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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte
Autoren: Jason Dark
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hier?«
    »Natürlich, da…«
    »Aus dem Ort hinausfahren.« Sie ließ Suko erst nicht ausreden. »Das ist am besten.«
    »Wie Sie meinen.«
    Wir nahmen Janet in die Mitte. So aus der Nähe konnte ich sie mir besser ansehen. Sie gehörte zu den frischen Typen, die auch ohne Schminke auskamen. Die etwas pausbäckigen Wangen zeigten einen leichten Rotschimmer, die Nase stand keck vor, und auch der volle Mund gefiel mir. Viele Biotanten, die Körnerläden führten, waren mager und sahen irgendwie ausgezehrt aus. Dabei wirkten sie oft griesgrämig und in ihrer Schlabberkleidung eingepackt wie Vogelscheuchen. Nicht Janet.
    Sie hatte es ziemlich eilig, schaute sich hin und wieder um, ob uns auch niemand sah.
    »Vermißt Ihre Mutter Sie nicht?« wollte ich wissen.
    »Kaum, denn ich wollte sowieso weg. Hier in Headcorn haben die Häuser Ohren und Augen. Wenn man uns sieht, spricht es sich schnell herum, daß ich mit Ihnen weggegangen bin. Dann weiß meine Mutter natürlich sofort Bescheid und kann sich alles übrige denken.«
    »Was denn?«
    »Das erzähle ich Ihnen später.«
    Ich schloß den Wagen auf und ließ Janet auf dem Beifahrersitz Platz. Suko stieg in den Fond.
    Sie atmete auf, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Mit der rechten Hand wischte sie eine Strähne aus der Stirn. »Da habe ich noch mal Glück gehabt.«
    »Wohin jetzt?«
    »Fahren Sie einfach weiter.«
    Während der Fahrt duckte sie sich, damit sie auch niemand sah. Mir sollte es recht sein. Ich hoffte nur, daß sie uns gute Auskünfte geben würde, mit denen wir etwas anfangen konnten.
    Erst als die letzten Häuser hinter uns lagen und nur mehr Scheunen oder andere Wirtschaftsgebäude am Wegrand standen, atmete Janet auf und kam aus ihrer geduckten Haltung hoch. »Sie können den nächsten Weg an der linken Seite nehmen. Er ist gleichzeitig auch der, der zur Mühle führt, aber halten Sie bitte im Schatten der Scheune.«
    »Wie Sie wollen.«
    Es war mehr ein Pfad. Das Licht der Scheinwerfer fiel über eine Eiskruste, die bläulich funkelte. Reifen hatten Spuren im Schnee hinterlassen, die nun aus einer Eiskruste bestanden. Trotz Winterreifen rutschten wir leicht von einer Seite zur anderen, und neben der Scheune stoppte ich.
    Janet atmete aus.
    Ich schaute noch einmal nach vorn, bevor ich das Licht löschte. Die Mühle war nicht zu sehen, sie stand sicherlich zu weit von unserem Platz entfernt.
    Inzwischen war die Dunkelheit dicht geworden. Auch der Mond war auf dem nachtdunklen Himmel sehr gut zu erkennen. Er stand dort als kalter Kreis.
    Ich drehte mich ihr zu. »Jetzt haben Sie es spannend genug gemacht, Janet. Wie also sieht es aus?«
    Sie nickte. »Ich kenne Raniel.«
    »Gut?«
    Wieder das Nicken. »Man kann sagen, sehr gut. Wir waren einmal zusammen. Für einige Monate, dann aber haben wir uns getrennt, weil es einfach nicht mehr klappte und wir zu verschieden waren.«
    Ich wartete ab, verdaute das Erfahrene. »Es ist Ihnen doch klar, daß meine nächsten Fragen Ihre Intimsphäre berühren werden.«
    »Das denke ich.«
    »Sie sind bereit, mir eine Antwort zu geben.«
    »Soweit ich kann, schon.«
    »Danke.«
    Janet redete davon, daß er nie so richtig bei ihr war, obwohl sie zusammen waren.
    »Wie meinen Sie das?« fragte Suko.
    »Er schien mir gedanklich immer abwesend zu sein.«
    Das konnte stimmen. Zwar kannten wir Raniel kaum, aber so hätte ich ihn auch eingeschätzt.
    »Ist er nie konkret geworden?« fragte Suko weiter. »Hat er nie über seine Probleme gesprochen? Ich meine, wenn man länger zusammen ist, ergibt sich das zwangsläufig.«
    Janet streckte die Beine aus. Als sie einatmete, sah es aus, als wollte sie sich erheben. »Kaum, Inspektor, er war sehr verschlossen. Ich dachte bei ihm immer an eine Auster.«
    »Aber Sie fragten?«
    »Natürlich. Wer nicht fragt, der bekommt auch keine Antwort.«
    »Haben Sie eine bekommen?«
    Sie drehte sich um. »Was denken Sie denn, Inspektor?«
    »Ich denke nicht.«
    »Richtig. Er wimmelte mich regelrecht ab und sprach von einer großen Aufgabe, die er zu bewältigen habe. Er war sehr verschlossen, in sich gekehrt und ging davon aus, das ihn jemand auserwählt hat.«
    »Wer war dieser ihn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hat er nie von einer höheren Macht geredet?«
    Janet schüttelte den Kopf. »Nein, niemals. Er drückte sich nicht konkret aus. Zwischen uns war das Band des Vertrauens dicht, aber gleichzeitig sehr dünn. Ich war mir sicher, daß er mich nicht mit einer anderen Person betrog,
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