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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe
Autoren: Mia König
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der durfte sich nicht wundern, wenn mal irgendein Vertrag darunter war, der die Öffentlichkeit sehr verärgern würde …
    Claus schüttelte resigniert den Kopf. Sein Vater hatte ihm damals die führende Position in der Firma unter der Bedingung übertragen, dass er Valerie heiratete. Von Heidenthal senior und Valerie hatten sich hervorragend verstanden. Die beiden schienen sich gesucht und gefunden zu haben. Claus fragte sich noch immer, wie er an dem Tag, als er um ihre Hand angehalten hatte, daran glauben konnte, mit Valerie ein glückliches Leben führen zu können. Nun ja, um ehrlich zu sein, Valerie war zweite Wahl gewesen. Damals allerdings hatte er noch daran geglaubt, auch mit einer zweiten Wahl zumindest zufrieden werden zu dürfen. Das Leben servierte einem eben nie hundert Prozent!
    Seufzend nahm er seinen Teller und machte sich zurück auf den Weg in sein Atelier, als seine Tochter Katharina erschien.
    „Morgen, Paps, Morgen, Valerie!“
    Katharina hatte es sich angewöhnt, ihre Mutter mit dem Vornamen anzusprechen, worüber diese alles andere als unglücklich war. Kein Wunder, konnte man sie so doch wesentlich einfacher für Katharinas ältere Schwester halten. Claus nahm an, dass seine Frau dies sogar selbst angeregt hatte. Er dagegen mochte die Bezeichnung „Paps“. Das klang nach liebevollem Vater-Tochter-Verhältnis, auch wenn Katharina ihn schon seit Jahren – genau wie ihre Mutter – nicht mehr ernst nahm. Katharina ließ sich in einen Stuhl exakt in der Mitte zwischen ihren Eltern fallen.
    „Valerie, könntest du mir bitte mal den Obstsalat reichen?“ Katharina hielt ständig Diät, obwohl sie gertenschlank war. Dass Claus sich um den Gesundheitszustand seiner Tochter Sorgen machte, war schon lange vorbei. Katharina konnte hervorragend auf sich selbst aufpassen.
    „Ich brauche noch Entscheidungshilfe wegen heute Abend. Ich hab mir ein paar Kleider liefern lassen.“ Katharina blickte Valerie an. Claus schloss einen Moment die Augen. Seine Tochter hatte ihn an einen Termin erinnert, zu dem er am liebsten nicht erscheinen würde. Morgen war die 150-Jahr-Feier der Hansens. Sämtliche wichtigen Menschen Hamburgs erwarteten, ihn dort zu sehen. An der Seite seiner hoheitsvoll lächelnden Frau und seiner bildschönen Tochter. Wie so oft wünschte er sich auch jetzt, er könne sich einfach unsichtbar machen. Wenn doch wenigstens Konstantin da wäre! Zu seinem Sohn hatte er ein wesentlich innigeres Verhältnis als zu den beiden Frauen, auch wenn Konstantin bereits seit einem Jahr in Tansania war. Aber er würde ja schon bald zurückkehren!
    „Wir suchen dir was Schönes aus, Liebling“, lächelte Valerie ihre Tochter an. „Ich wette, du wirst die Prinzessin des Abends sein.“ Und mit einem kleinen Grinsen fügte sie an: „Die Hansens haben jedenfalls niemanden in ihrer Linie, der dir das Wasser reichen könnte.“
    Katharina schmunzelte und legte für einen Moment die Gabel nieder. „Du meinst abgesehen von Daniel, der nun wirklich nicht als Prinzessin durchgeht?“
    Valerie winkte ab. „Daniel Hansen ist bestimmt ein ordentlicher Geschäftsmann, aber er steht viel zu sehr unter der Knute seines Vaters.“ Und mit einem abschätzigen Blick auf ihren Mann fügte sie hinzu: „Mal sehen, zu welchen Höhen er sich aufschwingt, wenn er sich plötzlich mit uns konfrontiert sieht!“
    Valerie und Katharina wechselten ein verschwörerisches Lächeln. Es war kein Geheimnis, dass Valerie, nachdem sie Hansen Kaffee den Rang als Marktführer abgelaufen hatte, noch lange nicht zufrieden war. Das gegnerische Unternehmen aufzukaufen und sich einzuverleiben war ihr erklärtes Ziel. Und Daniel Hansen könnte ihr dabei noch sehr nützlich werden, wenn sie es richtig anstellte. Zumindest war der Juniorchef Katharinas Reizen gegenüber nicht ganz abgeneigt. Das hatte Valerie während der letzten offiziellen Anlässe, zu denen beide Familien eingeladen waren, sehr wohl bemerkt.
    Claus versuchte unbemerkt den Raum zu verlassen, doch nichts entging seiner scharfsichtigen Frau.
    „Ja, Claus, geh du nur ein bisschen pinseln“, schoss ihm seine Gattin hinterher. „Katharina und ich machen den Rest. Aber vergiss nicht, dass wir heute Abend erwartet werden. Und zwar alle drei.“
    Claus floh mit einem Augenrollen. Er hastete die Stufen hoch und schloss die Tür hinter sich. Wenigstens hier hatte er Ruhe. Das Atelier war sein Rückzugsort, sein eigenes kleines Paradies. Claus wählte einen feinen Pinsel und
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