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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2
Autoren: Alexandre Dumas
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will und ich ihn ihr für morgen zu einer Fahrt ins Bois verspreche, sind meine Pferde nicht mehr da. Herrn Danglars wird sich die Gelegenheit geboten haben, einige tausend Franken an ihnen zu verdienen, und er wird sie verkauft haben. Oh, ein gemeines Volk, die Spekulanten!«
    »Die Pferde waren zu feurig, sie waren kaum vier Jahre alt; ich stand entsetzliche Angst um Sie aus«, entgegnete Danglars.
    »Sie wissen, daß ich seit vier Wochen den besten Kutscher von Paris in meinem Dienst habe, falls Sie ihn nicht auch mit den Pferden verkauft haben.«
    »Liebes Kind, ich werde Ihnen ein gleiches Paar beschaff en, noch schönere, wenn es solche gibt, aber sanfte, ruhige Pferde, die mir nicht mehr solche Angst einfl ößen.«
    Die Baronin zuckte mit der Miene tiefster Verachtung die Schultern. Danglars schien das nicht zu bemerken, er wandte sich an Monte Christo und sagte: »Wahrhaftig, ich bedaure, Sie nicht schon eher kennengelernt zu haben, Herr Graf. Sie richten ja wohl einen Haushalt ein?«
    »Ja, gewiß«, antwortete der Graf.
    »Ich hätte Ihnen den Vorschlag gemacht, die Pferde zu kaufen.
    Denken Sie sich, ich habe sie für ein Nichts fortgegeben; aber, wie gesagt, ich wollte sie los sein; es sind Pferde für einen jungen Herrn.«
    »Ich danke Ihnen«, antwortete der Graf; »ich habe mir heute morgen ganz gute und nicht zu teure gekauft. Sehen Sie her, Herr Debray, Sie sind doch wohl Kenner?«
    Während Debray an das Fenster ging, trat Danglars zu seiner Frau.
    »Denken Sie sich«, sagte er leise zu ihr, »man hat mir einen un-glaublichen Preis geboten. Ich weiß nicht, wer der Mann ist, der sich ruinieren will und mir heute morgen seinen Verwalter geschickt hat, aber ich habe sechzehntausend Franken daran verdient. Seien Sie also nicht böse, ich gebe Ihnen davon viertausend und Eugenie zweitausend.«
    Frau Danglars sah ihren Gatten mit einem vernichtenden Blick an.
    »Ach Gott!« rief Debray.
    »Was gibt es denn?« fragte die Baronin.
    »Aber ich täusche mich nicht, es sind Ihre Pferde, da vor dem Wagen des Grafen.«
    »Meine Apfelschimmel!« rief Frau Danglars und stürzte ans Fenster.
    »Tatsächlich, sie sind’s.«
    Danglars war verblüff t.
    »Ist es möglich?« fragte Monte Christo, den Erstaunten spielend.
    »Es ist unglaublich!« murmelte der Bankier.
    Die Baronin fl üsterte Debray einige Worte ins Ohr, und dieser trat an Monte Christo heran.
    »Die Baronin läßt Sie fragen, für welchen Preis ihr Mann Ihnen ihr Gespann verkauft hat.«
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete der Graf; »es ist eine Überraschung, die mir mein Verwalter bereitet hat und … die mich, glaube ich, dreißigtausend Franken gekostet hat.«
    Debray brachte der Baronin diese Antwort.
    Danglars war so blaß und fassungslos, daß der Graf Mitleid mit ihm zu empfi nden schien.
    »Sehen Sie«, sagte er zu ihm, »wie undankbar die Frauen sind; diese Vorsorge Ihrerseits hat die Frau Baronin nicht einen Augenblick gerührt; undankbar ist nicht das richtige Wort, närrisch müßte ich sagen. Aber was wollen Sie, man nimmt lieber das, was einem schadet. Das einfachste, lieber Baron, glauben Sie mir, ist immer, ihnen ihren Willen zu lassen; wenn sie sich dabei den Hals brechen, haben sie es sich nur selbst zuzuschreiben.«
    Danglars antwortete nicht, er sah, daß ihm eine böse Stunde bevorstand. Die Stirn der Baronin zog sich schon zusammen und weissagte ein Gewitter. Debray, der es kommen sah, schützte eine Besorgung vor und ging. Monte Christo, der durch längeres Verweilen die Stellung, die er sich zu erobern gedachte, nicht verderben wollte, machte Frau Danglars eine Verbeugung und zog sich gleichfalls zu-rück. Der Baron blieb dem Zorn seiner Gattin überlassen.
    Gut, dachte Monte Christo, ich habe erreicht, was ich wollte; ich halte den Frieden des Hauses in meiner Hand und werde mit einem Schlag das Herz von Mann und Frau gewinnen! Welches Glück!
    Aber bei alledem bin ich dem Fräulein Eugenie Danglars nicht vorgestellt, die ich so gern kennengelernt hätte.
    Doch wir sind in Paris! fuhr er mit dem ihm eigenen Lächeln fort.
    Und wir haben Zeit vor uns. Später also!
    Mit dieser Betrachtung stieg der Graf in den Wagen und fuhr nach Hause.
    Zwei Stunden darauf erhielt Frau Danglars einen liebenswürdigen Brief vom Grafen von Monte Christo, in dem er ihr erklärte, daß er seinen Eintritt in die Pariser Welt nicht damit beginnen wolle, eine schöne Dame untröstlich zu machen, und daß er sie deshalb bitte, freundlichst
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