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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe
Autoren: Mia König
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Wohlwollend musterte die Patriarchin sie. Das Mädchen hatte Kampfgeist. Das imponierte ihr. Und sie erinnerte sie immer mehr an sich selbst in jungen Jahren.
    „Ich unterbreche eure traute Zusammenkunft nur ungern“, erklang da eine scharfe Stimme von der Tür, und Daniel trat lässig ein. Die beiden Frauen fuhren herum. „Entschuldige, dass ich keine Blumen mitgebracht habe, Großmutter“, grinste Daniel und schob seine Hände in die Hosentaschen. „Aber was ich dir zu sagen habe, wird dir sowieso nicht gefallen. Mit Nelken oder ohne.“
    Luisa starrte Daniel nur an. Offensichtlich führte er etwas im Schilde, und seinem zufriedenen Gesichtsausdruck nach, konnte das nichts Gutes sein.
    „Sag, was du zu sagen hast“, befahl Eleonore, „damit du wieder gehen kannst. Ich gehe vermutlich zu Recht davon aus, dass du mich nicht besuchen wolltest, um dich nach meinem Befinden zu erkundigen. Bei deiner Mutter hast du das ja auch nicht für nötig erachtet.“
    Daniel zuckte lässig mit den Schultern. „Ach, Großmutter, ich weiß doch, du bist hart im Nehmen. Deswegen mache ich es kurz: Ich war bei meinem Anwalt. Wir haben zusammen meine Möglichkeiten eruiert. Und rate, was übrig geblieben ist?“
    Daniel genoss diesen Moment sichtlich.
    „Wäre es zu viel verlangt“, begann Eleonore streng, „zu hoffen, dass du, nachdem du feststellen musstest, nichts gegen das Testament in der Hand zu haben, dich entschlossen hast, endlich erwachsen und ein wertvolles Mitglied dieser Familie zu werden?“
    „Ts, ts, ts“, Daniel schüttelte lächelnd den Kopf. „Du gibst wirklich nie auf, was? Ja, es stimmt, gegen Vaters Testament kann ich tatsächlich keinen Einspruch erheben. Gut für dich, Kuckucksei!“, wandte er sich an Luisa, die sich von ihm wegdrehte. Er schaffte es doch immer wieder, dass sie sich klein fühlte. „Aber ich kann etwas ganz anderes. Nämlich mir meinen Erbteil ausbezahlen lassen und mich zurückziehen. Und genau das habe ich vor.“
    Luisa starrte ihn entsetzt an. „Aber das …“, begann sie fassungslos, dann wurde ihr Satz von ihrer Großmutter beendet: „… würde in der momentanen Lage das Aus von Hansen Kaffee bedeuten.“
    Daniel zuckte mit den Schultern. „Huch, so ein Pech aber auch!“, sagte er lapidar und wandte sich zum Gehen. „Dann solltet ihr jetzt schon mal anfangen zu sparen. Falls ihr nicht schnell zugreift, könnte ich nämlich auf die Idee kommen, die Anteile anderweitig zu verkaufen.“ Und damit ließ er selbstzufrieden seine fassungslose Großmutter und Halbschwester zurück.
    Luisa spazierte nachdenklich den Jungfernstieg entlang. Eleonore hatte ihr versichert, sie alleine lassen zu können. Die Patriarchin würde Herrn Doktor Struppek bitten, ihr so schnell wie möglich einen Besuch abzustatten, um die Alternativen auszuloten. Immer wieder schüttelte Luisa den Kopf, was ihr verwunderte Seitenblicke einiger Passanten einbrachte, die heute einen Shoppingtag einlegten. Daniel war ihr ein absolutes Rätsel.
    Irgendwoher wehte ein schwacher Kaffeeduft Luisa in die Nase, und sie folgte ihm. Im Café Andersen holte sie sich einen Caramel-Latte. Genau, was sie nun brauchte: starker Espresso, Milchschaum und ein dicker Schuss süßer Sirup. Ja, damit sah die Welt schon ganz anders aus. Übermorgen würde sie Konstantin wiedersehen, irgendetwas würde Herrn Struppek schon einfallen, und sie selbst würde nicht lockerlassen, bis ihr Konzept absolut überzeugend war! Die Sonne schien, Luisa blinzelte und nahm noch einen Schluck aus ihrem Becher. Sie betrachtete die Schaufenster und entschloss sich spontan, sich ebenfalls etwas Gutes zu tun. Am Neuen Wall lag Luisas Lieblingsgeschäft, wenn es um schicke, aber trotzdem bezahlbare und nicht langweilige Outfits ging. In dieser netten Boutique fand sie immer etwas Besonderes. Und sie wusste, was sie dringend brauchte. Einen neuen Rock, am liebsten in Dunkelrot. Den könnte sie dann gleich am Montag anziehen!
    Auf dem Weg dorthin kam Luisa am Schaufenster eines Juweliers vorbei, der ihrer Meinung nach den allerschönsten Schmuck führte. Sie liebte den antiken Schriftzug dieser Marke. Und tatsächlich entdeckte sie in dessen Auslage einen wunderschön gearbeiteten Ring mit einem Rubin. Sie wusste, dass sie sich so ein Schmuckstück im Moment keinesfalls leisten konnte. Aber vielleicht eines Tages … Sie seufzte kurz und ging versonnen weiter. Als sie an der gläsernen Eingangstür vorüberging, erregte ein Pärchen ihre
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