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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring
Autoren: Julian May
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gehörten - dem jungen Schlachtenmeister oder dem alten.
    Thagdal trat vor, das Gesicht so starr wie das Emblem auf seinem königlichen Banner. Er nahm die Firvulag-Standarte von dem kleinen goldenen Mann entgegen und gab sie sofort an Bunone Kriegslehrerin weiter. Eadone, Dekanin der Gilden, kam jetzt nach vom. Sie trug etwas auf einem langen Samtkissen. Die Menge hörte auf zu lärmen. Dies war der Augenblick, auf den man gewartet hatte. Würde Aiken Drum - Lugonn - das heilige Schwert Sharns ergreifen und es in Treue dem Thagdal Übergeben, wie Nodonn es immer gemacht hatte? Oder würde er ...
    Der leuchtende kleine Mann hob die große Waffe hoch, ließ aber das damit verbundene Energie-Aggregat auf dem Kissen in Eadones Händen liegen. Er faßte das Heft mit beiden Händen, richtete die Spitze des Schwerts nach unten, trieb sie in das Salz zu Füßen des Königs und drehte Thagdal dann den Rücken zu.
    Die Menge stieß den angehaltenen Atem aus. Alle Anwesenden waren wie betäubt und ebenso erging es den königlichen Hoheiten, den Tanu wie den Firvulag, die sich unter den Emblemen der beiden Könige versammelt hatten.
    In diese Leere schritt die dunkle Persönlichkeit, die beide Rassen tausend Jahre lang geleitet hatte. Ihre Kleider in Scharlachrot und Schwarz wiederholten die Farben des Himmels, denn es war kurz vor der Morgendämmerung. Ihr Gesicht, deutlich sichtbar, war naß von Tränen.
    »Dann laßt geschehen«, sprachen ihre Gedanken und ihre Stimme zusammen, »was ich vorhergesehen habe! Laßt die beiden Helden auf der Weißen Silberebene mit Schwert und Speer den letzten Kampf kämpfen!«
    Mayvar führte die vier Tanu-Champions heraus, die sich beim Heldentreffen für den Leuchtenden erklärt hatten. Sie brachten den Speer mit sich. Bleyn befestigte das juwelenbesetzte Wehrgehenk, das das Energie-Aggregat enthielt, um Schulter und Hüfte des kleinen Menschen. Nodonn materialisierte sich aus dem Nichts und stellte sich neben das Schwert. Er zog es aus dem Boden und hielt es hoch, während Kuhal, Imidol, Culluket und Celadeyr ihn gürteten.
    Die Menge zog sich weit zurück. Von irgendeiner psychokinetischen Kraft gezwungen, trieb das Heldenpaar auseinander, ein paar Zentimeter oberhalb des Salzes schwebend, das jetzt unter dem verhangenen Morgenhimmel ein stumpfrotes Leuchten angenommen hatte. Sichtbare Halos mentaler Verteidigungsenergien hüllten die hohe rosig-goldene Erscheinung und die kleine Gestalt des Possenreißers ein. Beide begaben sich auf ihre Plätze.
    »Beginnt!« befahl die Schiffsgattin.
    Es gab einen Zwillingsausbruch von smaragdgrünem Feuer und gleichzeitig Erschütterungen, die alle ringtragenden Zuschauer zwangen, ihre Sinne für einen Augenblick abzuschirmen. Als sie sich erholt hatten, dröhnte der Donner immer noch Über die Ebene. Beide Kämpfer standen fest, die psychischen Barrieren und die glühenden Rüstungen intakt.
    Wieder kamen die grünen Explosionen und das ungeheuerliche Getöse - doch diesmal erstarben die Echos nicht. Das tiefe Grollen wurde lauter, und der Boden bebte unter den Füßen der Helden. Wind brach aus dem Nirgendwo hervor und fügte sein Heulen den tieferen Tönen hinzu. Der rot und schwarze Himmel war plötzlich entlang dem ganzen westlichen Horizont ausgelöscht.
    Thagdal der König sah die Welle und schrie die erste mentale Warnung. Jedes Erg seiner metapsychischen Kraft zusammennehmend, errichtete er einen Wall. »Zu mir! Zu mir, ihr alle!«
    Sie alle - Firvulag und Tanu und ringtragende Menschen -schlossen sich ihm in einem massierten Einsatz an, wie er noch nie zuvor im Exil versucht worden war. Nodonn lieh seine psychokinetische Stärke, und ebenso Lugonn, und sämtliche Kleinen Leute strengten sich mit ihrer Kreativität an, die mentale Bastion des Königs zu befestigen, die die heranstürzende See zurückhielt, das Wasser daran zu hindern, daß es Über ihnen zusammenbrach. Aber die dunklen Wogen stiegen höher, höher, und ihr Gewicht, das die mentale Verteidigung zusammendrückte, betrug unvorstellbare Millionen von Tonnen ...
    Die Welle brach.
    »Ich bin immer noch König«, sagte Thagdal zu Nontusvel. Das Wasser schlug Über ihnen zusammen. im Ertrinken war er zufrieden, und seine letzte schwindende Kraft benutzte er dazu, die Königin tröstend zu berühren, denn er hatte ihre Hand nicht losgelassen.
    Die erste Wellenfront schlug in den Sonnenaufgang hinein. Sie verlor rasch an Höhe, als sie sich in der weiten Großen Lagune ausbreitete.
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