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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte
Autoren: Jason Dark
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betraten einen relativ großen Raum, in dem mir sofort der Staub auffiel, der sich auf zahlreiche Gegenstände niedergelegt hatte.
    Hier war früher einmal gearbeitet worden, davon allerdings sahen wir kaum etwas. Es gab keine Räder mehr und keine Steine. Dafür lehnten an einer Wand ein paar Latten. Zwei Bottiche standen auch noch in der Nähe, es roch nach altem Staub, aber nicht nach Getreide oder Mehl. Ich hatte ebenfalls die Lampe hervorgeholt und leuchtete gegen die Holzdecke. Auch der Boden war mit Holzplanken bedeckt, und ein großer Tisch mit mehreren Schemeln davor bildete die eigentliche Einrichtung dieses Raumes.
    Die Treppe sah am besten aus.
    In einer Kurve führte sie nach oben. Suko hielt sich vor der ersten Stufe auf, hatte den Kopf gedreht. Im Licht der Lampen wirkte sein Gesicht blaß, aber die Spannung auf seinen Zügen war nicht zu übersehen.
    »Hoch?«
    Ich nickte.
    Janet zuckte zusammen. Sie schielte gegen die Decke und stand so angespannt auf dem Fleck, als erwartete sie, jeden Augenblick das dumpfe Geräusch von Schritten zu hören, die dort oben aufklangen und den Schall wie eine finstere Botschaft in die Tiefe schickten.
    »Er ist da!« flüsterte sie.
    »Das glaube ich auch.«
    »Und er wird mir nichts tun!«
    Sie wollte eine Antwort haben, die sie auch von mir bekam. »Ich glaube es auch, Janet. Er wird Ihnen bestimmt nichts tun.«
    »Warum habe ich denn Angst?«
    »Sie waren lange nicht mehr hier. Außerdem ist es Nacht, und die Mühle wirkt jetzt fremd.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    Suko hatte sich bereits auf den Weg gemacht. Er ging keine Steintreppe hoch, die Stufen waren aus Holz gefertigt worden. Jedesmal, wenn er eine betrat, entstand ein klopfendes Geräusch. Es wurde von den Wänden als leises Echo zurückgeweht.
    Die Wände schaute ich mir genauer an. Sie waren trotz der hier herrschenden Mischung aus Kälte und Feuchtigkeit nicht vermodert, sondern zeigten einen dicken Kalkanstrich, der sie wie eine Haut bedeckte und sogar Unebenheiten ausgeglichen hatte. Von außen her hatte ich die Mühle als ein hohes Bauwerk kennengelernt, aber nur in der Mitte hatte Licht gebrannt. Weiter oben war es finster gewesen.
    Janet wollte vorgehen, sie befand sich also in der Mitte. Ich schaute auf ihren Rücken, sie sah gegen den meines Freundes, der mit geschmeidigen Bewegungen Stufe um Stufe erklomm und seinen Weg fand. Nach zwei Etagen öffnete sich unser Blick, und wir schauten in einen sehr großen Raum, der gemütlich eingerichtet war. Wir sahen Regale, Sitzgelegenheiten, auch einen Holzschrank, aber es fehlte etwas, obwohl das Licht der auf einem Ständer stehenden Kugellampe einen sehr angenehmen Schein verbreitete. Das war die Wärme.
    Keine Heizung, in diesen Raum hatte die Kälte hineinkriechen können und von allem Besitz ergriffen.
    Janet ließ meine Hand los und durchwanderte den Raum, wobei sie einige Sätze vor sich hin murmelte und davon sprach, daß sie sich nicht mehr wohl fühlte.
    Ich trat an das bis zum Boden reichende Fenster und warf einen Blick nach draußen.
    Ich sah den Schatten eines Flügels, der über die Scheibe fiel, ich sah auch den Teich, dessen gefrorene Oberfläche wie ein großes Auge glänzte.
    »Es ist keiner hier«, sagte Suko leise.
    Ich drehte mich wieder um. »Raniel muß hier sein, Alter. Wahrscheinlich hat er sich versteckt.«
    »Das kann natürlich sein.«
    Janet hatte uns zugehört. Sie stand in der Mitte des Raumes und rieb ihre kalten Hände. »Ich glaube auch, daß Sie recht haben, Mr. Sinclair. Irgendwo habe ich das Gefühl, ihn zu spüren.«
    »Es gibt noch andere Räume hier.«
    »Sicher.« Erst deutete, dann ging sie auf eine schmale Tür zu, die im Schatten lag. Bevor Janet sie aufziehen konnte, war Suko bei ihr und hielt sie davon ab.
    »Das mache ich.«
    Janet schuf Suko Platz. Er zog die Tür auf – und zuckte sofort wieder zurück.
    Ich hatte nur ihn gesehen. Seine Reaktion zeigte mir, daß er etwas Besonderes entdeckt haben mußte.
    Jemand kam.
    Janet schluckte auf, als sie die Gestalt sah. Sie wollte den Mann ansprechen, doch die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Es war Raniel, der den Raum betrat und sich an mich mit einer Frage wandte: »Sind Sie jetzt gekommen, um mich zu verhaften, Mr. Sinclair…?«
    ***
    »Müßte ich das?«
    Ich hatte sofort eine Frage gestellt und zeigte mich von seinem Erscheinen äußerlich nicht überrascht, was Raniel allerdings gelassen hinnahm und sogar vorging.
    Er strich Janet dabei mit einer
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