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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2
Autoren: Alexandre Dumas
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vergiß selbst meinen Namen und sei glücklich.«
    »Gut«, sagte Haidee, »deine Befehle sollen ausgeführt werden, Herr; ich werde selbst deinen Namen vergessen und glücklich sein.«
    Und sie tat einen Schritt zurück, um sich zu entfernen.
    »O mein Gott!« rief Valentine, die den Kopf Morrels an ihrer Schulter hielt, »sehen Sie denn nicht, wie bleich sie ist, verstehen Sie nicht, was sie leidet?«
    Haidee sagte zu ihr mit herzzerreißendem Ausdruck: »Warum soll er mich verstehen, Schwester? Er ist mein Herr, und ich bin seine Sklavin; er hat das Recht, nichts zu sehen.«
    Der Graf erbebte bei dem Klang dieser Stimme, die die geheimsten Fasern seines Herzens aufweckte; seine Augen begegneten denen des jungen Mädchens und konnten ihren Glanz nicht ertragen.
    »Mein Gott«, sagte Monte Christo, »was ich vermutete, wäre wahr!
    Haidee, du wärest also glücklich, wenn du mich nicht verließest?«
    »Ich bin jung«, erwiderte sie sanft, »ich liebe das Leben, das du mir immer so süß gemacht hast, und würde es bedauern zu sterben.«
    »Soll das heißen, Haidee, daß, wenn ich dich verließe …«
    »Ich sterben würde, Herr, ja!«
    »Dann liebst du mich also?«
    »Valentine, er fragt, ob ich ihn liebe! Valentine, sag ihm doch, ob du Maximilian liebst!«
    Der Graf fühlte sein Herz weit werden; er öff nete die Arme, Haidee warf sich mit einem Schrei an seine Brust.
    »O ja, ich liebe dich!« sagte sie. »Ich liebe dich, wie man seinen Vater, seinen Bruder, seinen Gatten liebt! Ich liebe dich, wie man sein Leben, wie man seinen Gott liebt; denn du bist mir das schönste, das beste und größte aller geschaff enen Wesen!«
    »So soll es denn sein, wie du willst, mein geliebter Engel«, sagte der Graf. »Liebe mich denn, Haidee. Wer weiß, deine Liebe wird mich vielleicht vergessen machen, was ich vergessen muß.«
    Der Graf sammelte sich einen Augenblick.
    »Habe ich die Wahrheit gesehen?«, sagte er. »O mein Gott! Einerlei, ob Lohn oder Strafe, ich nehme dieses Schicksal an. Komm, Haidee, komm …«
    Er schlang seinen Arm um den Leib des jungen Mädchens, drück-te Valentine die Hand und verschwand.
    Ungefähr eine Stunde verging, während der Valentine schwer at-mend, ohne Stimme, starren Auges bei Morrel blieb.
    Endlich öff neten sich seine Augen, aber starr und wirr zuerst; dann erlangte er das Gesicht wieder, mit dem Gesicht das Gefühl, mit dem Gefühl den Schmerz.
    »Oh!« rief er mit dem Ton der Verzweifl ung. »Ich lebe noch! Der Graf hat mich getäuscht!«
    Und seine Hand streckte sich nach dem Tisch aus und ergriff ein Messer.
    »Freund«, sagte Valentine mit ihrem lieben Lächeln, »erwache doch und sieh mich an.«
    Morrel stieß einen lauten Schrei aus, und fi ebernd, noch voll Zweifel, wie durch eine himmlische Erscheinung geblendet, sank er auf beide Knie …
    Am folgenden Morgen gingen in den ersten Strahlen des Tages Morrel und Valentine Arm in Arm am Strand spazieren; Valentine erzählte Morrel, wie Monte Christo in ihrem Zimmer erschienen war, wie er ihr alles enthüllt und sie das Verbrechen selbst hatte sehen lassen, und wie er sie endlich auf wunderbare Weise vom Tod errettet hatte, indem er alle in dem Glauben ließ, daß sie tot sei.
    Morrel bemerkte in dem Schatten eines Felsens einen Mann, der auf ein Zeichen wartete; er zeigte Valentine diesen Mann.
    »Ah, das ist Jacopo«, sagte sie, »der Kapitän der Jacht.«
    Sie forderte ihn mit einer Bewegung auf, zu ihnen zu kommen.
    »Sie haben uns etwas zu sagen?« fragte Morrel.
    »Ich habe Ihnen diesen Brief von dem Herrn Grafen zu übergeben.«
    »Vom Grafen!« sagten die beiden jungen Leute.
    »Ja, lesen Sie.«
    Morrel öff nete den Brief und las:
    »Mein lieber Maximilian!
    Eine Feluke liegt für Sie vor Anker. Jacopo wird Sie nach Livorno bringen, wo Herr Noirtier seine Enkelin erwartet, um sie zu segnen, ehe sie Ihnen zum Altar folgt. Alles, was in dieser Grotte ist, ferner mein Haus in den Champs-Elysées und mein Schlößchen zu Tréport sind das Hochzeitsgeschenk, das Edmund Dantès dem Sohn seines Reeders Morrel darbringt. Fräulein von Villefort wird gütigst die Hälfte annehmen, denn ich bitte sie innigst, das ganze Vermögen, das ihr von seiten ihres Vaters, der irrsinnig geworden ist, und ihres mit ihrer Stiefmutter im September gestorbenen Bruders zufällt, den Pariser Armen zu geben.
    Sagen Sie dem Engel, der über Ihr Leben wachen wird, Morrel, daß er zuweilen für einen Mann beten soll, der, wie Satan, sich einen
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