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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt
Autoren: Frank Bill
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drückte die Hüfte nach vorn, bog den Rücken durch. Riss den Kopf des Hundes in der Bewegung mit. Knochen sprangen aus Gelenken, Sehnen verloren ihre Elastizität, und das einzige Herz, das Angus jetzt noch schlagen spürte, war sein eigenes.
    Die Männer und Frauen schrien, waren mehr als außer sich, bildeten ein sonnenverbranntes Knäuel brodelnden Blutdurstes. Sie schüttelten ihre Bierdosen. Rissen sie auf. Bögen weißen Schaums schossen in den Ring und trafen Angus.
    Außer Atem fuhr der sich mit der Zunge über die Lippen, schmeckte Schaum und Blut, die seinen Körper besudelten und verschmierten. Zählte zweihundertvierzig Sekunden, während er das aufgepeitschte Publikum beobachtete, das noch immer »Mehr! Mehr! Mehr!« brüllte. Einen solchen Kick hatte er seit seinen Kämpfen in den Holzarbeitercamps nicht mehr gehabt.
    Ned lag übel zugerichtet vor seinen Füßen. Das kaum merkliche Auf und Ab seines Brustkorbs kontrastierte mit der Reglosigkeit des Hundes an seiner Seite. Hinter Angus wurde das Tor entriegelt, und McGill betrat den Ring, den Rucksack mit dem Crank über der Schulter.
    Angus ging auf McGill und die vier Männer zu, die sich hinter ihm verteilten. Sie hatten lange schwarze Haare und buschige, ungepflegte Kinnbärte, blaue Bandanas um die Köpfe gebunden und die dunkelste Haut im Umkreis von 100 Kilometern. Ihre nackten Arme und Oberkörper waren über und über mit zertrümmerten Totenschädeln, der Zahl sieben und kämpfenden Hunden tätowiert. Jeder von ihnen hatte die Hand an einem Revolver mit extralangem, doppeltem Ladestreifen im Bund ihrer Chinohosen. Der Anführer, der, dem die Tätowierungen bis hinauf ins Gesicht kletterten, sagte: »Diese puta hat Stone Man umgebracht.«
    Angus bereute nichts von dem, was er Ned angetan hatte. Aber der Hund tat ihm Leid. Und er war neugierig, wie McGill darauf reagieren würde.
    Von McGill war außer Zähnen kaum etwas zu sehen, als er gegen die Zuschauer anbrüllte, deren Erregung nur noch mehr aus dem Ruder gelaufen war. »Lass gut sein, Manny, es sind immer noch drei übrig. Der Hurensohn hat den Einsatz bloß erhöht. Morgen muss er Ned beim Brook ersetzen. Keine Sorge, du kriegst das Geld für deinen heißgeliebten Hund. Und noch mehr.« Er klatschte dem Gangmitglied ein Bündel Scheine in die Hand, und die vier trollten sich beschwichtigt.
    McGill zog den Rucksack von der Schulter, hielt ihn Angus hin. »Hier ist dein Crank. Baller dich voll, damit du mir morgen bei den Nebenwetten ein Vermögen einbringst.«
    Angus starrte den Rucksack an, dachte an die Spur der Grausamkeit, die er hinterlassen hatte: ein toter Apotheker, ein toter Hinterwäldler in einem Kleid, ein verprügeltes Schlitzauge und ein verprügelter Barkeeper, außerdem die tote Liz und Ned, der neben einer leblosen Bestie lag, und von dem kaum noch etwas zu hören war. Angus lächelte, als er plötzlich seine Chance erkannte. »Es ist Zeit, dass du deine eigenen beschissenen Optionen abwägst«, sagte er zu McGill.
    *
    In genau dem Moment, als der erste Wärter nach seiner 45er Heckler & Koch griff, trat Fu ihm blitzschnell mit dem rechten Fuß vor den Unterarm, nagelte ihn dem Mann quer vor den Bauch. Fus linke Hand vollführte eine fließende peitschende Bewegung und knallte dem Wärter vor die rechte Schläfe. Die rechte Handfläche landete wie bei einem Aufwärtshaken unter dessen Kiefer. Ließ die Zähne des Wärters klappern und splittern. Fu verpasste dem benommenen Mann einen Doppelschlag vor die Brust, ließ ihn rückwärts in den zweiten Wärter krachen, der seinen Revolver gezogen hatte. Ein Schuss war zu hören, und eine Kugel riss dem ersten Wärter ein Loch ins Kreuz. »Fuck!«, brüllte er.
    Fu ließ sich zu Boden fallen und drehte sich nach links um die eigene Achse, fegte dabei dem dritten Wärter die Beine weg. Der Kopf mit den Willie-Nelson-Locken krachte auf den steinigen Boden, was in seinem ganzen Körper widerhallte. Er verkrampfte alle Muskeln. Fu blieb unten und drosch auf Nase und Mund des Mannes ein. Die Gliedmaßen des Wärters flogen wild durch die Gegend, und Fu presste ihm den rechten Unterarm auf den Kehlkopf, bis der Krampfzustand aufhörte.
    Fu bewegte sich in Schlangenlinien, beide Arme vom Körper weggestreckt wie Flügel. Der zweite Wärter kam mit seinem Revolver auf ihn zu, und Fu sprang hoch. Seine linke Hand formte eine Kralle, die von oben auf den Schädel des Wärters niederfuhr und ihn wie einen Drehmomentschlüssel nach unten
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