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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod
Autoren: Alan Dean Foster
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Coerlis’ Zögern verriet ihm jedoch, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Nun stellte sich die Frage: Wie weit durfte er bei diesem paranoiden Psychopathen gehen, ohne ihn über den Rand der Vernunft zu stoßen? Es war nicht sinnvoll, ihn hier, vor seinen Lakaien, noch viel weniger vor all den anderen Gästen, zu beschämen. Ein flüchtiger Blick zeigte Flinx, dass zudem die junge Küchenchefin und ihr älterer Beschützer die Szene aus der Sicherheit des Personaldurchgangs heraus beobachteten.
    »Ich vertrete die Interessen des Hauses Coerlis seit diesem Unfall ebenso gut, wenn nicht gar besser, als der alte Knabe es jemals getan hat! Keine Ahnung, was man Ihnen erzählt hat oder weshalb Sie hier herumschnüffeln, aber bisher habe ich einen verdammt guten Job gemacht. Die Vermögensverwalter jedenfalls sind sich in diesem Punkt alle einig.«
    Paranoid, neurotisch und stets in Verteidigungshaltung, konstatierte Flinx. Merkmale, die nicht zwangsläufig mit Können oder Intelligenz in Widerspruch standen. Als ein Mann ohne jegliche Erfahrung war Coerlis quasi von heute auf morgen gezwungen gewesen, die Leitung eines großen Handelshauses zu übernehmen. Kein Wunder, dass er bei der leisesten Andeutung von Missachtung, jedem kleinsten Anzeichen dafür, dass jemand seine Autorität in Frage stellen konnte, sofort wild um sich biss. Zwar war er sich seiner Position sicher, doch beileibe nicht seiner selbst. Über allem, was er tat, schwebte der Schatten eines tyrannischen Vaters. Das mochte zwar seine Wut und Frustration erklären, minderte jedoch nicht die Gefahr, die von ihm für andere ausging.
    »Ich habe nicht herumgeschnüffelt«, widersprach Flinx mit besänftigender Stimme.
    »Natürlich haben Sie das!« Coerlis’ schwarze Augen blitzten in der Gewissheit auf, wieder die Oberhand gewonnen zu haben. »Aber lassen wir das, es hat nicht das Geringste mit unserem kleinen Geschäft hier zu tun.«
    Sei ‘s drum, dachte Flinx. Einen Versuch war es wert gewesen. Obwohl er bezweifelte, dass sie bei jemandem wie Coerlis funktionieren würde, gab es noch eine letzte Strategie, die er ausprobieren konnte.
    »Zumindest haben Sie Ihren Vater gekannt.«
    Diese Eröffnung schien Coerlis eher zu freuen als sein Mitgefühl zu wecken. »Sie Ihren etwa nicht? So ein Pech aber auch.«
    Nicht nur das. Abgesehen davon war es, wie Flinx resignierend schloss, die wohl letzte Chance, diese Begegnung zu einem friedlichen Abschluss zu bringen.
    »Und meine Mutter auch nicht. Ich bin als Waisenkind aufgewachsen.«
    Coerlis’ Miene blieb bar jeden Ausdrucks. »Was Sie nicht sagen. Meiner Erfahrung nach schert sich das Universum einen Dreck um solche Dinge. Besser, Sie finden sich damit ab. Wie dem auch sei, jetzt geht’s erst mal um unser Geschäft. Tote Eltern haben dabei nichts zu suchen. Vierhundert. Mein letztes Angebot.«
    Flinx versteifte sieh, wohl wissend, dass er keinen direkten Blickkontakt herstellen musste, um Pip irgendwelche Anweisungen zu erteilen. Sie wusste stets, was in ihm vorging, in der gleichen Sekunde wie er selbst.
    »So sehen Sie’s doch endlich ein. Aus dem Deal wird nichts. Ich kannte weder meinen Vater noch meine Mutter. Eine alte Frau hat mich großgezogen. Sie war die einzige Familie, die ich hatte. Sie – und dieser fliegende Drache. Eine Schwester hatte ich auch mal, aber die ist ebenfalls schon tot.«
    Coerlis’ Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Bei Ihrem Pech können Sie das Geld bestimmt gut gebrauchen.«
    Ruhig erwiderte Flinx den boshaften Blick seines Gegenübers. »Noch einmal: Sie ist nicht zu verkaufen.«
    Demonstrativ holte Coerlis Luft, während er sich gleichzeitig mit den Fingern seiner linken Hand durch das lockige, schwarze Haar strich. »Na gut, ich schätze, das war’s. Wenn sie nicht zu verkaufen ist, ist sie eben nicht zu verkaufen.« Er setzte ein begütigendes Lächeln auf.
    Doch Flinx hatte allen Grund, misstrauisch zu bleiben. Unter allen Anwesenden im Restaurant war er der Einzige, der die fast schon mörderische Wut, die jetzt in dem Mann hochkochte, wahrzunehmen vermochte. Im Vergleich dazu war die Mischung aus Vorfreude und Ungeduld, die von den beiden Schlägertypen ausging, eher als nebensächlich zu erachten.
    Er spürte die plötzliche Bewegung des bulligen Kerls, der hinter ihm stand, eher, als dass er sie sah. Ein Adrenalinschub im Hirn des Mannes, der einen jähen Anstieg von Emotionen auslöste. Gleichzeitig glitten Peelers und Coerlis’ Hände in die
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