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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Licht. »So wird man nie ein Star.«
    »Sei vernünftig, Kleines. Daß Rathberg dich überhaupt vor eine Kamera stellen läßt, ist schon ein einmaliger Vorgang. Sei zufrieden. Die nächsten Aufnahmen sind von vorn.« Cranz fuhr mit der Kamera heran. Biggi zog einen Flunsch.
    »Also gut«, sagte sie. »Was soll ich als Double tun?«
    »Dich ausziehen.«
    »Ach nee! Die große Vera ist sich wohl dazu zu schade, was?«
    »Du hörst, sie ist erkältet! Also, Süße, hör zu: Du bist also Vera, kommst von deinem Clownauftritt zurück, hast dich ausgezogen und willst nun ins Bad, dich abbrausen. Die Aufnahme setzt ein, wo du ausgezogen am Stuhl stehst, dich müde reckst und nach hinten in den Schatten weggehst. Da du eine verteufelt schöne Hinterseite hast, ist das genau deine Rolle. Müssen wir das proben?«
    »Nein.« Biggi Bergen schlug die langen Beine übereinander. »Das habe ich oft genug vor dir gespielt.«
    »Keine persönlichen Dinge, Schätzchen! Los, zieh dich aus. Und nun schmink dir das Gesicht als Clown. Das ist ja der Knüller: Ein herrliches nacktes Weib mit dem Gesicht eines blöden Clowns … Nun mach schon …«
    Biggi Bergen erhob sich. Beim Gehen zum Schminktisch zog sie den Pullover aus, ließ den Rock fallen und knöpfte ihren BH auf. Mit nacktem Oberkörper setzte sie sich auf den Hocker und blickte in den runden Spiegel. Detlev Cranz hinter der Kamera tat völlig unbeteiligt.
    »Du siehst toll aus«, sagte er bloß. »Du hast eine schönere Figur als Vera Hartung.«
    »Ach.« Biggi sah auf den Porzellantopf. Er war halb voll mit fettiger weißer Clownschminke. Ihre Lippen zuckten, als sie ihn zu sich heranzog. Die großen blauen Kinderaugen bekamen einen ängstlichen Glanz.
    »Nun fang schon an.« Cranz drehte an dem Objektivrevolver. »Schnell weiße Schminke übers Gesicht … ich schneide es ja doch nur von der Seite an … keine große Unterlage, in zehn Minuten kannst du dich wieder abschminken. Es ist nur, daß der Eindruck entsteht, du seist noch in der Clownmaske, du verstehst?«
    Biggi Bergen nickte. »Ja …« sagte sie. Ihre Stimme war merkwürdig rauh. »Was ist das für Schminke?«
    »Mein Gott, was weiß ich?« Cranz beobachtete sie scharf durch die Kamera. Er hatte Großaufnahme eingestellt. Biggis Puppengesicht zeigte deutlich unterdrücktes Entsetzen. »Es ist Schminke, wie alle andere. Nun schmier sie schon drauf!«
    Biggi tauchte die Fingerspitzen in die weiße, fettige Creme. Aber kaum hatte sie die Fettmasse berührt, zuckte sie schon wieder zurück. Cranz sagte in diesem Moment lässig.
    »Ach ja, es ist der Schminktopf aus Veras Zimmer. Arnold hat die ganzen Klamotten vorhin rübergebracht.«
    Arnold war der Maskenbildner. Biggi Bergen fuhr zurück, als zische eine Flamme aus dem Schminktopf.
    »Ich möchte andere Schminke haben«, sagte sie heiser.
    »Blödsinn! Mach schon! Wir haben keine Zeit.«
    »Diese Schminke nehme ich nicht!« Biggi sprang auf. Der Hocker polterte auf den Boden. Detlev Cranz hinter seiner Kamera war jetzt ganz ruhig. Du Aas, dachte er bloß. Du gemeines, kleines Teufelchen! Wir sind noch nicht am Ende der Vorstellung.
    »Warum denn nicht?« fragte er nüchtern.
    »Ich nehme nichts, was Vera gehört! Du weißt, warum!«
    »Unsinn! Die Schminke ist Eigentum des Funkhauses. Nun schmier schon, Schätzchen!«
    »Nein!« Biggi Bergen wich vom Schminktisch zurück. Sie sah wundervoll aus in ihrer halben Nacktheit. Die blonden Haare flossen über die Schultern bis zu den spitzen Brüsten und umwehten sie, als sie jetzt wild den Kopf schüttelte.
    »Kind, werd nicht hysterisch.« Cranz kletterte vom Kamerawagen herunter. Die große Szene begann.
    Er ging zum Schminktisch, nahm den Porzellantopf in die linke Hand, tauchte die Rechte tief in die weiße Clowncreme und kam auf Biggi zu.
    »Komm«, sagte er dabei. »Halt das Gesicht hin … benimm dich nicht wie eine ungemolkene Kuh … Für Launen ist hier kein Platz.«
    Mit einem spitzen Schrei wich Biggi zurück. Sie streckte beide Arme vor und wehrte Cranz ab, der mit der weißen Hand nach ihrem Gesicht fuhr. »Nein!« schrie sie hell. »Nein. Laß das! Laß mich in Ruhe!«
    Mit einem bösen Lächeln setzte Cranz ihr nach. Er tauchte die rechte Hand noch einmal tief in den Topf, holte einen großen Klumpen hervor und stellte dann den Topf weg. Mit der linken ergriff er Biggi und zog sie zu sich.
    »Nein!« schrie sie wieder. Sie schlug um sich, riß sich los und flüchtete durch das Studio. Cranz rannte
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