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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Autoren: Ugo Bardi
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vergleichsweise leicht fallen. Denn bis dahin wird uns der Benzinmangel längst gezwungen haben, auf Auto und Flugzeug zu verzichten. Unser Hunger nach Energie, Metallen und chemischen Produkten wird sich erheblich reduziert haben. Wir werden wieder in einer kleineren Welt leben, die von unseren Nachfahren vielleicht gar nicht als weniger zufriedenstellend erlebt werden wird.
    Philippe Bihouix arbeitete über 15 Jahre als Ingenieur und Berater in »metallintensiven« Branchen, von der Chemischen Industrie bis hin zur Luft- und Raumfahrttechnik. Er ist Co-Autor des Buchs Que l futur pour les métaux (2010), welches sich unter anderem mit der Verknappung mineralischer Ressourcen und der technischen Limitierung von Recyclingprozessen auseinandersetzt.

Ressourcenknappheit ist unausweichlich
    Wir haben also gesehen, dass sich eine optimistische Sicht der Ressourcenknappheit meist aus einem grundlegenden Fehler speist: dass man nämlich nur die verfügbaren Mengen der Mineralien anschaut, nicht aber die Energiekosten für ihre Gewinnung. Hätten wir geringe Kosten und mehr oder weniger unendliche Energievorräte, stellte Ressourcenknappheit kein Problem dar. Wir könnten eine Universalmaschine bauen und brauchbare Mineralien aus jedem Material gewinnen, das gerade zur Hand ist, aus gewöhnlichem Gestein oder auch aus Abfall. Die Situation ist aber eine andere. Mit den Energiemengen, die wir heute produzieren, können nur konventionelle Erze mit Profit abgebaut werden. Dass es eine Fülle anderer möglicher Quellen geben könnte, von in Ozeanen gelösten Ionen bis hin zu den Planeten und Asteroiden des Sonnensystems, ist eine Illusion. Aus energetischen Gründen ist die Gewinnung dieser Ressourcen viel zu teuer. In Zukunft sind wir also mit dem Problem der Ressourcenerschöpfung konfrontiert, das zunehmend an Bedeutung gewinnt und durch die Tatsache verstärkt wird, dass auch unsere Energieressourcen, vor allem Kohle und Kohlenwasserstoffe, ausgebeutet werden.

Schwarzer Kaviar vom Kaspischen Meer. Bis vor etwa zehn Jahren waren diese blauen Dosen in Russland billig und weit verbreitet. Dann verschwanden sie vom Markt, zeitgleich mit dem Verschwinden ihrer Bezugsquelle: dem Stör aus dem Kaspischen Meer. Schwarzen Kaviar kann man heute immer noch kaufen, er ist aber selten und extrem teuer. Die Jagd nach Kaviar illustriert beispielhaft, wie ein Fanggebiet fast bis zur vollständigen Ausrottung ausgebeutet worden ist. Der Stör ist nicht der einzige Fall einer Ressource, die in der Theorie zwar nachhaltig ist, aber dennoch durch Übernutzung vernichtet wurde.

Kapitel 5
    Die Glockenkurve: ein Modell der Knappheit

Die Glockenkurve
    Die Geschichte der Walfangindustrie illustriert exemplarisch einen nahezu vollständigen Lebenszyklus bei der Ausbeutung einer natürlichen Ressource: Er begann bei Nullproduktion und, nachdem die Ressource komplett verbraucht war, endete er bei Nullproduktion. Wale sind ganz augenscheinlich erneuerbar in dem Sinne, dass sie sich reproduzieren können, doch braucht die Reproduktion ihre Zeit. In der Praxis wurden sie erheblich schneller vernichtet, als sie sich zahlenmäßig hätten erneuern können. Die Wachstums-und Degenerationsprozesse der Walfangindustrie weisen deshalb alle Merkmale der Ausbeutung einer nicht erneuerbaren Ressource auf, wie etwa Öl oder Kohle. So gesehen können wir die historischen Daten zu Produktion und Preis des Walöls als eine wertvolle »Laborsituation« interpretieren. An ihnen lässt sich ablesen, wie eine auf nicht erneuerbare Ressourcen gegründete Industrie funktioniert und wie sich der Lebenszyklus entwickelt bis zu dem Zeitpunkt, wo es keine Ressourcen mehr auszubeuten gibt. Die historischen Produktionsdaten für Walöl lassen sich grafisch als »Glockenkurve« darstellen, die einigermaßen gut mit einer Gaußglocke oder dem Integral einer Lorenzkurve übereinstimmt.
    Die glockenförmige Produktionskurve ist keineswegs auf den Walfang beschränkt. Bei der Untersuchung historischer Kreisläufe der Ressourcenausbeutung stießen wir auf zahlreiche Fälle, bei denen die Produktionskurve eine glockenförmige und symmetrische Gestalt aufweist. Mit dem Kahlschlag der Wälder in Irland lässt sich mindestens ein Beispiel benennen, das sogar noch weiter zurückgeht als der Walfang im 19. Jahrhundert. Auch dort wurde eine erneuerbare Ressource erheblich schneller verbraucht, als sie sich regenerieren konnte. Bäume stellten in Irland wie überall auf der Welt eine hoch
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