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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch
Autoren: L. Spraque de Camp
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Menschen gibt, dann kommen Sie mit mir, und ich werde sie Ihnen zeigen, das heißt, wenn wir die gegenwärtig drohende Gefahr heil überstanden haben. Wenn Sie also den Prem von Ihrer ›Wahrheit‹ überzeugen und unser Glauben abgeschafft wird, wer soll dann die Menschen führen? Meinen Sie, daß Ihnen das mit Hilfe von Gleichungen und Formeln gelingen wird, die die meisten Menschen gar nicht verstehen können?
    Bedenken Sie, meine Herren, was ich Ihnen gesagt habe. Ich danke Ihnen, daß Sie mir so höflich zugehört haben. Gute Nacht.«
    Als der Patriarch gegangen war, herrschte einen Augenblick Schweigen. Dann sagte eins der Mitglieder des Ausschusses: »Ich bin zwar nicht seiner Meinung, aber er kann schon überzeugend reden, der alte Fuchs.«
    »Er ist auf seine Art völlig ehrlich«, sagte ein anderer.
    »Ach, Unsinn!« fiel ihm ein dritter ins Wort. »All das Gerede von übernatürlichen Dingen hat nur den Zweck, eine Schicht von Zauberern, die sich Priester nennen, am Leben zu erhalten. Und arbeiten wollen sie auch nicht.«
    »Ah, das ist ungerecht …«
    Sie diskutierten ohne Erfolg weiter und wichen der eigentlichen Entscheidung aus. Allen wurde klar, daß sie ihren Kopf retten und deshalb das Streitgespräch als Gewinner beenden wollten, aber sie wollten einen guten Grund dafür finden, um nicht nur als ängstliche, selbstsüchtige Menschen dazustehen.
    Ardur Mensenrat sprach ihnen allen aus der Seele, als er sagte: »Zunächst einmal wissen wir gar nicht, ob unser Vorgehen wirklich Einfluß auf die Entscheidung des Prems haben wird, den Frieden zu bewahren oder Krieg zu führen. Wir wissen nur, was uns Yungbor erzählt hat. Wenn ich Alzander Mirabo richtig einschätze, hat er seine Entscheidung längst getroffen. Wenn wir ihm keinen Vorwand liefern, wird jemand anderes es tun.
    Zum zweiten wäre es natürlich beklagenswert, wenn die Priesterschaft hingemetzelt würde, sollte es zum Schlimmsten kommen, aber ich denke, wir sind wichtiger für die Zivilisation als sie, die ja auch leichter zu ersetzen wären.
    Schließlich könnten wir schon darauf eingehen, wenn wir sicher wüßten, daß dadurch die Kriege auf Kforri für immer abgeschafft wären. Dem wird aber nicht so sein. Yungbor rechnet es sich als Verdienst an, daß die letzten Jahrzehnte Frieden herrschte, die Geschichtsschreiber sehen die Sache jedoch anders. Sie behaupten, es sei die Folge des Gleichgewichts der Kräfte der größeren Völker gewesen. Alle sind sie bewaffnet und nervös, alle sehen nur den eigenen Vorteil und frönen dem niedersten Nationalismus, alle sind von erbitterter Fremdenfeindlichkeit. Selbst wenn der Prem jetzt keinen Krieg vom Zaun bricht, können wir nicht wissen, ob nicht nächsten Monat ein anderer Staat zu den Waffen greift.«
    Man hörte Seufzer der Erleichterung, weil es Mensenrat gelungen war, die Gedanken aller so kurz und bündig auszusprechen. Marko waren ähnliche Überlegungen durch den Kopf gegangen, ohne daß er zu klaren Formulierungen gekommen wäre. Seine Gedanken waren während der Auseinandersetzung oft abgeschweift, und einmal stellte er sich vor, wie er wieder das Handgelenk der Stringiarchin packte und ihr das kurze Schwert in den Rücken bohrte.
    Er schwankte, bekämpfte die schreckliche Angst, sich zum Narren zu machen, und klopfte auf den Tisch.
    »Ja, Meister Prokopiu?« sagte Mensenrat.
    »Die Herren entschuldigen bitte«, sagte Marko und spürte, wie er rot wurde, »ich bin zwar nur ein unwissender Hinterwäldler von Lehrer, habe nicht einmal einen richtigen akademischen Grad und möchte aber doch einen Vorschlag machen.«
    »Nur zu.«
    »Was ich vorschlagen möchte, widerspricht nicht den Plänen für das Streitgespräch, kann aber zur Folge haben, daß es gar nicht zu der Debatte kommen muß.«
    »Kommen Sie bitte zur Hauptsache«, sagte Mensenrat.
    »Nun, ich dachte, wenn wir den Prem in unsere Gewalt bekommen könnten, wäre er unsere Geisel, und wir könnten ihn dazu bringen, uns freizulassen.«
    »Hirnverbrannt!« rief jemand.
    »Schon möglich, aber was haben wir zu verlieren? Ich spreche als einer, der eben auf diese Art von der Insel Mnaenn entkommen ist, und ich glaube, ich habe ein wenig Erfahrung mit Entführungen, die Ihnen als gelehrten Männern vielleicht fehlt.«
    »Wie sieht Ihr Plan aus?« fragte Mensenrat.
    »Nun, mir ist das Ganze eben erst eingefallen, und ich weiß erst genau, was zu tun ist, wenn der Augenblick gekommen ist. Aber kurz gesagt, denke ich mir folgendes
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