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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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der mit dem Rücken gegen die Lehmziegelwand gelehnt dasaß und sich noch Zeit ließ, das Feuer zu entzünden. Nachdem ihre Körper sich verfestigt hatten, rannten sie los in Richtung Fluss. Auf dem Boden wirkten sie mit ihren verkümmerten Beinen unbeholfen, doch als sie unter misstönendem Kreischen von der Uferböschung sprangen, zeigte sich die grausige Eleganz ihrer Erscheinung und ihrer Bewegungen. Unter lautem Klatschen entfalteten sie ihre enormen Schwingen und schossen in die Höhe; nach nur wenigen machtvollen Flügelschlägen gingen sie in einen Schwebeflug über und hielten in der aufziehenden Abenddämmerung Ausschau nach Beute.
    Arlen hatte erwartet, dass als Nächstes die Sanddämonen eintreffen würden, die die Dünenfelder der Krasianischen Wüste heimsuchten, doch im Zwielicht sah er, wie sich die Nebelfetzen auflösten und nur noch einige wenige Winddämonen formten.
    Diese Beobachtung hob Arlens Stimmung. Obwohl Horclinge auf fast alle Lebewesen Jagd machten und ihre Opfer töteten, richtete sich ihr größter Hass gegen die Menschen. Manchmal lungerten sie noch sehr lange in Ruinen herum, auch wenn die ehemaligen Bewohner dieser Bauten längst tot waren, nur für den Fall, dass andere Menschen eines Tages diese Stätte aufsuchen könnten. Die Dämonen, die nicht alterten, denen die Zeit nichts anhaben konnte, verfügten über
eine schier unendliche Geduld, und es machte ihnen nichts aus, jahrzehntelang an ein und demselben Ort zu verharren.
    Es war nur natürlich, dass die Winddämonen sich weiterhin in dieser Gegend herumtrieben. Die steilen Wände der Schlucht boten eine ideale Möglichkeit, um sich in die Lüfte zu schwingen, und während der Nacht konnten sie in weiten Schleifen über die Wüste kreisen und nach Beute spähen. Die an den Boden gebundenen Sanddämonen fanden hier keine derart günstigen Jagdgründe vor, und so sehr Arlen sich auch anstrengte, er konnte nirgends Spuren von ihnen entdecken. Sanddämonen jagten in Rudeln, und es schien, als sei das hiesige Rudel im Laufe der letzten zwanzig Jahre auf der Suche nach einem ergiebigeren Beuterevier weitergezogen.
    Arlen stand auf und begann rastlos auf und ab zu gehen, während er beobachtete, wie die letzten Winddämonen zum Fluss hin verschwanden. Dann sah er kritisch zu den Terrassen aus Lehmziegelbauten hinauf und legte sich einen Plan zurecht. Wenn er sich vorsichtig bewegte und sich nicht zu hoch hinaufwagte, würde ein Winddämon, der auf den Klippen der Schlucht Posten bezogen hatte, ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nicht entdecken. Und falls doch ein Horcling auf ihn aufmerksam würde, konnte er sich schnell in eines der Häuser zurückziehen. Die Fenster und Türeingänge waren zu schmal, um Winddämonen durchzulassen, es sei denn, sie landeten und versuchten erst dann, sich durch die Öffnungen zu zwängen. Doch Winddämonen
entwickelten nur im Flug imponierende Eigenschaften, auf dem Boden konnte man sie mühelos zu Fall bringen oder vor ihnen davonlaufen. Sanddämonen waren immer noch nicht an die Oberfläche gekommen, und mit ihrer Gestalt und Färbung wären sie in diesem ganz aus Lehm gebauten Dorf nicht zu übersehen.
    Und bis Einarm hier aufkreuzte, würden noch Stunden vergehen. Wenn er sich beeilte …
    Sei kein Narr! Warte, bis die Sonne aufgeht!, schnauzte die Stimme seines Vaters, aber selbst früher hatte Arlen nur selten auf sie gehört. Wenn er sich für ein Leben in Sicherheit entschieden hätte, wäre er in den Freien Städten geblieben, deren Einwohner bis auf wenige Ausnahmen von der Wiege bis zur Bahre ihr Dasein innerhalb eines Schutzwalls verbrachten, ohne sich ein einziges Mal vor das Netz aus Siegeln zu wagen.
    Arlen hatte sich schon häufig schutzlos den Gefahren der Nacht ausgesetzt, vor allen Dingen in Fort Krasia, wo er der einzige Fremde war, der jemals am alagai’sharak teilgenommen hatte. Dieses Mal jedoch kämpften keine dal’Sharum -Krieger an seiner Seite, die ihm beistehen würden, sollte ihm etwas zustoßen. Hier war er ganz auf sich allein gestellt.
    Daran bin ich gewöhnt, dachte er.
    Mitten in seinem Zirkel entzündete er ein langsam glosendes Feuer, damit er im Dunkeln leicht den Rückweg fand, und am Ende seines Speeres befestigte er eine Halterung mit einer Fackel. Auf dem Rücken trug er Ersatzfackeln in einem Beutel, den er hoffentlich bald mit bahavanischen Töpferwaren füllen konnte. Zum
Schluss griff er nach seinem runden Schild, der mit den gleichen Abwehrsymbolen bemalt
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