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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch
Autoren: L. Spraque de Camp
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Und der Regen wird die Hexen in ihre Häuser getrieben haben. Marko kann seinen Plan vielleicht ausführen, ohne eine einzige zu Gesicht zu bekommen.«
    »Damit rechne ich aber nicht«, sagte Marko. Er hatte die größte Rüstung angelegt, die sich auf dem Schiff finden ließ.
    Der Wind schwächte ab, als sie Kurs auf die Insel nahmen. Der Regen wollte jedoch nicht aufhören. Kurz vor Mitternacht lag »Die Unglaubliche« in Höhe der Nordwestecke der Insel. Sie drehte sich mit dem Heck zur Insel, ließ die Maschine nur noch ganz langsam laufen und setzte ein Segel, um den Bug im Wind zu halten. Marko Prokopiu kletterte klirrend in den Korb.
    »Leinen los«, sagte er.
    Seile und Ballast fielen. Der Ballon stieg schwankend vom Heck in die Höhe. Der kleine Torfofen war nicht angezündet worden, weil die Fahrt nicht lange dauern würde.
    Der Korb schwang wie ein Pendel hin und her. Marko strengte die Augen an, um die Finsternis zu durchdringen, und ihm wäre fast wieder übel geworden. Unter ihm quietschte das Rad, von dem sich auf dem Achterdeck das Schleppseil abspulte. Das Rütteln ließ nach.
    Marko spähte zu den Klippen hinüber. Er konnte nichts erkennen. Der Ballon hatte begonnen, sich zu drehen, und Marko verlor die Orientierung. Der Regen prasselte gegen seinen Brustpanzer.
    Dann hörte er durch das Pfeifen des Windes in den Seilen ein anderes Geräusch. Das Tosen der Brandung und das Rauschen der Bäume auf der Insel. Direkt unter sich konnte er das weiße Band der Wellen sehen, die sich am Fuß der Klippen brachen. Dann wurde es vom Rand der Klippen verdeckt. Er mußte sich jetzt über festem Boden befinden. Er zog an der Leine, mit der man Luft ablassen konnte.
    Sie klemmte.
    Er riß mit beiden Händen an ihr. Die Leine gab plötzlich mit einem lauten Zischen nach, und der Korb sackte in die Tiefe.
    Marko hatte in der Dunkelheit aus Versehen die Reißleine bedient, und so hatte sich im oberen Teil der Hülle der Schlitz ein paar Meter weit geöffnet. Die heiße Luft strömte aus, und der Ballon stürzte hinunter.
    Der Korb krachte auf, und Marko brach sich nur deshalb nichts, weil er die Knie vor dem Aufprall gebeugt hatte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich von dem Schrecken erholt hatte und zitternd auf die Beine kam.
    Er nahm seinen Schild und kletterte durch ein Gewirr von Seilen aus dem Korb. Er befand sich nicht weit vom Rand der Klippen.
    Seine nächste Aufgabe bestand darin, eine kleine Pulverfackel zu entzünden, die die Philosophen ihm gegeben hatten und die dem Schiff das Signal geben sollte, zum Landeplatz zu fahren. Der Regen war jedoch in seine Zunderbüchse eingedrungen. Er konnte Feuerstein und Stahl zusammenschlagen, so oft er wollte, der Zunder wollte nicht brennen.
    Er ließ es sein. Der Ballon konnte nicht auf »Die Unglaubliche« zurückgezogen werden. Wenn Halran das Schleppseil einholen würde, müßte der Ballon von der Klippe stürzen. Wenn Marko das Seil durchschnitte, würde Halran wissen, was geschehen war. Er würde auf jeden Fall wissen, daß die Verbindung zum Ballon unterbrochen war.
    Marko nahm seine Axt aus dem Futteral, packte das Seil und schlug zu. Beim dritten Hieb war es durchtrennt. Es war naß vom Regen und schwerer, als er erwartet hatte. Es entglitt seiner Hand und fiel in die Tiefe.
    Markos Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Er stand auf und blickte zum Schiff hinüber, dessen Umriß schwach zu sehen waren.
    Die Wachtposten der Hexen würden bald auf ihren Rundgängen den Ballon finden und alarmiert sein. Nun, dagegen konnte er etwas unternehmen. Er schob den Korb Stück für Stück auf den Rand der Klippe zu, bis er hinabstürzte und die Hülle mit sich zog. Halran würde den Verlust seines Fluggeräts nicht leicht verschmerzen, aber der Ballon war im Augenblick nutzlos und dazu noch gefährlich.
    Marko blickte wieder aufs Meer hinaus. Der dunkle Schatten bewegte sich. Er schien sich nach links zur Landestelle zu bewegen. Aus dem Schornstein flogen ab und zu Funken auf.
    Marko lief auf die Stadt Mnaenn zu, hielt sich dabei parallel zu den Klippen, benutzte aber nicht den Pfad, da er fürchtete, dort auf eine bewaffnete Hexe zu treffen, die ihre Runden machte. Das Schiff war schneller, als er mit seiner Rüstung gehen konnte, mußte jedoch Riffen und Felsen ausweichen.
    Schließlich näherte er sich der Stelle, an der sich das Rad mit der Strickleiter befand. In der Dunkelheit hörte er Stimmen.
    »Ich hab’ sie gesehen, sage ich dir.
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