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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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freigelassen, der den Kampf zu einem »Mann gegen Mann gegen Hund« machte. Sollten nach Ablauf weiterer drei Minuten beide Männer und der Hund noch bewegungsfähig sein, würde ein weiterer Hund freigelassen. Der Schlüssel lag darin, den Gegner vor Ablauf der drei Minuten zu besiegen. Der Kampf ging so lange weiter, bis ein einziger Kämpfer, auf zwei oder auf vier Beinen, übrig blieb.
    Die Männer mit den Wannen verließen den Ring. Angus und Ned standen besudelt da. Das Tor wurde verriegelt. Ein Mann mit Megaphon, die schwarzen Haare geschnitten wie Moe von den Drei Stooges, stand auf der Plattform außerhalb des Rings und brüllte: »KÄMPFT!«
    *
    Fu folgte den kurvigen und schadhaften Straßen, die Pete ihm beschrieben hatte, durch Orange County. Whalen saß auf dem Beifahrersitz, ohne Hemd, sein bleicher Oberkörper von Kugeln rubinrot zusammengeknüppelt. Immer wieder döste er weg.
    In dem vergammelten Haus mit dem Teerdach, wo ein Mann tot am Boden gelegen und ein weiterer tot im Rollstuhl gesessen hatte, beide von Schüssen durchsiebt wie die Einrichtung, hatteFu zwischen steifen und verkrusteten Handtüchern nach etwas Sauberem gesucht. Schließlich ein paar T-Shirts gefunden und im Badezimmer Flaschen mit Wundbenzin und Wasserstoffperoxid. Hatte seine Wunden am Waschbecken gesäubert.
    Zurück im Jeep, hatte Fu Whalen das versiffte Hemd vom Körper gerissen. Die linke Schulter hatte einen Kratzer abbekommen, an Brust und Bauch klafften auf der rechten Seite offene Wunden. Fu wusste, dass sie nicht so gravierend waren, wie sie aussahen. Er riss die T-Shirts in Streifen. Tränkte sie mit Peroxid, tupfte damit die Wunden ab und sah zu, wie sich zischend eine gelbe Flüssigkeit bildete. Tupfte sie trocken und wiederholte den Vorgang. Dann schüttete er Alkohol in jede Wunde.
    Whalen riss die Augen auf. Er versuchte, den rechten Arm zu bewegen, nach der Pistole zu greifen, die nicht da war, aber sein Körper war steif wie ein Karamellriegel von Heath English. Er hatte das Gefühl auseinanderzubrechen. »Meine Pistole, wo ist …«, sagte er.
    Fu hielt mit der Linken Whalens Handgelenk fest, in der Rechten hatte er den Alkohol. »Nicht bewegen«, befahl er.
    Whalen blinzelte noch ein paar Mal. Er war benebelt. Dann erkannte er in Fu den Anhalter, den er gerettet hatte, und erinnerte sich nach und nach daran, was passiert war. »So einen Kämpfer wie dich hab ich noch nie gesehen«, witzelte er.
    Fu wischte behutsam den Alkohol ab und sagte: »Hast du denn schon viele Kämpfe gesehen?«
    »War bei genügend Schlägereien in Kneipen und mit Wohnwagen-Abschaum dabei. Hatte aber nichts mit dem Billy-Jack-Scheiß zu tun, den du abziehst.«
    Fu kräuselte die Stirn. »Billy Jack?«
    »Egal«, sagte Whalen, schwieg einen Moment und dachte daran, wie er Fu grün und blau geschlagen und blutig an der Straße gefunden hatte. »Dieses Donnybrook – hab dich nie gefragt, was du da eigentlich zu erledigen hast.«
    »Gab ja auch wenig Gelegenheit dazu«, sagte Fu und stellte den Alkohol zwischen Whalens Füße. Fu dachte daran, wie er Whalen zunächst hatte testen wollen, sehen, wie er sich bewegte. Wie er sich ausgemalt hatte, dass er ihn töten würde, nachdem er Mr. Zhongs Geld wiederhatte. Aber Whalen hatte ihn vor diesem Mann namens Elbow gerettet. Fu sah Whalen, den Friedenswächter, nicht länger als Bedrohung an. Und hätte auch nicht sagen können, ob er ihm etwas beibringen konnte. Und so sehr es ihn verwunderte, das zu denken, aber vielleicht war ja sogar das Gegenteil der Fall. »Ich treibe Schulden ein«, erklärte er Whalen. »Als ich den Mann, der uns Geld schuldet, zum ersten Mal traf, erzählte er mir, seine Schwester habe es gestohlen und sei auf dem Weg zum Donnybrook.«
    Whalens Herz raste. »Angus!«, stieß er hervor und ballte die Faust. Er ignorierte den Schmerz, versuchte, sich erneut vom Sitz hochzudrücken. Seine Wirbelsäule knackte und krachte, und Fus linke Handfläche, mit einer unbekannten Kraft dahinter, schob ihn sanft zurück. Whalen hustete, versuchte, zu Atem zu kommen. »Kennst du diesen Mann, der sich Angus nennt?«, sagte Fu.
    Whalen saß da und schnappte nach der Luft, die Fu ihm genommen hatte, japste. »Allerdings … er ist ein Meth-Koch und … ein Mörder. Er ist der Grund, warum ich zum Donnybrook will.«
    Fu erspürte etwas in Whalens Tonfall. »Dem Mann ist nicht zu trauen«, sagte er. »Ich hab ihn kämpfen sehen. Ich dachte, er sei ehrenhaft. Hab mit ihm einen Deal

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