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Der Gotteswahn

Der Gotteswahn

Titel: Der Gotteswahn
Autoren: Richard Dawkins
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die Kolumne hoffentlich bald fortsetzen können, und ich werde sie zweifellos nutzen, um auf die Nachwirkungen des Buches zu reagieren.
    Aus den verschiedensten Gründen zu Dank verpflichtet bin ich Dan Dennett, Marc Hauser, Michael Stirrat, Sam Harris, Helen Fisher, Margaret Downey, Ibn Warraq, Hermione Lee, Julia Sweeney, Dan Barker, Josephine Welsh, Ian Baird und insbesondere George Scales. Heutzutage ist ein Buch wie dieses nicht vollständig, wenn es nicht zum Aufhänger für eine lebendige Website wird, ein Forum für ergänzendes Material, Reaktionen, Diskussionen, Fragen und Antworten – und wer weiß, was die Zukunft noch bringt? Ich hoffe, dass www.richarddawkins.net/, die Website der Richard Dawkins Foundation for Reason and Science, diese Aufgabe übernehmen wird, und ich bin sehr dankbar, dass Josh Timonen so viel künstlerisches Talent, Professionalität und harte Arbeit hineingesteckt hat.
    Vor allem aber danke ich meiner Frau Lalla Ward, die mir bei allen Zögerlichkeiten und Selbstzweifeln nicht nur mit moralischer Unterstützung und geistreichen Verbesserungsvorschlägen zur Seite gestanden hat, sondern mir auch das ganze Buch in zwei Entwicklungsstadien laut vorlas, sodass ich aus erster Hand beurteilen konnte, welchen Eindruck es auf einen Leser macht. Diese Methode empfehle ich auch anderen Autoren, aber ich muss sie warnen: Damit etwas Gutes dabei herauskommt, muss der Vorleser ein professioneller Schauspieler sein, der mit Stimme und Ohr sensibel auf die Musik der Sprache eingestellt ist.

1. Ein tief religiöser Ungläubiger
    Ich versuche nicht, mir einen persönlichen Gott vorzustellen; es reicht aus, wenn man voller Staunen vor dem Aufbau der Welt steht, so weit sie unseren unzureichenden Sinnen gestattet, sie einzuschätzen.
      
    Albert Einstein

Verdienter Respekt

    Der Junge lag auf dem Bauch im Gras, das Kinn auf die Hände gestützt. Plötzlich überwältigte ihn eine eindringliche Wahrnehmung: verworrene Halme und Wurzeln, ein Wald im Kleinformat, eine Wunderwelt der Ameisen und Käfer, ja sogar – auch wenn er die Einzelheiten zu jener Zeit nicht kannte – der Milliarden Bodenbakterien, die lautlos und unsichtbar die Ökonomie dieses Mikrokosmos in Gang hielten. Der Miniaturwald der Wiese schien anzuschwellen, eins zu werden mit dem Universum und dem verzückten Geist des Jungen, der darüber nachdachte. Er deutete sein Erlebnis unter religiösen Gesichtspunkten, und das führte ihn schließlich zum Priesterberuf. Als anglikanischer Geistlicher ordiniert, wurde er als Kaplan an meiner Schule zu einem Lehrer, den ich mochte. Anständigen, liberalen Geistlichen wie ihm ist es zu verdanken, dass niemand jemals behaupten konnte, mir sei die Religion mit Gewalt eingetrichtert worden. [2]
    Zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort hätte auch ich dieser Junge sein können; ich hätte unter dem Sternenhimmel gestanden, berauscht von Orion, Cassiopeia und Großem Wagen, die Augen voller Tränen über die unhörbare Musik der Milchstraße, den Kopf schwer von den nächtlichen Düften der Frangipani- und Trompetenblumen in einem afrikanischen Garten. Warum die gleichen Empfindungen meinen Kaplan in die eine Richtung führten und mich in die andere – diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Eine geradezu mystische Reaktion auf Natur und Universum ist unter Naturwissenschaftlern und Rationalisten weit verbreitet. Sie hat nichts mit einem Glauben an Übernatürliches zu tun. Zumindest als Junge wusste mein Kaplan wahrscheinlich (genau wie ich) nichts von den letzten Zeilen in Darwins On the Origin of Species by Means of Natural Selection (Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl) , von jener berühmten Passage über die »bewachsene Uferstrecke«, »mit singenden Vögeln in den Büschen, mit schwärmenden Insekten in der Luft, mit kriechenden Würmern im feuchten Boden«. Wäre sie ihm bekannt gewesen, er hätte sich diese Passage sicher zu eigen gemacht und wäre dann vielleicht nicht zum Priesterberuf gelangt, sondern zu Darwins Standpunkt, dass alles »durch Gesetze hervorgebracht wird, welche fort und fort um uns wirken«:

    So geht aus dem Kampfe der Natur, aus Hunger und Tod unmittelbar die Lösung des höchsten Problems hervor, das wir zu fassen vermögen, die Erzeugung immer höherer und vollkommenerer Tiere. Es ist wahrlich eine großartige Ansicht, dass der Keim alles Lebens, das uns umgibt, nur wenigen oder einer einzigen Form eingehaucht wurde
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