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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe
Autoren: Mia König
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Valeries geöffneter Bürotür vorbeiging, horchte er auf.
    „Ich bitte Sie“, hörte er seine Frau sagen, „das ist kein Rückschlag, sondern eine Chance. Außer Eleonore Hansen gibt es niemand, den wir fürchten müssen!“ Sie lachte auf, dieses tiefe Lachen, das reserviert war für Menschen, die sie attraktiv fand, für die sie attraktiv sein wollte, egal ob sie gekauft waren oder nicht. „Und jetzt, da sie aus dem Feld geschlagen ist, werden wir nur noch schneller zum Zuge kommen. Vergessen Sie nicht, für wen Sie arbeiten. Eine Million ist schließlich kein Pappenstiel, daran muss ich Sie ja wohl nicht erinnern!“ Bevor er sich’s versah, hatte Claus die Tür weit aufgerissen und war eingetreten. „Eine Million? So viel zahlst du, um die Hansens ausspionieren zu lassen? Ich dachte, wir waren uns einig! Ich dachte, wir hätten eine Abmachung. Diese Art von Geschäften gehört jedenfalls nicht dazu!“
    Valerie sah ihren Mann, der dicht an sie herangetreten war, einen Moment lang überrascht an, dann begann sie zu lachen. Es war kein sympathisches Lachen, sondern ganz im Gegenteil. Sie lachte ihn aus. „Ach, Claus“, kicherte sie schließlich, „armer, gutgläubiger Claus! Du glaubst wirklich, wir beide hätten eine Vereinbarung? Na, dann solltest du das Ganze noch einmal überdenken!“ Solche Auseinandersetzungen, egal wie überraschend sie kamen, perlten an ihr ab wie Regenwasser an einer Öljacke. Claus war nun mal kein Gewinnertyp. Das hatte sie von Anfang an gesehen. Und hätte er nicht diese erfolgreiche Rösterei im Rücken gehabt, sie hätte ihn niemals auch nur eines Blickes gewürdigt, geschweige denn geheiratet. Er war zwar ein attraktiver Mann, aber sein wenig ausgeprägter Geschäftssinn und Mangel an Ehrgeiz hatten es ihr leicht gemacht. Glaubte er wirklich, sie überzeugen zu können? Das war doch ein Witz!
    „Weißt du was“, schlug sie vor und tätschelte seinen Kopf, „kümmere dich einfach nicht darum. Überlass es mir, was ich mit unserem Geld mache. Hauptsache ist doch, dass es immer mehr wird.“ Valerie betonte das Wort „mehr“ so stark, dass Claus sich angewidert abwandte. Doch Valerie war noch nicht am Ende. „Du wirst dieses erfolgreiche Leben an meiner Seite doch nicht etwa satthaben, oder? Falls doch, darf ich dich – abgesehen von unserem Ehevertrag – daran erinnern, dass du dich besser mit mir gutstellen solltest?“ Claus starrte sie einen Moment lang derart undurchdringlich an, dass Valerie befürchtete, er hätte tatsächlich den Mut gefunden, sich zu wehren. Doch dann drehte er sich wortlos um und verließ ihr Arbeitszimmer. Auf Valeries Gesicht machte sich ein Siegerlächeln breit.
    Johann Rieger eilte durch den Krankenhausflur, als er plötzlich angesprochen wurde.
    „Guten Morgen, Herr Hansen! Darf ich Ihnen sagen, dass wir Sie alle toll finden?!“ Er hielt mitten in einem Schritt inne und blickte sich mehr als überrascht um. „Doch, ehrlich“, sagte Schwester Steffi mit Nachdruck. „Sie machen uns Hoffnung!“
    Johann Rieger verzog das Gesicht und hoffte inbrünstig, dass Eleonore dies jetzt nicht hören konnte. Die Schwester lächelte ihn offen an und redete weiter. „Wie Sie sich um Ihre Frau kümmern! Nicht nur, dass Sie gestern Abend so lange geblieben sind. Nein, Sie sind auch gleich heute Morgen wieder zur Stelle!“ Sie strahlte. Johann Rieger runzelte die Stirn. Wenn er nicht wollte, dass das irgendwann einmal auf ihn zurückfiel, musste er jetzt wohl mit der Wahrheit rausrücken. „Fräulein Steffi“, begann er, zupfte eine Blume aus dem Strauß, den er für Eleonore besorgt hatte, und hielt sie ihr mit einer kleinen Verbeugung hin. „Ich bin nicht der Ehemann von Frau Hansen. Aber verraten Sie mich nicht!“
    Schwester Stefanie nahm die Blume entgegen und sah dem alten Herrn hinterher, der im Krankenzimmer verschwand. Er war nicht ihr Ehemann? Nun, so was? Dann war es ja noch romantischer, wie rührend er sich um sie kümmerte. Sie hatte den Gesichtsausdruck Johann Riegers gesehen, als er gestern hier angekommen war. Und der hatte ihr alles gesagt. Dieser Mann, der mit Blumen oder selbst gemachter Marmelade vorbeikam, so wie heute, war verliebt. Ob die alte Dame davon wusste?
    „Marmelade?“, fragte Eleonore und musste lachen, als Johann Rieger seine Präsente auspackte.
    „Nicht irgendeine“, betonte er. „Die ist selbst gemacht.“
    Eleonore starrte ihn einen Moment lang an. „So etwas können Sie?“
    Johann Rieger nickte.
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