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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte
Autoren: Jason Dark
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Boden riß weiter auf.
    Auch ich kippte.
    Es war der Moment, als Janet mit einer geschmeidigen Bewegung zurückglitt, rauh auflachte, ich das Gleichgewicht verlor und daran dachte, daß ich möglicherweise auf meinen Freund Suko fiel. Ich ließ das Kreuz fallen, ohne es eigentlich gewollt zu haben, und schlug beide Hände nach vorn.
    Dadurch bekam ich den Rand des Lochs zu packen, der hart genug war, um mein Gewicht zu tragen.
    Leider benötigte ich beide Hände, um mich daran festzuhalten. Ich hörte das Lachen.
    Kichernd, häßlich und widerlich. Dann näherte sich von oben her eine Gestalt.
    Janet?
    Verdammt, sie hatte sich verändert. Das böse Ich des Gerechten zeigte sich jetzt auch äußerlich. Sie hatte nicht mehr ihren normalen Kopf, sondern den Schädel einer Hyäne mit gelben Bernsteinaugen. Ihre Finger waren zu Krallen geworden, die mich an gebogene Messer erinnerten.
    Sie senkte die Arme.
    Die ›Messer‹ näherten sich mir…
    Sie würden mir die Hände zerstechen.
    Ich mußte bald loslassen, um in die Tiefe zu fallen, aus der ich heftiges Atmen hörte.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Hinter der veränderten Janet erschien lautlos eine durchscheinende Gestalt.
    Raniel kam.
    Nicht als Mensch, er war der Engel mit dem Racheschwert, das er angehoben hatte.
    Ich hing auch weiterhin an diesem verdammten Rand fest und brachte es nicht über mich, die Finger zu lösen.
    Die Faszination einer kurz vor der Erfüllung stehenden Tat hielt mich umfangen.
    Der Gerechte schlug zu.
    Ich wollte die Augen schließen, als ich sah, wie er das gläserne Schwert führte.
    Schräg angesetzt, in Kopfhöhe.
    Er traf.
    Nicht einmal ein Schrei erklang, als der Hyänenschädel davonwirbelte und irgendwo aufprallte. Der Körper stand noch. Aus der Öffnung schossen Flammen hoch, die von Geräuschen begleitet wurden, als würde trockenes Laub rascheln.
    Raniel schleuderte den Torso weg. Dann beugte er sich zu mir herab. Auf seinem ungewöhnlichen, geisterhaften und feinstofflichen Gesicht erschien ein Lächeln.
    »Jetzt habe ich mein zweites Ich selbst vernichtet. Ihr seid zu schwach gewesen. Lauft, rennt, fahrt! Dieser Platz soll nicht mehr bestehen bleiben.«
    Ich hing noch immer am Rand des Lochs, wollte eine Frage stellen, aber Suko rief.
    »Spring endlich!«
    Da ließ ich los.
    Ich prallte auf. Glatt und sicher, ohne mir etwas zu brechen oder zu verstauchen.
    Dennoch half mir Suko auf die Beine. Dabei schaute ich hoch, dem Loch entgegen, und sah den Widerschein des Feuers, der durch die Öffnung fiel und auch unsere Gesichter erreichte.
    Wir rannten so schnell wie möglich weg.
    ***
    Aus sicherer Entfernung starrten wir auf die brennende Mühle, die für uns aussah wie ein schauriges Gemälde. Sogar die Flügel hatten Feuer gefangen, und sie drehten sich auch weiterhin, so daß sie ein Flammenrad bildeten.
    Wir waren beide deprimiert, denn wir dachten dabei an Janet, deren Nachnamen wir nicht einmal kannten.
    Wäre sie nicht bei uns gewesen, lebte sie noch.
    Mein Gott, fühlte ich mich beschissen!
    Aber ich dachte auch an den Gerechten, den wir sicherlich bald wiedersehen würden.
    Wie schnell das geschehen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Doch das ist eine andere Geschichte…
    ENDE
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