem Glauben, er steuere auf das Hafenviertel zu, wo es bessere und schnellere Fluchtmöglichkeiten gab.
    Vereinzelt blieben Fußgänger stehen und schauten ihm hinterher, mehr durch seine große Statur und seine Eile auf ihn aufmerksam geworden als durch den nahezu unsichtbaren Minidrachen, der sich um seine Schulter wand. Samstead war keine besonders hektische Welt. Es kam selten vor, dass man jemanden durch das Zentrum der Hauptstadt rennen sah.
    Unbeirrt lief er an den Eingängen von Bürohochhäusern und Wohnkomplexen vorbei, wohl wissend, dass er ohne entsprechende Identifikation nicht einmal in die kleinsten Gebäude hineingelangen konnte. Tuleon mochte zwar eine vergleichsweise unbekümmerte Stadt sein, doch Kriminalität war auch innerhalb ihrer Grenzen bekannt.
    Die verschwenderische Fassade eines Hotels lockte mit ihrem Prunk. Zu offensichtlich, entschied er und rannte weiter. Was er suchte, war ein weitaus weniger augenfälliger Ort. In alten Zeiten hätte eine Bank einige Sicherheit geboten, doch so etwas gab es heute nicht mehr. Geld- und Kreditgeschäfte waren größtenteils zu abstrakten Größen in Computerspeichern geworden, um elektronisch abgewickelt zu werden. Eine Zuflucht, in die er sich nicht zurückzuziehen vermochte.
    Dann sah er das Gebäude. Ein schlichtes Dreieck, dessen genügsame sechs Stockwerke in eine scharfkantige Spitze mündeten. Das vertraute Logo, ein Stundenglas im Kreis auf grünem Grund, schmückte den stets offenen Eingang. Flinx atmete auf, rannte den geschwungenen Aufgang empor und trat durch das Portal.
    Drinnen verlangsamte er sein Tempo auf ein gebührendes Maß. Abgesehen von einigen älteren Bittstellern war es in dem Sanktuarium vollkommen leer. Eine greise Frau kniete vor einem riesigen Altarbild mit wirbelnden Spiralnebeln und Galaxien, dessen räumliche Tiefe wirklich beeindruckend war. Die überaus realistisch wirkende Darstellung erhob sich fast zwei Stockwerke in die Höhe und zeichnete sich durch einen beinahe ehrfurchtgebietenden Detailreichtum aus. In Verbindung mit der gedämpften indirekten Beleuchtung verlieh sie dem überwölbten Innenraum einen Hauch von Zuversicht und ewigem Frieden. Durch die Buntglasfenster hoch droben fiel das Sonnenlicht herein.
    Er war schon häufiger in Sanktuarien der Vereinigten Kirche
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