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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß man ihr wieder eine Rolle anbot. Cranz wird von selbst zu mir kommen, dachte sie. Er wird es ohne mich keine Woche aushalten. Er wird an meinen Körper denken, an meine Zärtlichkeiten, an die Stunden so mancher Nacht … es ist einfach unmöglich, mich zu vergessen.
    »Ich brauche noch einmal Studio III«, sagte Cranz ins Telefon zur Abteilung Produktion. »Ja, nur für eine Stunde. Nein, ohne Dekoration. Auch keine Kameramänner. Ich mache alles allein … ich möchte nur ungestört sein. Es handelt sich um einen besonderen Trick.«
    Ob es gelingt, dachte er. Und wenn es ein falscher Gedanke war? Warten wir ab! Ist es eine falsche Spur, wird Biggi Bergen nie erfahren, daß sie einen weiblichen Satan gespielt hat.
    *
    Biggi Bergen wurde rot, und eine plötzliche heiße Welle überspülte sie, als das Telefon klingelte und sich die Vermittlung des Funkhauses meldete. Jetzt, dachte sie. Jetzt ist es passiert. Es wird Doris sein, die mich anruft. Im Funkhaus muß jetzt die Hölle los sein.
    Sie nahm das Telefon mit zur Couch, legte sich darauf, denn sie fühlte, wie ihre Beine vor Aufregung schwach wurden, und wartete, bis nach einigem Knacken in der Leitung sich die Stimme von Doris melden würde. Ein Zittern lief durch ihren Körper. Quatsch, dachte sie. Bloß jetzt nicht abbauen! Ganz ruhig sein, ganz ruhig …
    Die Stimme von Detlev Cranz, die sie plötzlich hörte, war deshalb um so erschreckender. Sie legte den Kopf zurück und atmete ein paarmal tief ein.
    »Du …?« sagte sie gedehnt. »Ich wüßte nicht, was du noch zu sagen hättest! Spar dir alle Worte. Es ist aus, mein Lieber!«
    Er kommt, dachte sie dabei. Gleich wird er betteln, wie alle Liebhaber gebettelt haben, die mich nicht vergessen wollten. Und ich werde ihn zappeln lassen … er soll ersticken wie ein an Land gezogener Fisch …
    »Komm zum Funkhaus!« sagte Cranz ohne Einleitung. »So, wie du bist.«
    »Weißt du denn, wie ich jetzt bin?« Biggi lachte ein wenig verworfen. »Wenn du mich sehen könntest …«
    »Mach keine Sprüche … komm!«
    »Und warum? Um neue Moralpredigten zu hören? Danke.«
    »In zwanzig Minuten mache ich Aufnahmen in Studio III. Wenn du dann nicht hier bist, kann dir keiner helfen.«
    »Aufnahmen?« Biggi hielt den Atem an. »Sag das noch einmal!«
    »Studio III. Ich warte!«
    »Halt!« Biggi sprang auf. »Bleib am Apparat, Liebster. Was sagt denn Dr. Rathberg?«
    »Ich habe ihn mit viel Mühe herumgekriegt, noch einmal ein Auge zuzudrücken. Aber es ist deine letzte Chance.«
    »Du bist ein Schatz! Du bist ein wirklicher Schatz.« Biggi spitzte die Lippen und knatschte einen Kuß ins Telefon. »Und heute abend … was machen wir da, Liebling?«
    »Darüber unterhalten wir uns noch. Ich habe jetzt keine Zeit.«
    Cranz legte auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. Dann lief er hinüber zum Studio III und begann, alles für seine Privatvorstellung herzurichten.
    Es dauerte keine Viertelstunde, bis Biggi Bergen ins Studio wirbelte wie ein blonder Sturmstoß. Sie fiel nach einem Rundblick, der ihr sagte, daß sie allein waren, Cranz um den Hals und küßte ihn glühend. Dann erst sagte sie etwas, und es war eine Frage, die Cranz sehr aufmerksam machte.
    »Was ist mit Vera?«
    »Wieso? Was soll mit Vera sein?« fragte Cranz zurück.
    »Weiß sie, daß ich jetzt doch wieder mitspiele?« Lauern lag in den Augenwinkeln Biggis, Cranz bemerkte es sehr wohl.
    »Natürlich. Die kleine Szene, die du jetzt spielen sollst, war eigentlich Veras Szene. Aber sie mußte zum Arzt.«
    »Ach!« Biggis Augen flimmerten. »Schlimm?«
    »Nein. Ein Schnupfen. Sie hustet wie eine Hustenbonbonreklame.«
    »Ach so.« Biggi sah sich um. Studio III war leer. Drei Scheinwerfer brannten und tauchten einen Stuhl in grelles Licht. Die Kulissen waren zur Seite geschoben. Neben der Kamera stand ein Schminktisch mit einem Hocker. Vor dem Spiegel glänzte ein Schminktopf aus Porzellan. Puderquasten, Lippenstifte und andere Farbstifte lagen in einer Porzellanschale. Aus den Augenwinkeln heraus betrachtete Biggi den hohen Topf.
    »Keiner hier?« fragte sie. »Noch zu früh?«
    »Nein.« Cranz kletterte hinter die Kamera und schwenkte sie zum ausgeleuchteten Stuhl. »Die Szene ist klein, wozu den ganzen Apparat? Das machen wir zwei allein. Paß einmal auf … die Situation ist so: Du bist praktisch das Double von Vera. Keiner erkennt dich, die Aufnahmen sind von hinten …«
    »Eine tolle Rolle!« Biggi Bergen setzte sich auf den Stuhl und blinzelte ins
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