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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2
Autoren: Alexandre Dumas
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verließ der Herr Baron seine Gäste und begab sich in einen Salon in Weiß und Gold, der in der Chaussée-d’Antin. von sich reden machte. Dorthin hatte er den Fremden zu führen befohlen, um ihn auf den ersten Schlag zu blenden.
    Der Graf stand im Salon und betrachtete einige Kopien von Gemälden, die man dem Baron für Originale ausgegeben hatte und die durchaus nicht zu der Vergoldung der Decke paßten. Bei dem Geräusch, das Danglars beim Eintritt machte, drehte der Graf sich um.
    Danglars nickte leicht mit dem Kopf und forderte den Grafen auf, in einem mit weißer Seide bezogenen Fauteuil mit vergoldetem Gestell Platz zu nehmen. Der Graf setzte sich.
    »Ich habe die Ehre, mit Herrn Monte Christo zu sprechen?« fragte Danglars.
    »Und ich«, erwiderte der Graf, »mit Herrn Baron Danglars, Ritter der Ehrenlegion, Mitglied der Deputiertenkammer?«
    Monte Christo nannte alle Titel, die er auf der Karte des Barons gefunden hatte. Danglars fühlte den Hieb und biß sich auf die Lippen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »daß ich Ihnen nicht von vornherein den Titel gegeben habe, unter dem Sie mir angemeldet sind; aber Sie wissen, wir leben unter einer volkstümlichen Regierung, und ich bin ein Vertreter für die Interessen des Volkes.«
    »So daß Sie, während Sie die Gewohnheit haben, sich Baron zu nennen, diejenige, andere Graf zu nennen, vergessen haben«, antwortete Monte Christo.
    »Oh, mir für meine Person liegt nichts daran«, entgegnete Danglars nachlässig. »Man hat mich für einige Dienste zum Baron ernannt und zum Ritter der Ehrenlegion gemacht, aber …«
    »Aber Sie haben auf Ihren Titel verzichtet, wie ehemals Montmorency und Lafayette? Das ist ein schönes Beispiel zur Nachahmung.«
    »Nun, nicht ganz«, erwiderte Danglars verlegen; »Sie verstehen, für die Dienstboten …«
    »Ja, für Ihre Leute sind Sie der gnädige Herr, für die Journalisten nennen Sie sich Herr Danglars, und den Leuten, die Ihnen ihr Geld anvertrauen, treten Sie sogar als Bürger Danglars gegenüber.
    Unter einer konstitutionellen Regierung ist das eine sehr nützliche Methode. Das verstehe ich vollkommen.«
    Danglars sah, daß er Monte Christo auf diesem Gebiet nicht ge-wachsen war; er versuchte also, auf ein ihm vertrauteres zu kommen.
    »Herr Graf«, sagte er, sich verbeugend, »ich habe ein Empfehlungsschreiben vom Hause Th
    omson und French erhalten.«
    »Das freut mich sehr, Herr Baron. Erlauben Sie mir, so zu Ihnen zu reden, wie es Ihre Leute tun; es ist das eine schlechte Angewohnheit, die ich in den Ländern angenommen habe, wo es noch Barone gibt, eben weil man keine mehr macht. Das freut mich sehr, denn es überhebt mich der Notwendigkeit, mich selbst vorzustellen, was immer etwas peinlich ist. Sie haben also, wie Sie sagen, ein Empfehlungsschreiben erhalten?«
    »Ja«, antwortete Danglars; »aber ich, gestehe, daß ich seinen Sinn nicht vollständig begriff en habe.«
    »Pah!«
    »Ich hatte mir sogar die Freiheit genommen, bei Ihnen vorzuspre-chen, um Sie um einige Erklärungen zu bitten.«
    »Sprechen Sie.«
    »Dieser Brief – ich habe ihn, glaube ich, bei mir«, sagte Danglars und suchte in der Tasche. »Ja, da ist er – dieser Brief eröff net dem Herrn Grafen von Monte Christo einen unbegrenzten Kredit auf mein Haus.«
    »Nun, Herr Baron, was ist Ihnen denn dabei unklar?«
    »Nichts; nur das Wort unbegrenzt.«
    »Nun, ist das kein richtiges Wort ….? Sie wissen, die Schreiber sind Ausländer.«
    »Oh, sprachlich ist nichts dagegen einzuwenden, aber geschäftlich.«
    »Ist etwa Ihrer Meinung nach das Haus Th omson und French nicht völlig sicher, Herr Baron?« fragte Monte Christo mit der naivsten Miene, die er anzunehmen vermochte. »Das wäre mir unangenehm, denn ich habe Geld bei dieser Firma angelegt.«
    »Oh, vollständig sicher«, antwortete Danglars mit fast spöttischem Lächeln; »aber ›unbegrenzt‹ ist in fi nanziellen Dingen ein so unbestimmter Ausdruck …«
    »Daß er unbegrenzt ist, nicht wahr?« warf Monte Christo ein.
    »Eben das wollte ich sagen. Nun aber ist das Unbestimmte zwei-felhaft, und der Weise sagt: ›Vom Zweifelhaften bleibe weg.‹«
    »Das heißt, wenn das Haus Th
    omson und French geneigt ist,
    Dummheiten zu machen«, sagte Monte Christo, »so ist das Haus Danglars nicht geneigt, seinem Beispiel zu folgen.«
    »Wieso, Herr Graf?«
    »Nun, die Herren Th
    omson und French machen Geschäfte ohne
    Ziff ern, aber Herr Danglars hat für seine Geschäfte eine Grenze; er ist ein
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