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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
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    »He, Thraxas! Wir haben uns schon gefragt, wo du so lange geblieben bist.«
    Ich komme gelegentlich hierher. Hauptsächlich aus geschäftlichen Gründen. Der Wirt und Besitzer der Kaschemme heißt Päderax. Er war einmal Kapitän seiner eigenen Kampftrireme, bis man ihn aus der Marine geworfen hat, weil er vergessen hatte, dem König seinen Anteil an der Beute auszuhändigen. Er hat dunkle Haut und eine Narbe vom Kinn bis zur Augenbraue. Das ist ein Andenken an eine Seeschlacht, mit der er gern prahlt, wenn die alten Seebären sich an früher erinnern. Ich akzeptiere aus reiner Höflichkeit ein Bier und frage ihn, ob jemand versucht hat, irgendwelchen Schmuck an den Mann zu bringen. Päderax ist nicht der Mann, der Informationen an die Zivilgarde weitergeben würde, aber er kennt mich gut genug. Mir verrät er alles, was ihn nicht selbst in Schwierigkeiten bringt. Vorausgesetzt natürlich, dass auch für ihn etwas dabei herausspringt.
    Päderax wartet, bis der Gast an der Bar, ein Hafenarbeiter, nach seinem roten Kopftuch zu schließen, mit seinem Getränk davonschwankt. Offenbar hat der Kerl nicht vor, in der nächsten oder auch übernächsten Woche zu arbeiten. Dann beugt sich Päderax vor und bestätigt leise meine Frage. Ja, es hat tatsächlich so einen Kerl gegeben. Ich schiebe ein paar Gurans über den Tresen.
    »Er ist jetzt oben im Hinterzimmer. Mit zwei anderen Kerlen. Die habe ich nie zuvor gesehen.«
    Ich gehe los, aber Päderax hält mich am Arm fest. »Wenn du jemanden umbringen willst, dann pass auf die Möbel auf.«
    Ich bahne mir den Weg durch den rauchigen, lauten Schankraum zur Treppe an der Rückseite der Kaschemme. Dieser Fall wird noch einfacher, als ich gedacht habe. Leise steige ich die Treppe hinauf und lausche an der Tür. Kein Laut ist zu hören. Ich trete die Tür auf und marschiere hinein, den Schlafzauber bereit, falls jemand Widerstand leisten will.
    Es befinden sich vier Männer in dem Zimmer, aber sie werden nicht mehr viel Widerstand leisten. Drei von ihnen sind bereits tot, und es sieht so aus, als würde der Vierte ihnen sehr bald Gesellschaft leisten. Sie sind alle erstochen worden und liegen in einer ziemlich großen Blutpfütze. Ich beuge mich über den, der noch atmet, wenn auch sehr schwach.
    »Was ist passiert?«
    Er versucht mich anzusehen, aber seine Augen können mich nicht mehr wahrnehmen.
    »Ich war auf einem wunderschönen goldenen Schiff«, flüstert er. Dann hustet er, spuckt etwas Blut und stirbt.
    Das waren ziemlich merkwürdige letzte Worte. Ich werde später darüber nachdenken. Nun sehe ich mich erst mal in dem Zimmer um. Das Fenster am Ende ist offen, und das Fensterbrett ist blutverschmiert. Draußen führt eine Gasse entlang, und es ist nicht weit bis zum Boden. Kein Problem, einfach über diesen Weg zu entkommen, obwohl ich mich frage, was für ein Kerl der Flüchtige wohl gewesen ist. Offenbar jemand, der auf sich aufpassen konnte. Vielleicht waren es auch mehrere. Die Toten tragen alle Schwerter. Normalerweise sind Taschendiebe nicht unbedingt ausgebildete Schwertkämpfer, aber es ist kein Kinderspiel, vier bewaffnete Gegner auszuschalten.
    Ich durchsuche rasch die Leichen. Sie sind noch warm. Ich habe es mit vielen Leichen zu tun bekommen, aber es gefällt mir trotzdem nicht. Einen erkenne ich. Es ist Axaten, ein Taschendieb, der häufig im Stadion Superbius arbeitet und alles mitnimmt, was er von den sorglosen Rennbesuchern erbeuten kann. Die drei anderen kenne ich nicht. Aber keiner von ihnen ist im Besitz eines Medaillons. Ich finde nur einige Münzen in ihren Taschen. Sie tragen keine Tätowierungen, nichts, was sie als Angehörige irgendeiner Organisation ausweisen würde. Ich durchsuche das Zimmer, ebenfalls ohne Erfolg.
    Schließlich werfe ich einen Blick aus dem Fenster hinab auf die Gasse. Ein einfacher Sprung für jemanden, der leichter ist, als ich es bin, aber bei meinem Gewicht bin ich nicht sonderlich geneigt, es auszuprobieren. Außerdem sind da noch die vier Leichen. Ich würde zwar nur zu gern hier herausschleichen und sie einfach liegen lassen, aber das ist sinnlos. Päderax wird mich nicht decken. Sobald die Leichen gefunden werden, wird er nach der Zivilgarde rufen, und ich gäbe dann einen leichten Mordverdächtigen ab.
    Ich fluche wie ein Rohrspatz und steige die Treppe in den Schankraum hinunter. Päderax ist ebenfalls alles andere als erfreut.
    »Vier? Alle tot? Die Garde wird das lieben!« Er kneift die Augen zusammen.
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