Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch
Autoren: L. Spraque de Camp
Vom Netzwerk:
…«
     

 
12.
     
    Am nächsten Morgen, dem elften Perikles, ging Muphrid hinter einem dünnen Wolkenschleier, auf. Marko Prokopiu stand zusammen mit Boert Halran, Ulf Toskano und anderen Philosophen im Hof und beobachtete die Füllung des Ballons. Diesmal wurde der Ballon nur mit wenig Brennstoff und Ballast beladen, weil er nur als Fesselballon aufsteigen sollte.
    Marko hatte einen rauhen Hals, weil er fast die ganze Nacht hindurch geredet hatte. Die Philosophen hätten sich endlos oder wenigstens bis zu dem Augenblick weiter gestritten, an dem der Henker des Prems gekommen wäre, hätte sich nicht Mensenrat auf Markos Seite gestellt und die anderen zur Zustimmung gezwungen.
    Ein Soldat ritt vor dem bewachten Tor des Gebäudes vor, stieg ab und trat ein. Er schritt klirrend auf Toskano zu, zog seinen Säbel, knallte die Hacken zusammen, grüßte, steckte den Säbel wieder in die Scheide und zog ein paar zusammengefaltete Papiere aus dem Ärmelumschlag.
    »Seine Unaussprechliche Hoheit, der Prem von Eropia, sendet Euch Grüße«, sagte der Soldat. »Er bittet Euch, die Güte zu haben, diese Nachricht zu lesen und mir eine Antwort mitzugeben.«
    Toskano las die Mitteilung und sagte zu den umstehenden Philosophen: »Er kommt, zur zweiten Stunde. Wirst du dann soweit sein, Boert?«
    »Keine Schwierigkeiten«, sagte Halran.
    Toskano wandte sich an den Soldaten: »Werter Herr, seid so freundlich und teilt Eurem Herrn, dem mächtigen Prem von Eropia, mit, daß wir vor Dankbarkeit überfließen, daß sich Seine Hoheit herablassen wollen, unsere Tagung zu besuchen und sich einige unserer Experimente anzusehen. Alles wird bereit sein.«
    »Ich danke Eurer Exzellenz von Herzen«, sagte der Soldat und marschierte davon.
    Marko wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Ballon zu, wurde jedoch erneut gestört. Domingo Bivar kam mit fliegendem Haar aus dem Gebäude gerannt, in der hocherhobenen Rechten ein Bündel Papiere, das er durch die Luft schwenkte. Seine Augen waren gerötet und geschwollen.
    »Dr. Toskano!« rief er. »Kommen Sie schnell! Alle Fragen sind gelöst! Wir werden gewinnen! Ich muß es Ihnen sagen … die Sache ist höchst aufregend …«
    Toskano wandte sich an Halran: »Wie lange dauert es noch, bis der Ballon gefüllt ist?«
    »Noch eine gute Stunde«, sagte Halran.
    Toskano folgte Bivar, und Marko und ein paar weitere Teilnehmer der Tagung schlossen sich den beiden an. Bivar führte sie in das Zimmer, in dem sich das Mikroskop der Brüder Chimei befand. Einer der Brüder (Marko konnte nicht sagen, welcher) hielt immer noch Wache. Die Karten lagen in Stapeln auf dem Tisch.
    Bivar setzte sich, ließ seine Notizen zu Boden fallen, hob sie auf, blätterte, bis die rechte Ordnung wiederhergestellt war, und begann zu sprechen.
    »Meine Herren, was wir hier vor uns haben, ist ein Dokument der Literatur der Menschen auf der Erde, und zwar aus der Zeit vor der Herabkunft. Dieses Dokument wurde nach einem Verfahren hergestellt, das inzwischen verlorengegangen ist.«
    Er wartete, bis sich das Stimmengewirr, das seiner Ankündigung folgte, gelegt hatte und fuhr fort: »Diese kleinen grauen Flecken auf den Karten sind Abbilder gedruckter Seiten, die mit Hilfe irgendeines chemischen Verfahrens hergestellt wurden. Wenn Dr. Chimei mit Hilfe einiger Glasstücke das Kleine groß erscheinen lassen kann, wie sollte dann das Große nicht auch klein gemacht werden können? Um jedoch bei der Sache zu bleiben: Eine der Schachteln enthält ein vollständiges Lexikon. Die andere enthält eine Sammlung von Lebensbeschreibungen von Erdmenschen, Aufzeichnungen Tausender von Leben, und einige darunter sind so lang wie ein Buch. Warum nur diese beiden Sammlungen bewahrt worden sind oder warum die Alten ihr Wissen in dieser Form aufzeichneten, kann ich nicht sagen …«
    Marko sagte: »Entschuldigen Sie, Dr. Bivar, aber das sind nicht alle Schachteln.«
    »Nicht alle? Soll das heißen, daß es noch mehr gibt?«
    »Ja. Auf Mnaenn befinden sich vierzig oder fünfzig Schachteln, aber ich habe nur diese beiden mitgenommen.«
    »Was? Sie Idiot, Sie Narr! Sie Schafskopf! Sind Sie verrückt, daß Sie den Rest nicht auch mitgenommen haben? Man sollte Sie …«
    Toskano unterbrach den Wortschwall, und Marko erklärte, warum er nicht mehr Schachteln mitgenommen hatte.
    »Ach so«, sagte Bivar. »Entschuldigen Sie bitte. Ich wußte das nicht. Ich bin ganz durcheinander und habe seit gestern nicht geschlafen. Verzeihen Sie mir bitte! Wenn wir aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher