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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring
Autoren: Julian May
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ganz durchgeweicht«, warnte er sie. »Warte!« Er zog das schlammige Zeug aus, Jacke und Hose aus Wildleder und die Rohleder-Mokassins und wärmte sich am Feuer, während sie sich an ihn schmiegte, in die Flammen sah und verstohlen lächelte. im Sommer würde es geboren werden, und dann war noch viel Zeit, nach anderen Menschen zu suchen. In den Tagen beständigen ruhigen Wetters würde der große Ballon sehr langsam fahren und fast ohne Ruck landen. im nächsten August oder September wollten sie aufbrechen. Und inzwischen war es hier gar nicht übel. Sie waren ganz allein, vollständig sicher, hatten reichlich zu essen und eine gemütliche Hütte und einander.
    »Iß jetzt!« mahnte sie. »Ich werde deine Sachen säubern und dies Fleisch versorgen.«
    Kurz bevor sie zu Bett gehen wollten, hörte der Regen auf. Stein hob die Türklappe und trat hinaus, und als sie ihn nicht zurückkehren hörte, kam sie und stellte sich in dem friedlichen, tropfenden Dunkel neben ihn. Die Sterne waren hervorgekommen.
    »Ich liebe diesen Ort«, sagte sie. »Ich liebe dich. Oh, Stein!«
    Er umfing sie mit einem mächtigen Arm und sagte nichts, blickte nur zum Himmel hoch. Warum sollten sie diesen Ort verlassen? Sie hatten oft darüber gesprochen, aber warum war es notwendig, daß sie andere Menschen suchten? Wer wußte, was das für welche waren? Außerdem lebten wilde Firvulag in den Wäldern des Festlandes. Er wußte es, denn er hatte bei einer Erkundungsfahrt mit dem Dinghy ihre Irrlichter tanzen gesehen.
    Sukey und er hatten großes Glück gehabt, daß sie auf ihrem Weg bis zu diesem Hafen keinen Fremden begegnet waren. Es wäre Wahnsinn, sich von neuem in Gefahr zu begeben, doppelter Wahnsinn, ein Neugeborenes auf eine Ballonfahrt mitzuschleppen. Ein Ballon war zu unzuverlässig. Er verfolgte seinen eigenen Weg. Wenn ein unerwarteter starker Wind sie ergriff, mochten sie nach Südosten getragen werden, Über ganz Frankreich hinweg, Über das Mittelmeer ...
    Niemals. Er wollte niemals dahin zurückkehren und sich ansehen, was er getan hatte.
    »Oh, sieh mal!« rief Sukey. »Eine Sternschnuppe! Oder -ist es keine? Sie bewegt sich zu langsam. Zu spät, sie ist hinter einer Wolke verschwunden. Und ich habe vergessen, mir etwas zu wünschen.«
    Er nahm ihre Hand und führte sie in ihr kleines Heim zurück. »Laß nur! Ich habe den Wunsch für dich gedacht«, sagte er.
    Die Lichter der Anzeigen in dem Flieger waren jetzt alle tot, und die fremden Alarmanlagen gellten keine Warnung mehr. Ohne Energie, ohne Sauerstoff blieb die Maschine treu in ihrem Park-Orbit und umkreiste die Erde immer und immer wieder in einer Höhe von fast 50000 Kilometern.
    Auf dem größten Teil der Umlaufbahn war der Flieger durch seine mattschwarze Oberfläche vor dem Hintergrund des Raums buchstäblich unsichtbar. Doch hin und wieder fiel Sonnenlicht durch das vordere Bullauge des Flugdecks, beleuchtete Richards Gesicht und warf schnell einen Reflex zur Erde.
    immer wieder rundherum flog der kleine zerbrochene Vogel, endlos kreisend.
    In der Halle des Bergkönigs zu Hoch-Vrazel war der dezimierte Rat der Firvulag zusammengekommen, um eine neue Angelegenheit zu besprechen: die Wahl des nächsten Souveräns der Höhen und Tiefen, Monarchen des unendlichen Infernos, Vates aller Firvulag und unangefochtenen Beherrschers der gesamten bekannten Welt.
    »Diesmal wird es Ärger geben«, warnte Sharn-Mes.
    »Wieso?« fragte Ayfa.
    Er teilte ihr und den anderen die schlechte Neuigkeit mit. »Die Heuler verlangen das Stimmrecht.«
    Der große schwarze Rabe spiralte nach unten zu dem Platz, wo seine Genossen schmausten. An der ganzen nordafrikanischen Küste ging es den Aasfressern so gut wie nie zuvor. Seit fast vier Monaten herrschte Überfluß, und noch war kein Ende abzusehen.
    Krah! grüßte der Neuankömmling. Er sträubte böse die Federn, als ein anderer Vogel nicht schnell genug von dem Kadaver eines Tümmlers wegrückte. Kraaah! wiederholte er, hob die Schultern und breitete die Flügel aus. Es war ein riesiger Vogel, anderthalb mal so groß wie die anderen, und seine Augen funkelten in einem wahnsinnigen Glanz.
    Voll Unbehagen zog sich die Schar von der Mahlzeit zurück und Überließ den Kadaver dem großen Fremden.
    »Sie kommen! Sie kommen!« rief Calistro, der Ziegenjunge, und rannte durch die Schlucht der Verborgenen Quellen. Seine Pflegebefohlenen waren vergessen. »Schwester Amerie und der Häuptling und eine Menge andere!«
    Leute strömten aus den
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