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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Haran
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wissen. Er weigerte sich, ihr zu erlauben, ihn anzufassen, erst recht, ihn auszuziehen, und verlangte, sie solle ihm seinen Rollstuhl wiedergeben.
    »Ich fahre nach Hause«, fuhr er sie an.
    »Sie können erst nach Hause, wenn Dr. Thompson das genehmigt«, informierte ihn Deirdre.
    »Dessen Erlaubnis brauche ich nicht, Sie dumme Person«, schrie Aldo. »Und jetzt holen Sie mir auf der Stelle meinen Rollstuhl.«
    Lyle hörte das Geschrei und kam über den Flur in Aldos Zimmer gerannt.
    »Ist alles in Ordnung hier?«, fragte er Deirdre von der Tür her. Er sah Aldo an, aber er erkannte ihn nicht.
    »Ja, Dr. MacAllister«, sagte Deirdre und kam auf ihn zu. »Ich hole Mr. Corradeo eine Tasse Tee. Das beruhigt ihn vielleicht ein bisschen.« Sie verdrehte die Augen, als sie an Lyle vorbei auf den Korridor trat.
    Mr. Corradeo! Ungläubig starrte Lyle Aldo an. Der sah wütend zurück. Lyle konnte kaum glauben, wie sehr sich sein Zustand verschlimmert hatte.
    Aldo fiel Lyles Gesichtsausdruck auf. Der Doktor sah ihn bestürzt an, genauso hatte Neil ausgesehen. Er kam sich wie ein Monster vor, und das machte ihn nur noch wütender.
    »Weiß denn jeder hier, was zwischen meiner Frau und Ihnen abläuft?«, fragte Aldo bösartig.
    Lyle versuchte, sein Entsetzen zu verbergen, sein Entsetzen über Aldos äußere Erscheinung und über die Verdächtigung, die er ausgesprochen hatte. »Elena und ich haben einen Sohn zusammen. Das ist alles«, sagte er.
    »Und Sie haben nichts Eiligeres zu tun, als mir das mitten ins Gesicht zu sagen«, spie Aldo aus.
    »So ist das nicht, ich erwähne lediglich eine Tatsache, den Grund dafür, dass etwas uns verbindet«, erklärte Lyle.
    »Das etwas Sie verbindet … so nennen Sie das also«, meinte Aldo sarkastisch. »Ich kann mich wegen euch beiden in dieser Stadt nicht mehr auf der Straße blicken lassen. Und dann kommen Sie her und prahlen noch mit Ihrer Beziehung zu meiner Frau. Sie haben mich zum Gespött der ganzen Stadt gemacht. Alle reden hinter meinem Rücken über mich. Alle haben Mitleid mit mir. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie ich mich dabei fühle?«
    Lyle konnte kaum glauben, dass Aldo ihre Situation so sah. »Ich bin sicher, das stimmt so nicht«, sagte er. Aber Aldo bot nun wirklich einen bemitleidenswerten Anblick. Wie konnte man da nicht Mitleid mit ihm haben?
    »Natürlich stimmt das. Was tauge ich schon als Ehemann? Ich kann meine Familie nicht versorgen. Ich kann mich nicht mal um mich selbst kümmern. Ich kann Dominic und Maria kein Vater sein. Und ich kann auch nicht das Einzige sein, was ich je sein wollte. Farmer!« Lyle fehlten die Worte. »Und meine Frau ist in Sie verliebt.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, konterte Lyle.
    »Mich liebt sie jedenfalls nicht. Sie hasst mich. Ich bin sicher, sie wünscht sich, ich wäre tot.«
    »Natürlich wünscht sie sich so etwas nicht«, erwiderte Lyle.
    »Meine Frau kann sich nicht von diesem Krankenhaus fernhalten, und von Ihnen auch nicht. Wieso laufen Sie nicht einfach mit ihr auf und davon, dann hat endlich alles ein Ende? Stattdessen macht ihr zwei einen kompletten Idioten aus mir.« Aldos Stimme wurde plötzlich brüchig, so erregt war er.
    Lyle war irritiert. Aldos Kummer anzusehen war herzzerreißend. Die ganze Zeit hatte er Mitleid mit Elena gehabt, weil sie mit diesem verbitterten Mann zusammenleben musste, aber jetzt sah er, was aus dem früher einmal so stolzen Farmer geworden war. Er fühlte sich ungeheuer schuldig. Er war so glücklich darüber gewesen, dass er Marcus in seinem Leben hatte, und dabei hatte er kaum je einmal an Aldo gedacht und an das, was er verloren hatte.
    »Das war mir nicht klar«, murmelte Lyle. »Ich werde nicht wieder nach Winton kommen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Er drehte sich um und verließ das Krankenhaus, entschlossen, Wort zu halten.
    Durchs Fenster sah Aldo das Flugzeug starten. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit lächelte er. Endlich zahlte er Elena heim, dass sie ihn so gemein belogen hatte.

EPILOG

    1939
    Zum ersten Mal seit Jahren kam Elena aus Winton heraus, und auch, wenn sie voller Vorfreude war, empfand sie doch eine unsinnige Angst. Sie hatte ihre Kinder ermutigt, in die große, weite Welt hinauszugehen und Entdeckungen zu machen, aber aus irgendeinem Grund hatte sie selbst nie die Gelegenheit gehabt, das Gleiche zu tun. Jetzt hatte sie den denkbar besten Grund zum Verreisen, und es hatte Wochen gedauert, ehe sie den Mut dazu aufbrachte.
    Sie fuhr nach
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