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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Autoren: Markus Barth
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mich von ihr getrennt.
     
    Da ich durch Dolores immerhin wieder ans Selber-Putzen gewöhnt war, dachte ich, ich belasse es dabei und verzichte auf eine neue Putzfrau. Aber dann steckte mir ein Kollege einen Zettel mit einem Namen und einer Telefonnummer zu und raunte: «Die ist gut. Richtig gut. Und wenn du sie schlecht behandelst, mach ich dich platt!» Das fand ich so spannend, dass ich Leyla sofort angerufen habe. Leyla war eine höchstens einen Meter sechzig große, drahtige Türkin mit grauem Haar und schmalem Gesicht, die die 60 sicher schon hinter sich hatte und trotzdem wahnsinnig energiegeladen wirkte. Ich hatte die Tür kaum geöffnet, da umarmte sie mich schon, zwickte mir in die Wange und sagte: «Oh, du bist guter Junge, seh ich sofort!» Noch bevor ich antworten konnte, schaute sie zu meinen Fenstern, kniff die Augen zusammen und sagte: «Oh, Fenster sind aber dreckig!»
    Ich hatte einen kurzen Nazi-Britta-Flashback und wollte mich gerade entschuldigen, da rief Leyla schon: «Aber dafür bin ich ja jetzt da!» Dann zwickte sie mir nochmals in die Wange, sagte: «Oh, bist du gute Junge!», legte ihre Jacke ab, schnappte sich einen Putzeimer und fing an, ihn mit Wasser und Spülmittel zu füllen. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
     
    Ich war so begeistert von Leyla, dass ich irgendwann anfing, sie weiterzuempfehlen. Unter anderem an Jochen, einen meiner besten Freunde.
    Eine Woche später kam Leyla zu mir und fragte mit einem komischen Unterton: «Schätzelein, wie gut kennst du diese Jochen?»
    Sie sah dabei ein bisschen aus wie Marlon Brando in «Der Pate». Nur ohne die Katze. Ich fragte vorsichtig: «Wieso?»
    Leyla verzog das Gesicht: «Is nicht so guter Junge wie du. Backofen war so dreckig! Und Toilette … Puh!» Leyla rümpfte die Nase. Ich versicherte ihr, Jochen sei ein nur ganz entfernter Bekannter von mir, was sie sichtlich beruhigte.
    Drei Wochen später bekam ich eine SMS von Jochen: «Weißt du, wann Leyla aus der Türkei wiederkommt? Meine Wohnung hätt’s echt nötig!»
    Ich kam ins Grübeln. Schließlich ist Jochen ein wirklich guter Freund von mir. Ich entschied mich für das einzig Richtige und schrieb zurück: «Keine Ahnung, ich warte auch auf sie.» Dann machte ich Leyla, die gerade meine Fenster putzte, einen Kaffee und beschloss, Jochen in Zukunft nicht so oft zu treffen.
     
    Es war alles so schön mit Leyla. Bis ich eines Tages nach Hause kam und meine Sofakissen neue Bezüge hatten. Orangefarbene Polyesterbezüge mit neongrünen Streifen. Die alten Bezüge hatte Leyla in die Waschmaschine gesteckt, was nach über fünf Jahren bestimmt eine gute Idee war. Ich wusch die Bezüge, zog sie dann wieder auf die Kissen und legte Leylas Bezüge ordentlich gefaltet auf meinen Tisch. Als ich nach Hause kam, waren Leylas Bezüge wieder aufgezogen, meine steckten im Müll.
    Kurz überlegte ich, ob ich darüber hinwegsehen sollte, aber ich machte mir Sorgen um den Rest meiner Einrichtung. Von Kissenbezügen ist es schließlich nur ein kleiner Schritt zu Bettwäsche, Gardinen und Schränken. Ich zog die Kissen also wieder ab und lud Leyla zum Kaffee ein. Nachdem sie mir dreimal in die Wange gezwickt und viermal bescheinigt hatte, dass ich «ein guter Junge!» bin, holte ich die Kissenbezüge hervor und fing an:
    «Leyla, die Kissen …»
    «Ach, Liebchen, hab ich gerne gemacht, kein Problem. Bist du guter Junge!» Zwick!
    Ich lächelte schwach: «Leyla, es ist nur … ich brauche die eigentlich nicht.»
    Leyla lachte: «Liebchen, brauchst du doch Kissenüberzug, wie sieht denn sonst aus?»
    «Aber ich hatte doch Kissenbezüge!»
    «Ja, hässliche. Hab ich neue gekauft. Kein Problem.» Zwick!
    «Aber die neuen …» Ich rang nach Worten. «Also … die passen auch irgendwie gar nicht zu … zum … zu der Tischdecke», stammelte ich vor mich hin.
    Leyla winkte ab: «Kein Problem, kauf ich dir auch neue.» Sie verzog das Gesicht: «Ist sowieso hässlich!»
    «Nein», sagte ich schnell. «Ich finde die nicht hässlich, außerdem passt sie super zu dem Tisch!»
    «Ja, de Tisch …» Leyla schüttelte den Kopf. «De Tisch, de Tisch, de Tisch …» Sie lächelte: «Kann ich dir neue besorge, aber musst du mir helfe trage!» Zwick!
    «Nein, Leyla. Kein neuer Tisch, keine neue Tischdecke und vor allem keine neuen Kissenbezüge. Ich möchte meine Wohnung lieber selber einrichten. Können wir uns darauf einigen?»
    Leyla blies die Backen auf und atmete tief durch. Dann seufzte sie: «Na
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