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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stotterte Theo Pelz. »So etwas gibt es doch nicht …«
    »Bitte!« Professor Warritz schob ihm den Schminktopf zu. »Schmieren Sie sich eine Hautpartie damit ein. In zehn Minuten haben Sie die schönste Verätzung.«
    Theo Pelz sah Horst Helmke mit weiten Augen an. Beide dachten das gleiche, aber keiner sprach es aus. Das tat Cranz in seiner polternden Art.
    »Mit anderen Worten, Herr Professor: Auf Vera Hartung ist ein Säure-Attentat verübt worden.«
    »Man kann es so nennen.« Professor Warritz nickte.
    »Na, dann prost!« Cranz lehnte sich zurück. Pelz und Helmke starrten sich noch immer an. »Nun haben wir den reinsten Durbridge im eigenen Haus …«
    »Jetzt zeige ich sie an …« sagte Helmke dumpf. »Jetzt zeige ich dieses Luder von Karin an! Und wenn Sie mich hindern wollen, Herr Direktor … ich mache daraus einen Skandal, der über alle Grenzen …«
    »Halten Sie die Luft an, Horst.« Pelz holte mit zitternden Fingern eine Zigarette aus seinem Etui. »Karin ist seit zwei Tagen in München. Außerdem würde sie so etwas nie tun.«
    »Ach! Und die belichteten Filme auf Zypern?«
    »Vergessen wir das.«
    »Jawohl, jetzt, wo sie Ihre Braut ist!« Helmke sprang auf. »Ich sage Ihnen eins …«
    »Seid doch still!« Cranz wedelte mit beiden Armen. »Karin war es nicht. Ich habe die Schminke gestern noch beim Ballett gebraucht. Da ist nichts passiert. Wir haben jemanden unter uns, der Vera so haßt, daß er sogar ihr Gesicht zerstören will.«
    »Ausgerechnet Vera! Die keinem etwas zuleide tut!« rief Helmke.
    »Haben Sie eine Ahnung! Es gibt eine ganze Menge, die Vera den Aufstieg zum Star übelnehmen, weil sie dabei übergangen wurden.« Cranz wandte sich an Professor Warritz, der stumm zugehört hatte. »Sie erleben jetzt eine Uraufführung, Herr Professor. Titel: ›Wer hat Vera Säure ins Gesicht geschmiert?‹ Ihre Rolle ist klein, aber wichtig: Sie haben es entdeckt.«
    Professor Warritz schob den Schminktopf näher zu sich, als wolle ihm jemand das Gefäß wegnehmen. »Was bin ich glücklich, nur Mediziner zu sein«, sagte er. »Aber die Polizei werde ich Ihnen nicht ersparen können. Ich muß den Vorfall melden. Es ist ein kriminelles Delikt.«
    »Auch das noch«, sagte Theo Pelz. »Haben wir nicht schon genug durchgemacht?«
    *
    Als Vera aus ihrem Betäubungsschlaf erwachte, lag sie in einem weißen Bett in einem kahlen, weißgetünchten Zimmer. Ihr Gesicht war umwickelt und merkwürdig kühl. Wenn sie die Backenmuskeln bewegte, fühlte es sich an, als läge eine feuchte Masse auf der Haut.
    Was ist geschehen, dachte sie. Wie komme ich hierher? Was ist mit meinem Gesicht?
    Langsam kam die Erinnerung wieder, tauchte wie aus einem Nebel auf.
    Die Clownszene … der Charleston … das Feuer im Gesicht … wahnsinnig … wahnsinnig … sie hörte sich selbst schreien …
    Mein Gesicht!
    Mit beiden Händen fuhr sie zum Kopf. Jemand ergriff ihre Arme und drückte sie mit sanfter Gewalt aufs Bett zurück.
    »Du mußt ganz ruhig liegen«, sagte eine Stimme neben ihr. »Es ist alles gut.«
    »Horst …«
    »Ja …« Seine Stimme war ein Streicheln, beruhigend, sanft, so wundervoll geborgen. »Wie fühlst du dich?«
    »Als ob ich schwebe …«
    »Das macht die Spritze. Hast du noch Schmerzen?«
    »Nein. Gar keine. Es ist so schön kühl auf dem Gesicht. Wie nach einer kalten Dusche.« Sie drehte den Kopf langsam herum. Horst Helmke saß neben ihrem Bett und hielt ihre Hand fest. Während Cranz und Pelz zurück ins Funkhaus gefahren waren, um zusammen mit der Kriminalpolizei zu untersuchen, wie es möglich war, daß jemand ein Säurepulver unter die Schminke mischen konnte, war er in der Klinik geblieben und hatte geduldig gewartet. »Was ist eigentlich passiert, Horst? Was ist mit meinem Gesicht?«
    »Eine ganz große Schweinerei, Vera.« Helmke beugte sich über sie und küßte sie auf den Mund, der schmal und blaß aus den Mullkompressen und dem Verband heraussah. »In der Schminke war Salzsäure.«
    »O Gott!« Vera griff wieder nach ihrem Kopf. »Ist mein Gesicht weg, Horst? Sag es ehrlich! Belüge mich nicht! Habe ich kein Gesicht mehr? Bin … bin ich häßlich geworden?«
    Ihre großen braunen Augen bettelten, ihr Mund zuckte. Was gibt es Schrecklicheres für eine Frau, als ein zerstörtes Gesicht? Ein Gesicht voller Narben und Schrunden, voller Flecken und geschrumpfter Haut? Eine Fratze. »Sag es mir!« stammelte sie. »In ein paar Wochen sehe ich es ja sowieso. Ich will es jetzt wissen, jetzt! Bin
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