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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
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erfahren, dass ich das Juwel verloren habe. Aus diesem Grund kann ich nicht selbst in die Kaschemme gehen und die Leute mit Zaubersprüchen in die Luft jagen. Man würde Erklärungen verlangen, die ich nur sehr ungern abgeben würde.«
    Das verstehe ich nur zu gut. In einer Stadt, deren Bewohner die Orgks fürchten und hassen, würde jedem sehr bald das Leben zur Hölle gemacht werden, der leichtsinnigerweise unseren wirksamsten Schutz gegen sie vertändelt hätte. Es ist zwar schockierend, wie verantwortungslos Lisutaris vorgegangen ist, aber eigentlich überrascht mich das nicht besonders. Ihr Thaziskonsum ist so stark, dass solche Dinge einfach passieren mussten, nachdem sie erst einmal zur Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung gewählt worden ist.
    »Warum habt Ihr nicht einfach jemanden aus Eurem Haushalt hingeschickt?«
    »Ich fand das zu gefährlich. Selbst wenn man meine Diener nicht erkennt, kann ich nicht wissen, wer später von dieser Angelegenheit erfahren könnte. Turanianische Dienstboten sind nicht gerade für ihre Diskretion berühmt. Meine Sekretärin ist zwar absolut loyal, aber sie ist eine sehr junge Frau von zartem Körperbau und für eine solche Aufgabe nicht geeignet. Ich kenne zwar die Adresse, unter der Ihr das Juwel finden könnt, aber ich weiß nicht, was Euch dort noch erwartet.«
    »Sehr wahrscheinlich jemand, der es nur höchst ungern zurückgeben möchte. Die Pickelkeule ist eine berüchtigte Diebeshöhle. Macht Euch keine Sorgen. Ich bringe es Euch zurück.«
    Nach Lisutaris’ Beschreibung der Ereignisse erscheint es mir sehr wahrscheinlich, dass der Dieb nicht einmal weiß, was er da erbeutet hat. Er befindet sich vielleicht sogar in dem Glauben, dass er nur ein ganz normales Schmuckstück gestohlen hat, und will es so bald wie möglich mit einem guten Profit weiterverkaufen.
    Lisutaris rutscht unbehaglich in meinem stickigen Zimmer hin und her. Im Winter hatte die Herrin des Himmels wie alle Zauberer Wärmezauber über ihre Kleidung gewoben, um die bittere Kälte abzuhalten. Aber sich selbst mittels Zauberei abzukühlen ist erheblich schwieriger. Ein besorgter Ausdruck huscht über ihr Gesicht.
    »Da in diesem Fall größte Diskretion vonnöten ist, werdet Ihr doch nicht auf Eure politischen Machtmittel zurückgreifen wollen, habe ich Recht?«
    Ich runzle die Stirn. Ich habe mich nach Kräften bemüht zu vergessen, dass ich überhaupt über solche Mittel verfüge. Nach vielen Jahren als Zivilist in Turai wurde ich vor einigen Monaten von Zitzerius, dem Vizekonsul, höchst unerwartet in das Amt eines Volkstribuns erhoben. Dieses Tribunat ist eine Art Volksvertretung und war unbesetzt, bis Zitzerius mich letzten Winter nominiert hat. Er hat das nur getan, damit ich Zugang zum Konvent der Zauberer bekam. Es lag niemals in seiner Absicht, geschweige denn in meiner, dass ich wirklich irgendwelche offiziellen Handlungen durchführte. Aber ich wurde erpresst, meine Macht als Volkstribun einzusetzen, um eine Räumung zu verhindern. Natürlich spielten dabei die üblichen politischen Intrigen eine wesentliche Rolle. Seitdem bin ich sorgfältig darauf bedacht, mich von der finsteren politischen Welt Turais fern zu halten, und spiele meine Rolle als Tribun so weit wie möglich herunter. Ich habe mich sogar rundheraus geweigert, die Autorität, die mir diese Position verschafft, noch einmal zu nutzen. Mir ist völlig klar, dass ich im anderen Fall mit der einen oder anderen politischen Partei über Kreuz geraten würde.
    »Keine Sorge. Es ist ein reines Ehrenamt. Senator Lohdius hat mich zwar einmal dazu gezwungen, es auszuüben, aber das ist auch schon alles.« Das Amt habe ich ein Jahr inne, und ich kann nur hoffen, dass die letzten Monate meiner Amtszeit unbemerkt von der Öffentlichkeit verlaufen, bis ich wieder zum Zivilisten werde. Ein Mann, der in Turai mit politischer Macht hantiert, braucht erheblich mehr Schutz, als ich ihn genieße.
    Lisutaris zündet sich eine weitere Thazisrolle an.
    »Ihr habt das Juwel doch nicht verspielt?«
    Sie lächelt. »Nein. Ich bin immer noch sehr wohlhabend. Sollte dieser Verlust jedoch öffentlich bekannt werden, dürftet Ihr nicht die einzige Person sein, die mir so etwas unterstellt. Es war sehr unglücklich, das Medaillon ausgerechnet im Stadion Superbius zu verlieren. Seit ich zur Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung gewählt wurde, bin ich das Ziel vieler Eifersüchteleien.«
    Lisutaris zieht ihre Börse hervor und zählt Geld auf den
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