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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2
Autoren: Alexandre Dumas
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Augenblick Gott gleichgestellt hat und der mit der ganzen Demut eines Christen erkannt hat, daß allein in den Händen Gottes die höchste Macht und die unendliche Weisheit ist. Diese Gebete werden vielleicht den Gewissensbiß mildern, den er im Grund seiner Seele mit davon-trägt.
    Was Sie betriff t, Morrel, so haben Sie hier das ganze Geheimnis meines Benehmens gegen Sie: Es gibt weder Glück noch Unglück auf dieser Welt, sondern nur die Vergleichung des einen Zustandes mit dem andern. Nur derjenige, welcher das äußerste Unglück empfunden hat, ist fähig, das höchste Glück zu genießen. Man muß haben sterben wollen, Maximilian, um zu wissen, wie gut es ist zu leben.
    Leben Sie also und seien Sie glücklich, geliebte Kinder, und vergessen Sie nie, daß bis zu dem Tag, da Gott sich herbeilassen wird, dem Menschen die Zukunft zu entschleiern, die ganze menschliche Weisheit in den zwei Worten liegen wird:
    Harren und hoff en!
    Ihr Freund
    Edmund Dantès,
    Graf von Monte Christo.«
    Während Morrel diesen Brief vorlas, aus dem sie die Erkrankung ihres Vaters und den Tod ihres Bruders erfuhr, erblaßte Valentine, und Tränen fl ossen über ihre Wangen.
    Morrel sah sich unruhig um.
    »Aber wirklich«, sagte er, »der Graf treibt seine Großmut zu weit; Valentine wird sich mit meinem bescheidenen Vermögen begnügen.
    Wo ist der Graf, mein Freund? Führen Sie mich zu ihm.«
    Jacopo wies zum Horizont.
    »Wie? Was wollen Sie damit sagen?« fragte Valentine. »Wo ist der Graf? Wo ist Haidee?«
    »Sehen Sie dorthin«, sagte Jacopo.
    Die Augen der beiden jungen Leute folgten der von dem Seemann gezeigten Richtung, und sie sahen in der Ferne ein weißes Segel von der Größe einer Seemöwe.
    »Abgereist!« rief Morrel. »Abgereist! Leb wohl, mein Freund, mein Vater!«
    »Abgereist!« murmelte Valentine. »Leb wohl, meine Freundin! Leb wohl, Schwester!«
    »Wer weiß, ob wir sie jemals wiedersehen werden«, sagte Morrel, indem er eine Träne fortwischte.
    »Mein Freund«, sagte Valentine, »hat der Graf uns nicht soeben gesagt, daß alle menschliche Weisheit in den beiden Worten liegt: Harren und hoff en!«
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    Alexandre Dumas gehört zu den produktivsten Schriftstellern, die je in französischer Sprache geschrieben haben. Innerhalb von dreißig Jahren verfaßte er eine Vielzahl von Dramen und etwa  Bände*
    Romane. Das war ihm trotz seiner unerschöpfl ichen Phantasie und seines nie ermüdenden Arbeitseifers nur möglich, weil ihn ständig ein ganzer Stab von Mitarbeitern umgab, der ihm Material lieferte, der ihm bei der Suche nach neuen, verwertbaren Stoff en half und die Bearbeitung des Geschriebenen übernahm, wobei es Dumas in erster Linie nicht auf Qualität und typische Darstellung seiner Zeit ankam, sondern auf die Möglichkeit, die »am Fließband« produ-zierten Romane schnell und mit hohem Gewinn zu verkaufen. Der bekannteste seiner Mitarbeiter war Auguste Maquet.
    Auf Grund dieser Tatsache entstand allmählich die Ansicht, daß Dumas einen Teil seiner Romane nicht selbst schrieb, sondern daß er sie von seinen Freunden anfertigen ließ. Joseph-Marie Quérard, von dem wir in seinem umfangreichen Werk »Die zeitgenössische französische Literatur« einen vollständigen bibliographischen Überblick über die Erscheinungen auf dem französischen Büchermarkt jener Zeit haben, behauptete nun, daß auch »Der Graf von Monte Christo« nicht von Dumas selbst stamme, sondern daß der erste Teil von einem gewissen Fiorentino geschrieben worden sei, während Auguste Maquet den zweiten Teil verfaßt habe. Auf diese Anschuldi-gung antwortete Dumas im ersten Kapitel seiner »Plaudereien«:
    »Man kann sich gar nicht vorstellen, wie leicht es war, daran zu glau-
    * Unter diesen Bänden darf man sich nicht etwa Bücher unseres heutigen Umfangs vorstellen; die Erst aufl age der »Drei Musketiere« zum Beispiel erschien in acht Bänden, die des »Grafen von Monte Christo« in zwölf.
    ben, daß ich der Autor bin.« In der Tat läßt gerade dieser Roman –
    im Gegensatz zu vielen anderen seiner Werke – keinen Zweifel an der Urheberschaft aufkommen. Das Leben des Grafen von Monte Christo, der mit vollen Händen sein Geld ausgibt, entspricht demjenigen, das sein Autor sich selbst gewünscht hatte; und als er sich von den phantastischen Summen, die ihm seine unzähligen Romane einbrachten, ein Traumschloß baute, nannte er es nach der von ihm geschaff enen Romanfi gur »Monte
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