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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte
Autoren: Jason Dark
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veränderte sich seine Gestalt auf unheimliche Art und Weise.
    Sie verschwamm, sie verschwand und kehrte zurück. Das alles innerhalb einer Sekunde.
    Vor uns stand ein anderes Wesen.
    Eine Lichtgestalt, ein Engel.
    Und er war bewaffnet!
    ***
    Janet hatte gestoppt. Sie konnte einfach nicht fassen, was sie da zu sehen bekam. Raniel war kein Mensch mehr, auf unsere Augen wirkte er wie ein gläserner Geist, dessen Umrisse in einer Mischung aus grünlichem und hellem Licht schimmerten, zirkulierten, funkelten und so aussahen, als hätte sich Sternenlicht in ihm vereinigt. Seine Waffe war ein Schwert aus Glas!
    Und plötzlich dachte ich an den toten Jeff Goldblatt, dessen Wundränder verglast waren und den Ärzten Rätsel aufgegeben hatten. Ich wußte, wie er umgekommen war. Raniel hatte ihn mit einem geisterhaften Glasschwert getötet.
    Diesmal hielt er es gegen Janet. Sie war keinen Schritt mehr gegangen und stand auf der Stelle, als wäre sie eine mechanische Puppe, deren Räderwerk abgelaufen war.
    »Das… das ist doch nicht wahr, Raniel – bitte, sag, daß es nicht wahr ist.«
    »Es ist wahr…«
    Er hatte mit einer anderen Stimme gesprochen. Sie klang weit entfernt, hell und gleichzeitig dunkel. Im Raum hallte sie noch nach und vermischte sich mit unseren lauten Atemgeräuschen.
    »Denkt an mein zweites Ich, das ich hier zurückgelassen habe. Ich bin gekommen, um es zu bekämpfen, weil es nicht mehr existieren soll. Ihr aber habt mich mit eurem Eintreffen daran gehindert…«
    Es waren seine letzten Worte.
    Bevor ich mein Kreuz hervorholen konnte, um ihn damit zu bannen oder ihn zum Bleiben zu bewegen, glitt er zurück, ohne den Boden zu berühren.
    Er schwang einfach weg.
    Dann war er verschwunden.
    Aufgelöst…
    Eben wie ein Engel reagiert.
    Zurück ließ er drei staunende Menschen…
    ***
    Janet hatte ihre Arme um den Körper gelegt und sich selbst umarmt, als wollte sie sich Wärme spenden. Nur allmählich kam sie wieder zu sich und schaute auf uns.
    Wir standen mittlerweile zusammen und flüsterten miteinander. Janet hatte Raniels Warnung ebensowenig vergessen wie wir, und sie fragte nach dem zweiten Ich.
    Suko gab ihr Antwort. »Wir müssen damit rechnen, daß es hier lauert. Denken Sie an die Flügel der Windmühle. Sie bewegten sich plötzlich, dann immer schneller, als wollten sie uns köpfen. Das kann sein zweites Ich gewesen sein.«
    »Aber wo steckt es? Wo kann ich es sehen? Wie… wie sieht es denn aus, verflucht?«
    »Es wird keine Gestalt haben.«
    »Dann ist es auch ein Geist?«
    »Ein Wesen, ein ES«, sagte Suko. »Es steckt in jedem Menschen. Man sagt doch auch, daß jeder Mensch zwei Seiten hat. Eine gute und eine schlechte. Raniel hat es geschafft, sich von seiner schlechten zu lösen. Er folgt nur mehr seiner guten Seite, wie er meint. Doch er hat es nicht geschafft, die schlechte zu zerstören.«
    »Dann haben wir ihn daran gehindert?«
    »So sieht es aus. Vielleicht hatte er in dieser Nacht alles klarmachen wollen, jetzt aber existiert das andere Ich weiter. Es lauert im Unsichtbaren und hält uns unter Kontrolle.«
    So wie Suko es Janet erklärt hatte, war dem nichts hinzuzufügen. Ich hätte es nicht anders gesagt. Aber ich wollte auch herausfinden, wo sich Raniels zweites Ich aufhielt, und es mußte mir einfach gelingen, es zu locken.
    Dazu brauchte ich mein Kreuz.
    Wieder staunte Janet, als ich in der Mitte des Raumes stehenblieb und den silbernen Talisman hervorholte.
    Er reagierte nicht.
    Noch nicht…
    Dann aber zuckte ein heller Schein über die Umrisse des Kreuzes hinweg und tanzte funkensprühend über meine Handfläche, ohne daß ich etwas davon merkte.
    Gleichzeitig hörten wir wieder das schwere Ächzen der Flügel. Vor dem langen Fenster wanderten die Schatten her, und ich glaubte auch, dieses seltsame HUSCH zu hören, wenn die breiten Flügel außen vorbeiglitten.
    ES hatte sich gemeldet.
    Mit einem Knall fiel die Tür zu.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Janet.
    Suko holte sie zu sich. »Bleiben Sie bei mir. Gehen Sie nicht weg, es fängt an.«
    »Will es uns töten?«
    »Es ist böse.« Suko gab ihr nur eine ausweichende Antwort. Er hatte seinen rechten Arm um Janets Schulter gelegt und sich mit ihr zurückgezogen. Beide standen nicht weit von der Wand entfernt, um mir nicht im Wege zu stehen.
    Suko hatte sicherheitshalber seine Dämonenpeitsche hervorgeholt und einmal den Kreis geschlagen, damit die drei Riemen aus der Öffnung rutschen konnten. Es war schwer vorstellbar,
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