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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe
Autoren: Mia König
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noch grün waren – eine Köstlichkeit!
    „Vater?“ Daniels Stimme riss ihn aus den Gedanken. Erschrocken warf Maximilian einen Blick auf seine Uhr. Halb acht. Die Gäste wurden ab acht erwartet. Daniel, Christine und Eleonore sollten etwas früher hier eintreffen, damit die gesamte Familie Hansen gemeinsam ihre Gäste begrüßen konnte.
    „Was machst du denn schon hier, wo sind deine Mutter und deine Großmutter?“
    „Die kommen mit dem Chauffeur“, winkte Daniel ab. „Ich wollte noch schnell etwas mit dir bereden.“
    „Du hättest mit ihnen fahren sollen“, Maximilian schaute seinen Sohn enttäuscht an. Er wusste, wie viel seiner Mutter der gemeinsame Auftritt der Familie bedeutete. Doch Daniel ignorierte den Blick seines Vaters geflissentlich.
    „Vater, hör mir zu, ich habe gestern noch ein paar Zahlen verglichen …“
    Maximilian konnte es sich nicht verkneifen. „Schön zu hören, dass du dich hier und da tatsächlich auch um den Im- und Export kümmerst, aber …“ Weiter kam er nicht, sein Sohn unterbrach ihn rüde.
    „Ich rede nicht von meiner Abteilung, ich rede von der Gesamtlage der Firma!“
    Maximilian seufzte. Er ahnte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Daniel schwenkte mal wieder die Fahnen als Juniorchef und wollte über „Umstrukturierungen“ diskutieren. Manchmal wunderte er sich wirklich, wie der Junge so wenig Feingefühl besitzen konnte. Bei einer so sensiblen Mutter wie Christine. Man sollte meinen, er hätte sich einen passenderen Zeitpunkt für eine solche Auseinandersetzung aussuchen können. Wenn er schon nicht akzeptieren wollte, dass Maximilian in keiner Weise dazu bereit war, bestimmte Werte, mit denen die Firma schon immer geführt worden war, einer angeblichen Gewinnmaximierung zu opfern. Fairer Handel, der gute Umgang mit den Mitarbeitern und vor allem die erstklassige Qualität des Kaffees standen für den Namen Hansen schon seit Gründung der Rösterei, und so sollte es auch bleiben.
    „Heute Abend geht es nicht um Zahlen, sondern um unseren Familienbetrieb. 150 Jahre, Daniel! Darauf kann man sehr stolz sein. Lass uns doch alles andere morgen besprechen.“ Demonstrativ wendete sich Maximilian wieder dem Büfett zu.
    „Aber ich möchte, dass du dir dann Zeit für meine Vorschläge nimmst. Langsam ist es nämlich dringend nötig, ein paar Veränderungen zu wagen. Wir schreiben das 21. Jahrhundert, Vater! Auf deine 150 Jahre kannst du dich nicht ewig verlassen. Nicht mehr.“
    Maximilian starrte seinen Sohn an. Der ließ wirklich keine Gelegenheit aus, Maximilian darauf hinzuweisen, dass er nicht mehr der Jüngste war.
    „Glaub mir“, er machte einen Schritt auf seinen Vater zu. „Es wird Zeit, dass du mich in wichtige Entscheidungen mit einbeziehst, anstatt dich hinter überholten Strukturen und Traditionen zu verstecken!“
    Also das war es. Hier ging es gar nicht um die Firma, sondern um Daniels eigene Stellung. Maximilian wusste, dass sein Sohn seine Stellung bei Hansen Kaffee und sein Gehalt als nicht repräsentativ genug empfand als zukünftiger Erbe. Doch egal welches Urvertrauen Christine in ihr einziges Kind hatte, Maximilian erlebte täglich in der Rösterei, wie es um Daniels Arbeitsmoral bestellt war. Bis jetzt konnte er leider nicht behaupten, dass sein Sohn sich durch etwas anderes als durch seine Herkunft als sein Nachfolger qualifizierte.
    „Du sprichst von Traditionen? Die haben dir doch noch nie was bedeutet, Daniel. Manchmal frage ich mich wirklich, warum du überhaupt bei uns arbeitest.“
    Maximilian blickte sich um. Zum Glück waren Eleonore und Christine noch nicht da. Das hätte gerade noch gefehlt. Er wollte nicht, dass ihnen der Abend verdorben wurde.
    „Du verstehst es einfach nicht, oder? Mir ist der Erfolg der Firma sehr wohl wichtig. Und den könnten wir ruhig ein wenig vorantreiben. Auch mit ein paar radikaleren Maßnahmen!“ Daniel hatte sich in Rage geredet und marschierte wild gestikulierend vor seinem Vater auf und ab. Maximilian dagegen hatte sich auf einen Stuhl sinken lassen und massierte sich erschöpft die linke Schulter. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir von jedem kleinen Kaffeeunternehmen überholt, das gewiefter investiert und ökonomischer denkt als wir. Das musst doch selbst du sehen, Vater. Denk an die Zukunft.“
    Maximilian hatte mehr als genug gehört.
    „Nicht jetzt, Daniel, ich habe weder Zeit noch Lust, mir ausgerechnet jetzt deine unausgegorenen Vorschläge anzuhören“, zog er
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