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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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rüsten.«
    Er führte Morgenröte die Uferböschung hinauf und in den Haupthof des Dorfes. Durch den Mangel an Regen und Erosion waren die zwanzig Fuß tiefen und zehn Fuß breiten Fallgruben weitgehend intakt geblieben, doch die Siegel, die man in die umgebenden Steine gemeißelt hatte, waren mit Dreck verkrustet und kaum noch zu erkennen. Jeder Dämon, der in eine dieser Gruben geworfen würde, könnte nun sofort wieder hinausklettern.
    Trotzdem boten die Gruben einen gewissen Schutz. Arlen legte seine tragbaren Bannzirkel zwischen den Lehmziegelwänden der Behausungen und einer Fallgrube aus, um den Zugang zu seinem Lager zu erschweren.
    Arlens tragbare Bannzirkel besaßen einen Durchmesser von zehn Fuß und bestanden aus lackierten Holztafeln, die durch kräftige Schnüre miteinander verbunden waren. Jede Tafel war mit uralten Abwehrsymbolen bemalt, die ausreichten, um ihn vor jeder bekannten Sorte von Horclingen zu schützen. Mit akribischer Präzision breitete er die Zirkel aus und vergewisserte sich, dass die Siegel so angeordnet waren, dass sie ein lückenloses Netz bildeten.
    In einem Zirkel trieb er einen Pfahl in den Lehmboden und fesselte Morgenrötes Vorderbeine mit einem Seil, dessen freies Ende er dann mit einem komplizierten Knoten an dem Pflock befestigte. Falls das Pferd an dem Seil zerrte oder wegzulaufen versuchte, wenn die
Dämonen heranrückten, würde sich der Strick spannen und die Fesseln noch enger schnüren. Arlen jedoch konnte notfalls den Knoten sowie die Seilschlingen um Morgenrötes Beine mit einem einzigen Ruck lösen und das Pferd augenblicklich befreien.
    Sein eigenes Lager schlug Arlen in dem zweiten Zirkel auf. Er bereitete alles für ein kleines Feuer vor, zündete es aber noch nicht an, denn in dieser Gegend gab es nur wenig Holz, und die Nächte in der Wüste konnten bitterkalt werden.
    Während Arlen arbeitete, wanderte sein Blick immer wieder die Steintreppen hinauf, die zu den in die Schluchtwände eingebauten Lehmziegelhäusern führten. Irgendwo dort oben befand sich die Werkstatt von Meister Dravazi, einem Kunsthandwerker, dessen bemalte Keramiken noch zu seinen Lebzeiten mit Gold aufgewogen wurden und jetzt einen unschätzbar hohen Wert haben mussten. Mit dem Verkauf auch nur eines einzigen Originalstücks von Dravazi, das vergessen auf der Töpferscheibe lag, konnte er vermutlich seine gesamte Exkursion hierher finanzieren. Weitere Fundstücke würden ihm ein Vermögen einbringen.
    Anhand der Karten hatte Arlen sogar eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo er nach der Werkstatt des Meisters suchen sollte, doch egal wie erpicht er darauf war, mit den Nachforschungen zu beginnen, er musste sich bis zum nächsten Tag gedulden, denn der Sonnenuntergang stand kurz bevor.
    Als die große, rotglühende Scheibe unter dem Horizont versank, verflüchtigte sich die in der Lehmwüste
gespeicherte Hitze, stieg himmelwärts und gab den Dämonen den Weg aus dem Horc frei. Außerhalb der Bannzirkel driftete ein bösartig aussehender Nebel aus dem Boden und verdichtete sich allmählich zu dämonischen Gestalten.
    Als die Dunstschwaden aufstiegen, überkam Arlen ein klaustrophobisches Gefühl; ihm kam es so vor, als sei sein Zirkel von gläsernen Wänden umgeben, die ihn vom Rest der Welt abschnitten. In dem Zirkel fiel ihm das Atmen schwer, obwohl die Siegel nur die Magie der Dämonen abwehrten und just in diesem Moment eine frische Brise über sein Gesicht strich. Er starrte die sich langsam verfestigenden Horclinge an, die die Nacht über seine Kerkermeister sein würden, und fletschte wütend die Zähne.
    Zuerst formten sich die Winddämonen aus den Nebelschleiern. Einem groß gewachsenen Mann hätten sie bloß bis zu den Schultern gereicht, aber die aus dem Kopf sprießenden rippenähnlichen Fortsätze waren noch einmal acht bis neun Fuß lang. Ihre kräftigen, langen Schnauzen glichen scharfen Schnäbeln, in denen sich obendrein Reihen von fingerdicken Zähnen verbargen. Eine zähe, elastische Haut schützte ihre Leiber wie ein Panzer, von dem jede Speer- oder Pfeilspitze abprallte. Diese widerstandsfähige Schwarte dehnte sich als dünne Membran von den Seiten bis unter die Armknochen aus und bildete die Schwingen, deren Spannweite mitunter die dreifache Körpergröße erreichte. An den Gelenken der Flügel saßen starke, gebogene Krallen, mit denen die Winddämonen im
Sturzflug mühelos den Kopf eines Menschen abreißen konnten.
    Die Winddämonen nahmen keine Notiz von Arlen,
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