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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif
Autoren: Gabriel Galen
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du rasch das Pferd holen.’
     
    ,Aber wird sich das Tier nicht vor dir fürchten?’ fragte Raigo stumm.
     
    ,Nein’, antwortete der Greif, ,denn Entsetzen verbreite ich nur dann, wenn ich es für richtig halte. Und nun eile dich! Wir haben nicht viel Zeit.’
     
    Raigo rannte davon und  hatte bald das Pferd  gefunden, das ruhig zwischen den Felsen stand und die Flechten von Raigos Schlafplatz fraß. Raigo führte es ins Freie und vergaß auch nicht, seinen Bogen mitzunehmen. Als er zu dem Greifen zurüc k kehrte, hielt dieser ihm eines der Schwerter entgegen, welche die Reiter in ihrem Entsetzen hatten fallen la s sen.
     
    ,Hier, nimm das!’ erklang seine Stimme. ,Du wirst es wohl brauchen, bis sich etwas Bess e res für dich findet. Das andere habe ich in den Abgrund geworfen. So wird man nicht sofort sehen, was hier g e schehen ist. Doch nun komm! Wir müssen uns sputen.’
     
    Raigo bestieg das Pferd, der Adler schwang sich in die Lüfte und der Greif hielt sich neben Raigo. Als diesen das verwunderte, erklärte ihm der Greif:
     
    ,Dem Adler wird man keine Beachtung schenken, und so kann er uns über alles unterric h ten, was vor sich geht. Aber ich bin in der Höhe weithin zu erkennen und so auffällig, daß ich alle Blicke auf mich ziehen würde. Daher bleibe ich hier bei dir. Solange man dich nicht sieht, wird man auch mich nicht entdecken. Wenn Gefahr droht, werden die Feinde von me i ner Existenz nichts ahnen, bis es für sie zu spät ist. Doch wir wollen hoffen, daß wir unges e hen entkommen.’
     
    Der Weg durchs Gebirge, den der Adler sie führte, war beschwerlich, und Raigo mußte s o gar manchmal absteigen und das Pferd führen. Einmal flog der Adler z u rück, um nach den Häschern zu sehen. Doch die Feinde hatten sich auf den Weg zurück nach Ruwarad g e macht und augenscheinlich die Verfolgung aufgegeben.
     
    ,Das gibt uns die Gelegenheit, deine Spur endgültig zu verwischen’, meinte der Greif. ,Wir sollten auch des Nachts weiterziehen. Wir werden dann gegen Morgen den Paß erreichen. Dann kann der Adler sehen, ob dort noch Wachtposten stehen. Ansonsten müßten wir noch einmal Nachtlager machen, da wir sonst Gefahr laufen, im Dunkeln in eine eventuelle Falle  zu gehen.’
     
    Raigo willigte ein, denn nach Auskunft des Adlers war der weitere Weg nun leichter zu b e gehen. So sahen sie, als die Sonne aufging, den Paß schon vor sich liegen.
    Zu Raigos Erstaunen war der Paß nicht besetzt. Wahrscheinlich war der Reitertrupp der Wachposten gewesen. Als Raigo nach einer gewissen Frist dort nicht aufgetaucht war, ha t te man wohl beschlossen, nochmals das Gebirge nach ihm abzus u chen.
    Gegen Mittag sahen sie dann von der Höhe das weite, leicht gewellte Land von Im a ran mit seinen sorgsam gepflegten Feldern, weitläufigen Waldgebieten und ve r streuten Weilern und Ortschaften.
    Raigo kannte Imaran gut, denn er war oft mit seinem Vater dort gewesen. Auße r dem war die kleine Coriane, die Nichte des Königs von Imaran, am Hof von Ruwarad aufgezogen wo r den. Coriane hatte früh ihre Eltern verloren, und da Raigos Mutter ihre Patin war, wuchs die Kleine unter ihrer Obhut auf, bis die Königin starb. Erst zwei Jahre zuvor hatte König Tama n tes von Imaran sein Mündel wieder an den e i genen Hof zurückgeholt. Zwar hatte Raigo sich aus dem kleinen, dünnen Ding, das dazu noch viel jünger war als er, nie viel gemacht. Aber er hatte doch stets die Re i se nach Imaran als willkommene Abwechslung angesehen und daher Cor i ane auf ihren Besuchen in der Heimat gern begleitet.
    So hoffte er nun, vielleicht bei Tamantes Unterstützung in seiner mißlichen Lage zu erha l ten. Er war sicher, daß der Freund des Vaters ihm zumindest gute Waffen und ein wenig Reis e geld geben würde. Sicher wäre König Tamantes auch zu seiner Kr ö nung gekommen, wenn ihn nicht eine Verwundung durch einem Jagdunfall von der Reise abgehalten hätte.
     
    ,Du brauchst dir um deine Ausrüstung keine Sorgen machen’, unterbrach die Stimme des Greifen Ra i gos Gedanken. ,Ich werde dir die Mittel für alles beschaffen, was du nötig hast.’
     
    Raigo zuckte zusammen. Noch immer konnte er sich nicht daran gewöhnen, daß der Greif direkten Zugang zu seinen Gedanken hatte. Er fühlte sich oft unbehaglich bei der Vorste l lung, daß seine geheimsten Gefühle offen vor diesem seltsamen Geschöpf ausgebreitet w a ren.
     
    ,Nicht deine geheimen Gedanken!’ widersprach der Greif. ,Ich empfange nur das, was an der Obe r
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