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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Autoren: Ugo Bardi
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bedeutet dies, dass nach zwei Zyklen nur noch 30 Kilogramm übrig sind. Die Erschöpfung der Vorräte ist letztlich nicht aufzuhalten.
    Mittel- und langfristige Perspektiven
    Noch ist es nicht akut, aber das Problem wird auf uns zukommen: Wie wird eine Welt ohne Nickel oder Zink aussehen?
    Natürlich werden uns diese Metalle nie vollständig ausgehen. Seit dem späten 19. Jahrhundert haben wir 50 Millionen Tonnen Nickel aus der Erde geholt, davon sind möglicherweise immer noch 35 bis 40 Millionen Tonnen vorhanden, überall in unserer Infrastruktur und in unseren Gebäuden. Nach wie vor lagern weitere 80 bis 100 Millionen Tonnen in der Erde und ein bedeutender Teil davon wird in einer Vielzahl von Objekten unserer Lebensumwelt untergebracht werden. Diese Metalle werden uns noch lange Zeit begleiten.
    Kommt es zu einem allgemeinen Zusammenbruch der Wirtschaft und der Bevölkerungszahl, werden die verbliebenen Menschen über genügend Metalle verfügen. Die Menschheit tritt dann vielleicht in ein postindustrielles Zeitalter ein – nicht als Jäger und Sammler, sondern als Altmetallsammler. Eine solche »Lösung « können wir uns natürlich nicht wünschen und wir müssen weitersuchen und uns die Frage stellen, ob es für diese beiden strategisch wichtigen Metalle nicht Ersatz gibt.
    Die Substitution von Nickel und Zink ist in vielen Fällen theoretisch möglich. Das in großer Menge vorhandene Aluminium eignet sich beispielsweise ebenfalls als Rostschutz – aber die notwendigen technischen Verfahren wären sehr kostspielig. Schutzschichten gegen Korrosion könnten auch aus organischem Material, Plastik oder Farbstoffen bestehen – aber die mechanische Widerstandsfähigkeit dieser Materialien ist nicht so gut wie die von Metallen. Titan ist ein (in der Erdkruste ebenfalls in großen Mengen vorkommendes) Metall, das eine gute natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Rost aufweist und in verschiedenen Anwendungen genutzt werden könnte, für die heute noch rostfreier Stahl eingesetzt wird. Der hohe Schmelzpunkt von Titan macht die Verarbeitung allerdings zu einer teuren Angelegenheit. Die Substitution von Nickel könnte in vielen speziellen Einsatzbereichen möglich sein, aber dafür müssten neue Technologien entwickelt werden. Bei den in Hochtemperatur-Motoren und -Triebwerken verwendeten »Superlegierungen« ist gegenwärtig noch kein Ersatzstoff für die Nickelliegerungen bekannt.
    Eine bessere mittelfristige Strategie wäre es deshalb, auf eine Verringerung der Verlustrate von Nickel und Zink im industriellen Produktionszyklus zu setzen; der Zyklus müsste dazu langsamer ablaufen und an seinem Ausgangspunkt müsste weniger Material zum Einsatz kommen. Um die Verluste zu minimieren, müssen wir den dispersiven Einsatz reduzieren, auf Langlebigkeit der Objekte setzen und unseren Umgang mit Abfall komplett neu organisieren. Bislang machen wir nichts anderes als Nützliches aus dem Boden zu nehmen, um es mit verschmutzenden oder giftigen Stoffen zu vermischen. Es muss jedoch unser Ziel sein, weniger komplexe und leichter zerlegbare Produkte zu entwickeln. Wenn wir das Tempo des Produktionszyklus drosseln wollen, dürfen wir nur noch Produkte entwickeln, die man reparieren oder wiederverwenden kann. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren Ingenieure stolz auf die Entwicklung und Herstellung widerstandsfähiger Produkte und Handwerker gaben ihre besten Werkzeuge an ihre Kinder weiter. Wir werden eine Art »Lowtech« brauchen, die zu widerstandsfähigen, weniger komplexen, leicht reparierbaren und gemeinschaftlich nutzbaren Produkten führt. Ein geringerer Verbrauch bedeutet letztlich außerdem, dass wir lernen müssen, auch mit einem geringeren materiellen Konsum glücklich zu sein.
    All diese Veränderungen können das allmähliche Verschwinden von Nickel und Zink hinauszögern, doch die Erschöpfung der Vorräte ist dennoch unvermeidlich. Vielleicht werden wir irgendwann einmal eine Welt haben, die Rost (wieder) akzeptieren kann. Für einige Anwendungsfelder ist das sicher denkbar, für andere, etwa den größten Teil der Schwerindustrie, wird dies sicher nicht funktionieren. Ohne Nickel-Superlegierungen müssen beispielsweise Turbinen bei niedrigeren Temperaturen betrieben werden, was sie weniger effizient macht. Sollten wir wirklich einmal in eine Situation eintreten, in der ein chronischer Mangel an Nickel und Zink herrscht, sollte uns der Abschied von Teilen der chemischen oder der Öl- und Atomindustrie jedoch
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